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Senkfuss, Plattfuss: Übergewicht und falsche Schuhe als Risiko
Senkfuss, Plattfuss: Übergewicht und falsche Schuhe als Risiko
Als Senkfuss bezeichnet man eine Abflachung des Fussgewölbes, genauer gesagt des Längsgewölbes von der Ferse zum Fussballen. Normalerweise verteilt der gewölbeförmige Aufbau des Fusses das Körpergewicht so, dass zwei Drittel auf der Ferse liegen und ein Drittel auf dem Fussballen. Im schlimmsten Fall kann sich ein Senkfuss zu einem Plattfuss entwickeln, bei dem das Fussgewölbe völlig abgesunken ist und dadurch die gesamte Fusssohle am Boden aufliegt. Senkfüsse sind häufig, ein echter Plattfuss hingegen selten.

Meist tritt der Senkfuss in Verbindung mit einem Knickfuss auf. Bei Betrachtung der Füsse von hinten sind die Fersen nach innen geknickt und der Knöchel steht auf der Innenseite deutlich hervor. Daher spricht man auch vom ''Knick-Senkfuss''.

Bei Kleinkindern ist ein Senkfuss bzw. Knick-Senkfuss häufig und anfänglich normal, da das Fussgewölbe noch nicht völlig entwickelt ist. Die vollständige Ausbildung des Fussgewölbes und der Muskulatur erfolgt erst in den ersten Lebensjahren. Häufiges Barfusslaufen ist für die Ausreifung der kindlichen Füsse das beste Training.

 
Die häufigste Ursache für einen Senkfuss ist eine zu schwache Fussmuskulatur. Eine erhöhte Belastung durch Übergewicht, falsches Schuhwerk oder langes Stehen begünstigen ebenfalls das Entstehen eines Senkfusses. Auch andere Ursachen wie eine falsch verheilte Fersenbeinfraktur oder eine Fehlbelastung des Fusses aufgrund einer anatomisch abweichenden Beinachse (O-Beine, X-Beine) können zu Senkfüssen führen.
Bei Jugendlichen oder jungen Erwachsenen ist der Senkfuss oder Knick-Senkfuss in den meisten Fällen noch beschwerdefrei. Später oder bei echten Plattfüssen treten jedoch verstärkt Schmerzen im Fuss auf. Hinzukommen können Muskelverspannungen am Unterschenkel sowie Knieschmerzen oder Rückenschmerzen bei Belastungen, z.B. beim Joggen.

Anzeichen für einen Senkfuss oder Plattfuss sind:
  • Das Fussgewölbe auf der Innenseite ist abgeflacht.
  • Der Innenknöchel tritt verstärkt hervor. 
  • Die Ferse ist nach innen geknickt.
  • Beim kindlichen Knick-Senkfuss bestehen häufig X-Beine. 
Ein Senkfuss oder Plattfuss ist bereits durch eine einfache Untersuchung der Füsse und oft auch am veränderten Gangbild zu erkennen. Eine spezielle Untersuchung ist die ''Podographie'', bei der ein Fussabdruck angefertigt wird, der die Druckverteilung beim Auftreten zeigt. Ein Röntgenbild des Fusses ist zur Diagnose in der Regel nicht notwendig.

Körperliche Untersuchung

Der Arzt beurteilt die Form der Füsse, die Stellung der Zehen, die Stellung des Innenknöchels und ob der Fuss normal gewölbt oder abnorm abgeflacht ist. Hinweise geben auch Druckstellen (Rötungen der Haut, Hühneraugen, Schwielen). Danach untersucht der Arzt die Funktion vom Sprunggelenk und prüft, ob Schmerzen bestehen.

Spezielle Untersuchungen

Bei der Podographie wird ein Fussabdruck erstellt, der Form und Druckverteilung der Fusssohle anzeigt. Der normale Fussabdruck besteht vorne aus Zehen und Ballen (Vorfuss), dann der taillierte (schmälere) Mittelfuss und hinten der Fersenabdruck. Bei einem Senkfuss ist die Fusstaille deutlich breiter und der Druck im Mittelfussbereich grösser als normal. Beim Plattfuss ist die Fusstaille genauso breit oder sogar breiter als der Vorfuss.


Die Behandlung hängt ab vom Alter des Betroffenen, vom Schweregrad und ob Schmerzen bestehen.

Konservative (nicht operative) Behandlung

Ein Senkfuss oder Knick-Senkfuss lässt sich in den meisten Fällen mit Einlagen und Physiotherapie mit gezielten Kräftigungsübungen gut behandeln. Am besten geeignet sind Einlagen mit stimulierendem Effekt auf die Fussmuskulatur. Zusammen mit den Kräftigungsübungen werden so die Fuss- und Unterschenkelmuskeln gestärkt und das Fusslängsgewölbe wieder stabilisiert.

Bei Kleinkindern mit Knick-Senkfüssen wird der Arzt in vielen Fällen zunächst einmal abwarten, da diese häufig von alleine wieder verschwinden. Wichtig sind aber regelmässige Kontrollen, um nicht den Zeitpunkt für einen doch notwendigen Behandlungsbeginn zu versäumen.

Operation

Bei einem ausgeprägten Senkfuss oder Plattfuss kann eine korrigierende Operation notwendig werden, vor allem wenn starke Schmerzen bestehen. Dabei wird die Achse des Rückfusses korrigiert, um ein nahezu normales Auftreten zu ermöglichen.

 
Bei Kleinkindern fördert häufiges Barfusslaufen in den ersten Lebensjahren die Ausbildung eines gesunden Fussgewölbes und die Kräftigung der Muskeln und Bänder der Füsse. Die Kinder sollen möglichst auf unterschiedlichen unebenen, aber weichen Oberflächen wie Gras, Sand, Erde oder Steinen laufen. Das Fusslängsgewölbe ist bei Kindern erst mit etwa 12 Jahren vollständig ausgebildet.

Wichtig ist, auf geeignetes Schuhwerk zu achten. Die Schuhe sollen genügend gross sein, eine flexible Sohle und eine gut eingefasste Ferse haben.

 

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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