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Behandlungsmöglichkeiten bei Haarausfall

Dieser Mann
leidet offensichtlich
nicht unter Haarausfall -
oder doch?
Wer unter Haarausfall leidet, fühlt sich in seiner Lebensqualität oft ernsthaft beeinträchtigt. Früher musste jeder Mann und jede Frau sich damit abfinden, dass Haare ausgingen, Therapien gab es nicht.
 

Wollte man sich nicht mit einer Glatze oder mit Kahlstellen abfinden, konnte man höchstens mit einem Toupet oder mit einer Perücke sein Äusseres kaschieren. Hausmittelchen, Tinkturen und Wässerchen gab es früher schon, nur die meisten Anwendungen halfen nicht oder wenn, dann eher psychologisch.

Heute kennt man verschiedene Behandlungsmöglichkeiten des Haarausfalls. Die Behandlung richtet sich nach der Ursache und der Form des Haarausfalls. (Ursachen >>).

Man unterscheidet zwischen vernarbendem und nicht-vernarbendem Haarausfall (Alopezien). Wenn die Haarwurzeln zerstört sind, ist der Haarverlust endgültig, diese Haare kommen nicht wieder. Wenn es sich nur um eine Störung im Haarwachstum handelt, wachsen die Haare zwar nach, fallen aber vor Ende des Haarzyklus aus oder brechen ab.

Behandlung der androgenetischen Alopezie (anlagebedingter, hormoneller Haarausfall)

Diese vererbbare Form des Haarausfalls betrifft meistens Männer. Die Ursache ist eine Empfindlichkeit der Haarwurzeln auf Androgene (männliche Hormone).

Typisch für den anlagebedingten Haarausfall: zuerst fallen die Haare an der Stirn (Geheimratsecken) und später am Hinterkopf aus. Da auch Frauen Testosteron produzieren können sie ebenfalls von dieser Form des Haarausfalls betroffen sein. Bei ihnen lichtet sich das Haar meist entlang des Scheitels aus.

Einmal ausgefallene Haare wachsen nicht wieder nach, da die Haarwurzeln abgestorben sind.

Allgemeine Massnahmen

Praktisch keinen Einfluss beim erblich bedingten Haarausfall haben zusätzliche Aufbaupräparate oder Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamine, Mineralien und Aminosäuren, Gelatine, Kieselerde, Hefetabletten. Auch eine Kostumstellung z.B. auf Eiweiss kann den Verlauf der androgenetischen Alopezie nicht beeinflussen.

Es ist auch unerheblich, ob man die Haare kurz oder lang trägt. Kopfbedeckungen oder Toupets haben ebenfalls keinen Einfluss auf den Verlauf.

Medikamente

Es gibt Medikamente die lokal und solche die auf den ganzen Organismus (systemisch) wirken.

Finasterid: Die Haarwurzeln reagieren sehr empfindlich auf Dihydrotestosteron (DHT), ein Abbauprodukt des Testosterons (männliches Hormon). Dieser körpereigene Stoff schädigt die Haarwurzeln; diese beginnen zu schrumpfen und sterben mit der Zeit ab. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigten, dass der Wirkstoff bei vielen Betroffenen den Haarausfall stoppt. Es wachsen aber keine neuen Haare nach! Dünne Haare können während der Behandlung wieder dicker werden. Das Medikament wirkt nicht nachhaltig. Wenn es abgesetzt wird, geht der Haarausfall weiter.

Nebenwirkungen: In Studien wurden folgende unerwünschte Wirkungen beobachtet: verminderte sexuelle Lust und Erektionsstörungen. Ferner wurde eine Verminderung der Samenergussmenge gemeldet. Bei den meisten Männern gingen diese Nebenwirkungen nach Absetzen der Therapie zurück. Für Frauen ist Finasterid nicht zugelassen.

Pille: Kombinationspräparate aus Östrogen und Gestagen wirken als Gegenspieler zum Testosteron und werden bei Frauen mit schwerem androgenem Haarausfall angewendet. Bei Frauen nach den Wechseljahren werden ebenfalls kombinierte Hormonpräparate verschrieben.

Minoxidil: Minoxidil wird äusserlich angewendet. Ursprünglich wurde der Wirkstoff zur Behandlung von hohem Blutdruck genommen. Bei Patienten, die das Medikament längere Zeit eingenommen hatten, zeigte sich eine verstärkte Körperbehaarung. Darauf wurde das Medikament auch zur Behandlung des androgenen Haarausfalls genutzt.

Bei regelmässiger Anwendung kann es gelegentlich zu Nebenwirkungen kommen: Allergien, Herz-Kreislaufbeschwerden, Kopfschmerzen, Reizungen der Kopfhaut. Das Mittel wirkt nur solange, wie es angewendet wird.

Behandlung des diffusen Haarausfalls

Die Ursachen des diffusen Haarausfalls müssen vor Behandlungsbeginn genau geklärt werden. Mütter leiden nach der Entbindung oft unter diffusem Haarausfall, der nach einigen Wochen von selbst wieder verschwindet. Chronischer Stress, Crash-Diäten und Essstörungen können ebenfalls zu diffusem Haarausfall führen. Hier kann eine psychologische Unterstützung helfen, mit Problemen fertig zu werden.

Ursächliche Krankheiten, die eine Behandlung erfordern:

  • Schilddrüsenfunktionsstörungen
  • Infektionen
  • Hormonmangel
  • Generelle Mangelerscheinungen (z.B. Eisenmangel) können mit entsprechenden Präparaten oder gesunder Ernährung ausgeglichen werden.
  • Stress oder Hormonschwankungen: Ruhe und Entspannungstechniken.
  • Nebenwirkung von Medikamenten: Zytostatika (Medikament zur Krebsbehandlung) fürhen of zu Haarausfall.
  • Saisonalbedingter Haarausfall: verschwindet meist ohne Behandlung.

Behandlung des kreisrunden Haarausfalls (Alopezia areata)

Die kreisrunden, kahlen Flächen sind typisch für eine Alopezia areata. Die Ursachen sind nicht klar, was die Behandlung sehr erschwert. Die wenigsten Behandlungen führen tatsächlich zum Erfolg. Meist wachsen die Haare innerhalb eines Jahres von selbst wieder nach.

Möglichkeiten zur Behandlung: Haartinkturen mit durchblutungsfördernden Wirkstoffen. Dabei wird die Kopfhaut gereizt und das Haarwachstum angeregt.

Zweithaarprodukte

Haarteile oder Perücken, sowie neuere Verfahren, bei denen Haare eingeflochten werden (Hair weaving) sind sehr pflegeaufwändig und meistens vom Resultat her unbefriedigend.

Operation

Seit 1959 wird die Technik der Haarverpflanzung mit eigenem Haar angewendet. Dabei können je nach Stadium des Haarausfalls, Mini-, Mikro- oder Vollhaut-Transplantationen vorgenommen werden.

Die Transplantation ist heute die einzige definitive Behandlungsart der androgenetischen Alopezie beim Mann mit sichtbarem und bleibendem Erfolg. Leider wirkt aber auch heute noch das verpflanzte Haar nicht bei jedem Mann natürlich. Reifere Herren mit etablierter Glatze sind  eher das Zielpublikum für solche Eingriffe als jüngere Männer mit beginnendem Haarverlust.

Der Eingriff sollte von qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt werden. Chirurgen distanzieren sich von Kunsthaar-Implantaten und warnen vor deren Komplikationen, wie Fremdkörperabstossung und chronischen Infektionen.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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