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Henna-Tattoos- schön, aber nicht harmlos

Sonne, Palmen, Strand - wer möchte da nicht etwas exotisch oder sexy wirken. Und so verzieren immer mehr Urlauber ihre gebräunte Haut auf Oberarm, Schulterblatt, Handgelenk, Bauch oder Füssen mit einem Henna-Tattoo.

Zugegeben, die kunstvollen Motive, die von fliegenden Händlern am Strand, auf belebten Strassen und Plätzen mit einer Henna-Lösung auf die Haut aufgebracht werden, sehen toll aus.

Und im Gegensatz zu echten Tätowierungen besitzen die so genannten Temptattoos den Vorteil, dass sie innerhalb kurzer Zeit verblassen, bis sie schliesslich ganz spurlos wieder verschwunden sind. Denn das Naturprodukt Henna färbt nur die oberste Hautschicht - die Epidermis - die sich ständig erneuert.

Harmlose Verzierung?

Eigentlich eine schöne und harmlose Sache. Allerdings nicht immer, denn manchmal nimmt die Haut die "Verschönerungsaktion" übel und reagiert allergisch. Allein im Zürcher Triemli Spital mussten die Ärzte innerhalb von drei Monaten 15 Patienten mit einem Kontaktekzem durch die angeblich ungefährlichen Henna-Tattoos behandeln.

In der medizinischen Fachpresse wurde bereits über rund 53 solcher Fälle berichtet. Nach Einschätzung Experten handelt es sich dabei aber nur um die Spitze eines weit nach unten reichenden Eisbergs.

Vorsicht vor "schwarzem" Henna

Henna ist ein Extrakt, der aus den Blättern des ägyptischen Färberstrauches Lawsonia inermis gewonnen und bereits seit Jahrtausenden zum Färben von Haaren, Nägeln und Haut verwendet wird - am bekanntesten sind die Hand- und Fussbemalungen indischer Bräute. Hoch konzentriert auf die Haut aufgetragen und bei langer Einwirkzeit - zwischen drei bis acht Stunden - kommt es je nach Hauttyp zu einer orangen bis braunen Färbung.

Um die Farben in der Haut dunkler und kräftiger erscheinen zu lassen, eine wirkungsvolle Schwarzfärbung zu erzielen beziehungsweise die Einwirkzeit zu verkürzen, werden der "Henna-Tusche" andere Pigmente beigemischt. Die beliebteste Substanz dabei ist Para-Phenylendiamin (PPD). Es ist in so genanntem "schwarzem" Henna häufig zu finden. Para-Phenylendiamin ist ein Kontaktallergen, das starke bis sehr starke Hautreaktionen und einen über Jahre, manchmal Jahrzehnte dauernden Schaden hervorrufen kann.

Juckreiz kommt meist nach dem Urlaub

Innerhalb von 14 Tagen - also oft erst nach der Rückkehr und wenn das Urlaubsmitbringsel schon verblasst ist - kommt es zu quälendem Juckreiz, starken Schwellungen und Rötungen an der Stelle, wo sich die angeblich harmlose Tätowierung befand. Ein Besuch beim Hautarzt oder Allergologen wird unausweichlich, damit die Stelle fachkundig behandelt werden kann. Ab einer gewissen Entzündungsintensität bleiben flache Narben in Form von hellen Flecken zurück - der Fachmann spricht von einer Hypopigmentierung.

Damit ist es in den meisten Fällen aber nicht getan. Die allergische Reaktion auf Para-Phenylendiamin hat für den Betroffenen wesentlich weitreichendere Folgen. Denn oft kommt es auch beim Kontakt mit artverwandten Stoffen wie p-Toluylendiamin, p-Aminoazobenzol, 4-Aminophenol und 3-Aminophenol zu allergischen Reaktionen.

Spätfolge: eingeschränkte Berufswahl

So kann das eigentlich als harmloses Urlaubsvergnügen gedachte Tattoo dazu führen, dass die Berufswahl eingeschränkt wird. Denn mit einer Para-Phenylendiamin-Kontaktallergie können Berufe wie Friseur, Drucker, Schuhverkäufer, Chemiewerker, Arbeiter in der Textil-, Leder- und Gummibranche oder als Pelzfärber nicht erlernt werden.

Bei einer Ausbildung zum Laboranten, Masseur, Verkäufer in einem Lederwarengeschäft und in der Papier-, Kunststoff- und Zellstoffindustrie wird es voraussichtlich ebenfalls Probleme geben. Aber auch im täglichen Leben macht sich die erworbene Allergie bemerkbar: Der Kontakt mit Zeitungen, verschiedenen Textilfarbstoffen, dunkel gefärbten Schuhen, Werkzeuggriffen, Fahrrad- und Autoreifen führt möglicherweise zu neuen Hautreaktionen, die sich von Fall zu Fall verstärken können.

So können Sie sich schützen

Der beste Schutz ist natürlich, auf das Henna-Tattoo zu verzichten. Wer aber partout nicht ohne dieses Urlaubsmitbringsel nach Hause fahren möchte, kann mit genauem Hinschauen und ein paar gezielten Fragen an den Künstler, der möglicherweise selbst nicht weiss, dass seine Tusche Para-Phenylendiamin enthält, etwas Klarheit erhalten. Natürlich schwarze Henna-Paste gibt es nicht. Bietet der Künstler schwarze Henna-Tattoos an, enthält die Lösung immer zusätzliche Farbpigmente, meist eben PPD.

Weicht der Künstler bei der Frage nach den Inhaltsstoffen aus oder kann sie nicht klar beantworten, lassen Sie ihn besser nicht an die Ihre Haut. Beantwortet er die Frage nach der Einwirkzeit mit einer halben bis zwei Stunden ist dies ebenso ein Hinweis auf den Zusatz von Para-Phenylendiamin wie eine garantierte Haltbarkeit des Tattoos von einer bis zwei Wochen.

Bei Produkten für eine Anwendung zu Hause, empfiehlt sich ein Blick auf die Inhaltsliste ebenfalls. Denn auch sie können PPD enthalten. Sehr selten, aber in Einzelfällen kann der im Henna enthaltene rote Farbstoff Lawson Hautirritationen verursachen. Ein Hauttest, bei der die Henna-Tusche auf eine kleine Stelle aufgetragen und diese dann zwei bis drei Tage beobachtet wird, bringt Klarheit.


mediscope - dzu
3.6.2004

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
 
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