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Toxoplasmose: eine für das Ungeborene gefährliche Infektionserkrankung
Toxoplasmose: eine für das Ungeborene gefährliche Infektionserkrankung

Die Infektion wird durch das Protozoon Toxoplasma gondii hervorgerufen. Es ist bei warmblütigen Tieren weit verbreitet und auf den Menschen übertragbar (Zoonose). Unter den Säugetieren nimmt die Katze eine besondere Stellung ein. Sie ist der Endwirt von Toxoplasma gondii und scheidet den Erreger mit dem Kot aus.

Man unterscheidet zwischen der häufig unauffällig und symptomlos verlaufenden Toxoplasma-Infektion und der relativ seltenen Erkrankung Toxoplasmose. Nach der Infektion besteht ein lebenslanger Schutz gegen eine erneute Ansteckung mit dem Erreger, wenn das Immunsystem nicht erkrankt ist.

Besondere Bedeutung hat die Infektion für Schwangere, da bei einer erstmaligen Infektion während der Schwangerschaft eine Übertragung der Parasiten auf das ungeborene Kind möglich ist und dieses schädigen kann.

Zu unterscheiden ist zwischen einer Infektion nach der Geburt (postnatal) und vor der Geburt (pränatal).

  • Postnatal: Häufig wird der Erreger (Toxoplasma-Zysten) durch den Verzehr von rohem oder ungenügend erhitztem Fleisch, insbesondere vom Schwein oder Schaf, auf den Menschen übertragen. Daneben kann sich der Mensch durch eine Finger- Mund- Übertragung nach Kontakt mit katzenkotverschmutztem Gemüse infizieren. Auch die direkte Übertragung des Erregers nach Kontakt mit Katzen oder ihren Exkrementen (Katzenstreu) von der ungereinigten Hand in den Mund ist möglich (Schmierinfektion).
  • Pränatal: Infiziert sich eine Schwangere erstmalig mit dem Erreger, kann er auf das sich entwickelnde Kind übergehen. Je später die Infektion der Frau im Verlauf der Schwangerschaft stattfindet, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit einer fetalen Infektion. Ist eine Infektion bereits vor einer ersten Schwangerschaft nachgewiesen worden, so ist das werdende Kind vor einer Infektion geschützt.

Beschwerden, die auf eine Toxoplasmose hindeuten können, sind unter anderem:

  • Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Beginn der ersten Beschwerden) dauert in der Regel ein bis drei Wochen.
  • Bei Personen mit gesundem Immunsystem verläuft die Erkrankung in über 90 Prozent der Fälle beschwerdefrei. Dies gilt auch für schwangere Frauen. Sehr selten kommt es zu leichtem Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen, Müdigkeit und Lymphknotenschwellungen im Halsbereich.
  • Bei immungeschwächten Menschen können alle Organe betroffen sein. Am häufigsten wird das Gehirn befallen. Symptome wie Wesensveränderung, Lähmungserscheinungen, Krampfanfälle, Fieber und Kopfschmerzen können die Folge sein.
  • Wird das ungeborene Kind durch die Mutter angesteckt, hängen die Symptome vom Zeitpunkt der Infektion ab. Infektionen im ersten Schwangerschaftsdrittel können das Kind schwer schädigen oder eine Fehlgeburt bewirken. Im zweiten und dritten Drittel der Schwangerschaft bilden sich Krankheitszeichen unterschiedlich schwer aus. Schwere Schädigungen sind seltener, jedoch können 50 Prozent der Kinder, die bei der Geburt keine Krankheitszeichen zeigen, im weiteren Verlauf Spätfolgen wie geistige Verlangsamung oder Entwicklungsstörungen zeigen.

Zur Diagnose einer Toxoplasmose werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:

  • Bei Verdacht auf Toxoplasmose oder Abklärung des Immunstatus (Suchtest negativ/positiv) Blutentnahme zum Nachweis von Antikörpern .
  • Hat sich eine Schwangere nachweislich mit dem Parasiten angesteckt, muss sie umgehend behandelt werden.
  • Durch eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) oder ev. durch Untersuchung des Nabelschnurblutes kann geklärt werden, ob sich auch das ungeborene Kind bereits angesteckt hat.
  • Organveränderungen beim ungeborenen Kind kann der Arzt teilweise in der Ultraschalluntersuchung sehen.
  • Neugeborene und Säuglinge können auf eine angeborene Toxoplasmose getestet werden. Dies geschieht ebenfalls mittels Blutprobe.

Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Zu den bewährten Behandlungsmöglichkeiten gehören:

  • Eine Toxoplasma-Infektion ohne Symptome muss nicht behandelt werden.
  • Eine Behandlung mit Antibiotika erfolgt bei Patienten mit Immunschwäche, bei einer Erstinfektion in der Schwangerschaft oder bei Patienten, die Symptome wie Fieber oder Durchfall haben. Bei Schwangeren hängt die Wahl des Antibiotikums von der Dauer der Schwangerschaft ab.

Der Verlauf der Krankheit ist im allgemeinen günstig (Ausnahmen siehe unter Beschwerden/Symptome). Bei einer Ansteckung bildet der Körper Abwehrstoffe (Antikörper) gegen den Erreger. Dadurch entsteht ein lebenslanger Schutz gegen Toxoplasma gondii.

Es gibt eine Reihe von Verhaltensregeln, die das Risiko einer Ansteckung verringern. Diese Regeln sollten besonders Schwangere, welche noch nicht mit Toxoplasmen infiziert sind, d.h. bei negativem Suchtest, beherzigen:

  • Kein rohes oder nicht völlig durchgekochtes oder durchgebratenes Fleisch essen. Eine sichere Abtötung der Erreger erfolgt bei einer Erhitzung auf mindestens 50°C über 20 Minuten, bei höheren Temperaturen reduziert sich die Zeit entsprechend. Gepökelte Rohdauerwaren sind sicher (Salami).
  • Rohes Gemüse und Früchte vor dem Verzehr waschen.
  • Hände nach dem Zubereiten von rohem Fleisch, nach Gartenarbeiten, nach dem Besuch von Sandspielplätzen und vor dem Essen mit Seife und Bürste waschen.
  • Katzen müssen nicht aus dem Haushalt verbannt werden. Das Tier soll nur Dosen-und/oder Trockenfutter erhalten. Kotkästen sollten durch andere Personen gereinigt werden.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Dr. med. Daniel Desalmand

Daniel Desalmand hatte in Bern Medizin studiert. Nach dem Studium hatte er mehrjährige klinische Erfahrung in Chirurgie und Innerer Medizin erworben bevor er sich dem Wissenschaftsjournalismus zugewandt hatte.
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