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Ziernarben (Scarification) als Körperschmuck

"Scarification" bedeutet das Anbringen von Ziernarben, und ist seit Jahrtausenden in verschiedenen Kulturen verbreitet. Es diente als Ausdruck für Mut, Manneskraft oder den Familienstand.

In afrikanischen Kulturen wurden die Narben an jungen Mädchen angebracht, wenn sie in die Pubertät kamen, also die Kindheit verliessen, und zur Frau wurden.

Junge Männer bekamen die Narben wenn sie zu Kriegern wurden, um Unerschrockenheit vor Schmerz zu zeigen, und um ihre Entschlossenheit zum Ausdruck zu bringen, im Kampf verwundet zu werden.

Andere Stämme zeigten durch die unterschiedlichen Schnittmuster ihre Stammeszugehörigkeit. So erkannte man an den Narben, die meist an den Schläfen oder an den Wangen geschnitten wurden, zu welcher Familie der Träger gehörte, ob er verheiratet war, und welche Funktion er erfüllte, also ob er Krieger, Schamane oder Hirte war.

Das bekannteste Volk, das sich mit Narben schmückte sind die sogenannten "Krokodilsmenschen" im brasilianischen Regenwald. Ihre Schnittmuster orientierten sich an den Schuppen des Krokodils. Die Narben verliehen dem Träger das Aussehen und somit auch die Kraft des Tieres. Die Narben wurden nur Männern geschnitten, und zwar exakt in der Nacht, in der die Krokodile zur Eiablage an Land kamen.

In neuerer Zeit schmücken sich bis heute Studenten mit Narben, die sogenannten "Schlagenden Verbindungen". Hier wurden die Narben mit Degen und Floretten geschlagen, und mit Essig behandelt, so zeigten die Studenten Mut und Zugehörigkeit zu ihrer Burschenschaft.

Ähnlich wie Branding wurde diese uralte Form der Körpermodifikation in den letzten Jahren wieder neu entdeckt. Durch verbesserte Technik und Hygiene ist es möglich geworden, sehr exakte Muster anzubringen, und auch gesundheitliche Risiken auszuschliessen.

So unterschiedlich wie die Muster, sind auch die Gründe der Menschen, sich für eine Scarification zu entscheiden. Es kann einfach nur Schmuck bedeuten, ein "Einschnitt" ins Leben kann so im wahrsten Sinne des Wortes zum Ausdruck gebracht werden, oder es stellt eine Rückbesinnung auf die alten Formen von Körperkult dar.

Häufige Motive sind Runen, Schriftzeichen, geometrische Muster oder abstrakte Darstellungen von Tieren, Pflanzen und Menschen, vergleichbar mit Höhlenmalerei, indianischer Kunst oder tribaler Ornamentik. So ist die Scarification heutzutage eine Form von Körperschmuck, die für jedermann zugänglich ist, und ähnlich wie die Tätowierung oder das Piercing ihren Platz in unserer Kultur gefunden hat.

Um eine Scarification anzubringen, erfordert es genaue anatomische Kenntnisse, Verantwortungsbewusstsein und eine sterile Arbeitsweise.

Die Verwendung von sterilen Skalpellen, Gummihandschuhen und geeigneten Desinfektionsmitteln muss dabei genauso selbstverständlich sein wie eine ausführliche Beratung, genügend Information und der verantwortungsvolle Umgang mit dem Kunden.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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