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Infos zum Thema Sucht

Sucht ist ein veralteter Begriff, der eigentlich nur noch in der Umgangssprache Verwendung findet. Da wird er äusserst vielseitig angewandt, das zeigen Begriffe wie Habsucht, Sehnsucht, Eifersucht.

Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) hat den Begriff "Sucht" deshalb durch den Begriff der "Abhängigkeit" ersetzt. Heute werden beide Begriffe häufig nebeneinander genutzt.

Bei bestimmten Substanzen kann es dazu kommen, dass bei dem Versuch, diese zu reduzieren oder abzusetzen, Entzugserscheinungen auftreten. Diese ernsthaften körperlichen und/oder seelischen Störungen führen dazu, dass eine weitere Einnahme zwingend notwendig wird.

Werden verschiedene Substanzen gleichzeitig konsumiert spricht man von einer Politoxikomanie.

Psychische Abhängigkeit

Die psychische Abhängigkeit ist erkennbar am intensivem Verlangen nach dem Suchtmittel, verminderter Kontrolle über die Suchtmitteleinnahme (im Hinblick auf die eingenommene Menge sowie Beginn oder Beendigung des Konsums), Verengung des Lebensstils auf den Suchtmittelkonsum mit Vernachlässigung anderer Lebensbereiche wie Familie, soziales Umfeld usw., Fortsetzung des Konsums trotz destruktiver Folgen sowohl für die körperliche und seelische Gesundheit als auch für die soziale Integration sowie Verstössen gegen gesellschaftlich übliche Regeln der Suchtmitteleinnahme (morgendliches Trinken von Alkohol).

Die psychische Abhängigkeit ist gezeichnet durch das unwiderstehliche Verlangen nach der Substanz; das "Nichtbekommen" der Substanz wird zum Terror, Angst und Unbehagen sind die Folgen. Der Gedanke an den Stoff lässt nichts anderes mehr zu.

Körperliche Abhängigkeit

Nebst der psychischen Abhängigkeit kann sich parallel die körperliche Abhängigkeit, der Körper braucht den Stoff, entwickeln. Daneben zeigt sich die charakteristische Toleranzentwicklung, die Notwendigkeit der Dosissteigerung. Die Substanz wird schneller abgebaut oder die Empfindlichkeit der Organe nimmt zu. Bei Absetzen des Suchtmittels reagiert der Körper mit Entzugssymptomen: Schmerzen, Zittern, Krampfanfälle, Fieber.

Psychische und physische Abhängigkeit müssen nicht gemeinsam auftreten. Die Diagnose eines Abhängigkeitssyndroms kann gestellt werden, wenn drei oder mehr der genannten Kriterien im Jahr vor Diagnosestellung zu trafen.

Polytoxikomanie

Von Polytoxikomanie spricht man, wenn wahllos mindestens drei verschiedene Suchtmittel konsumiert werden, z.B. Alkohol und Schlafmittel und Aufputschmittel. Die Kriterien des Abhängigkeitssyndroms werden hierbei durch die konsumierten Substanzen gemeinsam, jedoch nicht notwendigerweise von jeder Einzelsubstanz erfüllt.

Wichtiges Kriterium ist dabei aber, dass nicht entschieden werden kann, welche Substanz die Abhängigkeit bzw. Störung ausgelöst hat. Oft wissen Betroffene nicht genau, was sie eingenommen haben. Auch, wenn die eingenommenen Substanzen nicht sicher identifiziert werden können, gilt der Begriff Polytoxikomanie.

Die Gewohnheit wird zum Reflex am Beispiel Nikotin

Der kleine Genuss hie und da wird schnell zur Gewohnheit und zum hartnäckigen Bedürfnis: Die Pausenzigarette, die Zigarette nach dem Essen, die Zigarette zum Telefonieren oder Diskutieren, die Zigarette, die gegen Schüchternheit hilft oder ein Unwohlsein vertreibt.

All diese Zigaretten verbinden sich stark mit „ihren" Situationen, sie fangen an, ganz natürlich dazuzugehören. Und werden diese Zigaretten dann nicht geraucht, steigt das merkwürdige Gefühl auf, dass etwas fehlt. Verzichten kommt dann kaum mehr in Frage und der kleine Genuss zwischendurch wird unmerklich zum gedankenlosen Reflex, zur psychischen Abhängigkeit.

Gewohnheit und Verträglichkeit am Beispiel Alkohol

Alkohol ist kulturell in unserer Gesellschaft verwurzelt. Er gehört zu vielen Bräuchen und Gewohnheiten. Die Häufigkeit der Rituale ist dabei nicht unwichtig: kommt es einmal im Jahr oder jeden Tag vor? Die meisten Menschen können ihr ganzes Leben lang Alkohol konsumieren, ohne je darunter zu leiden, da sie in der Lage sind, ihren Konsum zu kontrollieren.

Für jene, die die erwähnten Schwächen mitbringen, birgt der gewohnheitsmässige Konsum ein hohes Risiko, das linear zur Häufigkeit der Rituale ansteigt. Die Abhängigkeit beginnt, sobald das Verhalten zur Gewohnheit wird - schleichend. Die Gewohnheit gewinnt bald einen psychologischen Stellenwert und wird von einer steigenden Verträglichkeit begleitet.

«Da ich mich gut fühle, werde ich mich daran gewöhnen und instinktiv immer ein wenig mehr konsumieren. Plötzlich werde ich mir bewusst, dass es mir nicht mehr gut geht, wenn ich nichts trinke. Ich werde Alkohol brauchen um zu funktionieren, so wie ich Luft zum Atmen brauche. Keinen Alkohol zu konsumieren ist für mich wie das Atmen mit einem Plastiksack über dem Kopf. Ich bin abhängig». (Ein Betroffener)


Mediscope - dzu
04.08.2004

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
 
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