Fahrradfahren schafft Gesundheit und Arbeitsplätze
Fahrradfahren kann in europäischen Grossstädten pro Jahr mindestens 76'600 Arbeitsplätze schaffen und 10'000 Menschenleben retten, wie am Beispiel Kopenhagen aufgezeigt wird. Dies das Fazit einer neuen Publikation, die heute von der UNECE und dem WHO-Regionalbüro für Europa präsentiert wurde.
Wenn in Grossstädten in Europa der Radverkehr denselben Anteil an der Verkehrsleistung erreichte wie in Kopenhagen, würden pro Jahr mindestens 76 600 Arbeitsplätze im Bereich des umwelt- und gesundheitsverträglichen Verkehrswesens entstehen und 10'000 Menschenleben gerettet. So lautet das Fazit einer neuen Publikation, die heute von der UNECE und dem WHO-Regionalbüro für Europa präsentiert wurde.
Mit Neue Chancen erschliessen wird erstmals die Einschätzung vertreten, dass Investitionen in ein „umwelt- und gesundheitsverträgliches Verkehrswesen“ sich nicht nur positiv auf Gesundheit und Umwelt auswirken, sondern sich auch ökonomisch auszahlen.
Verkehrs-, Gesundheits- und Umweltpolitiker kommen in Paris zusammen
Die neuen Befunde werden anlässlich der Vierten Hochrangigen Tagung „Verkehr, Gesundheit und Umwelt“ präsentiert, die von der UNECE und dem WHO-Regionalbüro für Europa organisiert und von Frankreich ausgerichtet wird. Vom 14. bis 16. April 2014 befassen sich in Paris Vertreter der Verkehrs-, Gesundheits- und Umweltministerien der Länder der Europäischen Region mit der Frage, wie durch innovative Verkehrskonzepte nicht nur eine gesündere und umweltfreundlichere Gesellschaft, sondern auch Beschäftigungschancen geschaffen werden können. „Ein effizientes Verkehrswesen ist für das Funktionieren moderner Volkswirtschaften unverzichtbar.
Doch der Verkehr kann sehr schädliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit haben. Deshalb streben wir eine inhaltlich ehrgeizige Erklärung von Paris an, in der staatliche Investitionen in ein umwelt- und gesundheitsverträgliches Verkehrswesen gefordert werden“, erklärt Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Die Dividende aus solchen Investitionen ist beträchtlich und bedeutet neue Arbeitsplätze und mehr Gesundheit für die Menschen, die sich mehr bewegen, seltener im Strassenverkehr verletzen, weniger Lärm ausgesetzt sind und gesündere Luft atmen.“
„Verkehr, Gesundheit und Umwelt bilden ein dynamisches Geflecht von Lebendigkeit und Mobilität in unseren Städten und stellen eine beträchtliche Herausforderung für die Nachhaltigkeit dar, bieten gleichzeitig aber auch grosse Chancen für mehr Lebensqualität“, erklärt Eva Molnar, Leiterin der Abteilung Verkehr bei der UNECE, im Auftrag des geschäftsführenden Exekutivsekretärs Michael Møller. „Auf der Vierten Hochrangigen Tagung wird an die Mitgliedstaaten, die Zivilgesellschaft und die kommunalen und regionalen Behörden appelliert, die Zukunftsvision des THE PEP [Paneuropäisches Programm für Verkehr, Gesundheit und Umwelt] zu unterstützen: Umwelt- und gesundheitsverträgliche Mobilität und Fortbewegung zugunsten nachhaltiger Lebensgrundlagen für alle.“
Kosten des Verkehrs drohen Nutzen zu übersteigen
Verkehr schafft Arbeitsplätze, bietet Zugang zu Freizeitaktivitäten und sichert Lebensgrundlagen. Andererseits können die Gesamtkosten, die sich aus den Umwelt- und Gesundheitsfolgen des Verkehrs ergeben, bis zu 4% des Bruttoinlandsproduktes eines Landes ausmachen. Nach neuen Erkenntnissen ist die überwiegend verkehrsbedingte Verschmutzung der Aussenluft in der Europäischen Region der WHO für knapp 500 000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Mehr als 90 000 Menschen sterben jährlich vorzeitig an den Folgen von Verkehrsunfällen. Fast 70 Mio. Menschen sind übermässgem Verkehrslärm ausgesetzt. Der Verkehr ist für 24% des gesamten Treibhausgasausstosses in Europa und Nordamerika verantwortlich. Indem die bestehenden Verkehrsstrukturen Bewegung verhindern, tragen sie zu vorzeitigem Tod bei; jährlich sind es fast 1 Mio. Fälle.
Die öffentlichen Verkehrsbetriebe – ein bedeutender Arbeitgeber auf lokaler Eben
Die dänische Hauptstadt Kopenhagen gehört zu den führenden Fahrradstädten in Europa; allenfalls Amsterdam kann ihr diesen Führungsrang streitig machen. 26% aller im Stadtgebiet von Kopenhagen zurückgelegten Kilometer entfallen auf das Fahrrad. Dies ist weit mehr als in den meisten anderen Städten in der Europäischen Region. Berechnungen anhand einer einfachen Methodik ergaben, dass 76 600 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen könnten, wenn eine Grossstadt in jedem Land einen mit Kopenhagen vergleichbaren Verkehrsmittelanteil des Radverkehrs erreichte. Solche Arbeitsplätze würden in Fahrradläden und -werkstätten, im Fachhandel für Fahrradbekleidung und -zubehör, in der Städteplanung und bei der Gestaltung neuer Mobilitätskonzepte entstehen. Dies würde zur Verringerung von Treibhausgasemissionen und gesundheitlichen Risiken beitragen und der Wirtschaft vor Ort zugute kommen.
Erklärung von Paris fordert mehr Gesundheit und sozioökonomische Gerechtigkeit
Mit der Erklärung von Paris entwerfen die Länder der Europäischen Region eine neue Zukunftsvision von einer umwelt- und gesundheitsverträglichen Mobilität und Verkehrsgestaltung zur Schaffung nachhaltiger Lebensgrundlagen für alle. Damit werden Gesundheitsförderung und Nachhaltigkeit konkret mit dem Konzept der sozioökonomischen Gerechtigkeit verknüpft.
Dies wird durch neue Ziele und Instrumente ergänzt:
- eine neue Schwerpunktlegung auf die Einbeziehung verkehrs-, gesundheits- und umweltpolitischer Zielsetzungen in die Städte- und Raumplanung;
- die Akademie THE PEP, die auf eine Förderung von Fachwissen und Fähigkeiten im Hinblick auf eine integrierte Verkehrs-, Gesundheits-, Umwelt- und Raumplanung abzielt;
- einen paneuropäischen Gesamtplan zur Förderung von Radfahren;
- stärkere Partnerschaften mit Städtenetzwerken, Organisationen der Zivilgesellschaft und wissenschaftlichen Einrichtungen;
- die Mobilisierung von jungen Menschen und Jugendorganisationen.
17.04.2014