Der Beginn der Winterzeit
In der Nacht auf Sonntag geht die Sommerzeit zu Ende. Was geschieht mit der biologischen Uhr und warum leiden viele Menschen unter dem Mini-Jetlag und was kann man gegen die Beschwerden tun?
Morgens um 3 Uhr werden die Uhren um eine Stunde auf 2 Uhr und auf Winterzeit zurückgestellt. Das bedeutet eine Stunde mehr Schlaf oder eine verlängerte Partynacht.
Jeder Mensch folgt seiner eigenen inneren Uhr. Der menschliche Organismus ist so aufgebaut, dass er einem bestimmten Rhythmus folgt, der sich täglich wiederholt.
Diverse biologische Funktionen sind den Schwankungen des Tagesrhythmus unterworfen, z.B. der Blutdruck, der Puls, die Körpertemperatur, die Ausschüttung von Hormonen, z.B. von Glukokortikoiden.
Der maximale Blutspiegel der Glukokortikoide z.B. ist zwischen 6 und 9 Uhr morgens und der Minimalspiegel um Mitternacht. Hier spricht man von einem zirkadianen Rhythmus (24h-Rhythmus). Die Glukokortikoide (auch Stresshormone genannt) sind unter anderem verantwortlich für den Fettabbau in den Muskeln, sie sind schmerz- und entzündungshemmend.
Hormone beeinflussen die innere Uhr
Der Wechsel von Hell und Dunkel (Sonneneinfluss) beeinflusst die innere Uhr besonders. Der zirkadiane Biorhythmus wird auch dann davon beeinflusst, wenn der Mensch von der Aussenwelt abgeschottet ist. Ebenso ist die Ausschüttung des Schlafhormons (Melatonin) dem Hell-Dunkel-Rhythmus unterworfen. Melatonin wird bei Dunkelheit vermehrt ausgeschieden, senkt die Aktivität und macht müde.
Einfluss der Zeitverschiebung
Bereits die kleinsten Schwankungen im biologischen Rhythmus haben Auswirkungen auf den Schlaf-Wach-Rhythmus und somit auf unsere Gesundheit.
Wird die Uhr im Herbst von der Sommerzeit (MESZ) auf die normale Zeit (MEZ) umgestellt, so wachen viele Menschen morgens eher auf und werden abends früher müde. Auch hier gerät der Rhythmus durcheinander. Beim Einen mehr, beim Anderen weniger. Aber kaum jemand bleibt völlig unbeeinflusst. Häufig sind ältere Menschen, Säuglinge und Kinder stärker betroffen, deren Organismus sich mit der Anpassung an Zeitumstellungen schwerer tut.
Eine Anpassungsphase kann mehrere Tage dauern, jeder Mensch braucht aber unterschiedlich lang. Der eine ist nach 4 Tagen bereits wieder in seinem Rhythmus, der andere braucht zwei Wochen.
Die Beschwerden ähneln einem Mini-Jetlag. Bis sich die innere Uhr wieder eingestellt hat kann es zu folgenden Beschwerden kommen:
- Schlafstörungen
- Tagesmüdigkeit
- depressive Verstimmungen
- Schwankungen der Herzfrequenz
- Konzentrationsschwäche
- Gereiztheit
- Appetitlosigkeit, Verdauungsprobleme
Was kann getan werden?
Bei Schlafstörungen sollte auf die Einnahme von Schlafmitteln möglichst verzichtet werden. Wenn es zu ganz schwerwiegenden Problemen kommt (was selten ist), muss ein Arzt aufgesucht werden.
Ansonsten gibt es aus der Naturheilmedizin Kräuter und Tees, die gegen Anspannungen und Schlafprobleme helfen, z.B. Baldrian, Hopfen, Melisse.
Auf Schwarztee (besonders abends), Kaffee, Alkohol, Nikotin und auf schwerverdauliche Nachtessen hingegen sollte wenn möglich verzichtet werden.
Streitgespräche vor dem ins Bettgehen oder ein Thriller im Fernsehen sind auch nicht unbedingt schlaffördernd. Ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft und ein gut durchlüftetes, nicht all zu warmes Schlafzimmer hingegen verhelfen zu einem guten Schlaf.
Entspannungstechniken wie Yoga oder autogenes Training bewähren sich ebenfalls als Schlafhilfen. Kurze Erholungspausen während dem Tag, helfen der inneren Uhr sich wieder einzupendeln.
Ergebnisse einer aktuellen Studie
Eine aktuelle Untersuchung in Deutschland an rund 55’ 000 Menschen am Zentrum für Chronobiologie am Institut für Medizinische Psychologie der LMU zeigte folgende Ergebnisse:
Besonders dramatisch wirkt sich die Zeitumstellung auf die späten Chronotypen (auch Eulenypten genannt) - das sind jene Menschen, die eher spät zu Bett gehen und dafür morgens länger schlafen - aus", so der Studienleiter. Im Gegensatz zu diesen gehen die so genannten Lerchen früh schlafen und stehen früh wieder auf. "Die Unterschiede zwischen den Chronotypen spiegeln sich exakt im Timing der Aktivitätsphasen im Laufe eines Tages wider", betont der Forscher.
Wie schlecht sich die innere Uhr an die Zeitveränderung anpasse, sieht man besonders deutlich an späten Chronotypen, wenn im Frühjahr auf die Sommerzeit umgestellt wird. "Das biologische Timing bleibt einfach auf Normalzeit, während all ihre sozialen Aktivitäten um eine Stunde vorgestellt werden." Die Untersuchungen hätten aber auch gezeigt, dass sich die innere Uhr bei frühen Chronotypen am Beginn der Sommerzeit nicht vollständig umstelle.
Weil die abrupte Veränderung der Uhrzeit nicht den tatsächlichen Zeiten der Dämmerung entspricht, hat selbst die eine Stunde der Zeitumstellung weitreichende Konsequenzen." Die Forscher vergleichen dies mit einer "zwangsweisen" Verschiebung der gesamten Bevölkerung Deutschlands im Frühjahr nach Marokko. "Im Herbst werden alle wieder - ohne Zeitzone und Klima zurückzulassen - zurückgebracht".
22.10.2015