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Das HPV-Virus ist für Genitalwarzen und Feigwarzen verantwortlich
Das HPV-Virus ist für Genitalwarzen und Feigwarzen verantwortlich

Genitalwarzen (auch Feigwarzen oder Kondylome genannt) entstehen durch eine Infektion mit dem humanen Papilloma- Virus (HPV). Dieses wird durch Geschlechtsverkehr oder anderen intimen Kontakt übertragen. Neben Chlamydien- und Herpes-Infektionen gehören Feigwarzen zu den häufigsten sexuell übertragenen Erkrankungen. Junge Frau en mit häufig wechselnden Sexualpartnern sind besonders gefährdet.

Es gibt etwa 100 verschiedene Untergruppen des HP-Virus. Die meisten sind harmlos. Einige Virustypen jedoch können in menschlichen Zellen zur Entartung führen. Aus solchen entarteten Schleimhautzellen kann bei der Frau Gebärmutterhalskrebs entstehen.

Seit Anfang 2007 gibt es eine Schutzimpfung, die gegen Subtypen des HP-Virus 6 und 11 schützen. Dieser Virustyp wird für 90% aller Genitalwarzen verantwortlich gemacht. Ein anderer Subtyp des HP-Virus wird in 70% der Fälle sogar für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich gemacht.

In der Regel wird das Virus durch sexuellen Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Besonders gefährdet sind junge Frauen mit häufig wechselnden Partnern und ungeschütztem Sex.

Kleine Hautverletzungen, Feuchtigkeit, eine geschwächte Immunabwehr sowie vorbestehende Entzündungen sind begünstigende Faktoren für eine HP-Virusübertragung.

Andere Begleitfaktoren können sein: Rauchen, Drogenmissbrauch wie Cannabis und Kokain sowie die Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten. Kinder können während der Geburt über den Geburtskanal von der Mutter angesteckt werden.

HPV-Infektionen können still verlaufen. In diesem Fall gibt es keine äusseren Zeichen. Trotzdem können Betroffene das Virus weitergeben.

Frühestens ein paar Wochen nach der Ansteckung können Warzen beobachtet werden:

  • Einzelne oder in Gruppen auftretende, zuerst stecknadelkopfartige Warzen an den Genitalien und am Anus (bei den Frauen an den Schamlippen und am Gebärmutterhals; bei den Männern auf der Vorhaut, am Penisschaft oder an der Harnröhrenmündung; weiter am Anus oder spür- und sichtbar im Enddarm)
  • Die Wucherungen treten selten einzeln auf; sie neigen dazu, zu einem blumenkohlartigen Gebilde zusammenzuwachsen
  • Bei Oralsex können sich nach der Ansteckung Warzen an der Mundschleimhaut bilden
  • Selten kommt es zu Juckreiz oder Brennen; durch kleine Risse kann Blut austreten
  • Feigwarzen können aber auch so flach sein, dass sie von blossem Auge nicht erkennbar sind

Sichtbare Warzen erkennt der Arzt durch das typische Erscheinungsbild.

Möglichkeit, Feigwarzen sichtbar werden zu lassen: Man betupft die Stellen mit verdünnter Essigsäure; Feigwarzen werden als weisse Felder oder Tupfen sichtbar.

Mittels Spezialmikroskop wird der Arzt den Gebärmutterhals untersuchen, einen Abstrich sowie eine Gewebeprobe entnehmen. Der Abstrich sowie die Gewebeprobe (Biopsie) werden auf das HP-Virus untersucht. Bei bestehenden Feigwarzen nimmt der Arzt zusätzlich eine Rektoskopie (Spiegelung des Enddarmes) vor. Durch eine molekularbiologische Untersuchung kann das Erbgut des HP-Virus ermittelt und damit die Virus-Untergruppe bestimmt werden.

Feigwarzen: Immer die Partner mitbehandeln
Feigwarzen: Immer die Partner mitbehandeln

Feigwarzen heilen in vielen Fällen ohne Behandlung ab. Weil sie sich schnell ausbreiten, ist es aber wichtig, diese regelmässig zu kontrollieren.

Allgemeine Massnahmen

Wichtig: Bei einer Behandlung müssen immer alle Sexualpartner mitbehandelt werden.

Die Therapie hängt von der Form, der Grösse und der Lokalisation der Feigwarzen ab. Chronisch kranke Menschen mit einem gestörten oder schwachen Immunsystem (z.B. Aids -Kranke) müssen unterschiedlich behandelt werden.

Medikamentös

  • Imiquimod: Eine Substanz, die das Immunsystem stimuliert und so die Viren bekämpft; kann als Creme aufgetragen werden; Hautrötung en, Schwellungen und Brennen sind Nebenwirkungen, die auftreten können.
  • Interferon: Spezielles Eiweiss, das bei Virenbefall von den menschlichen Zellen selber produziert wird und so der Infektion entgegenwirkt; kann nach chirurgischer Behandlung als Gel aufgetragen werden.

Andere Behandlungsmöglichkeiten

  • Betupfen der Warzen mit einer verätzenden Lösung (Podophyllotoxin); Nebenwirkung: Schmerzen und Reizung der Haut
  • Trichloressigsäure: Wird vom Arzt in Abständen aufgetragen; Nebenwirkung: Schmerzen und Brennen der Haut. Die Behandlung muss mindestens während 3 Monaten fortgeführt werden
  • Kälteanwendungen (Kryotherapie): Vereisung der Warzen mit flüssigem Stickstoff

Chirurgisch

Unter örtlicher Betäubung können Feigwarzen mit Laserstrahlen, durch Elektrokoagulation oder mit dem Skalpell entfernt werden. Rezidive (erneutes Auftreten von Feigwarzen) sind jedoch häufig.

Trotz Behandlung ist die Rückfallquote gross. Auch abgeheilt können Feigwarzen wieder auftreten. Regelmässige Kontrollen sind deshalb wichtig. In etwa 20-30% der Fälle ist trotz konsequenter Therapie mit einem Wiederauftreten (Rezidiv) zu rechnen.

Bestimmte Untergruppen der HP-Viren haben die Tendenz, menschliche Zellen entarten zu lassen. Aus diesen bösartig-gewordenen Zellen kann Gebärmutterhalskrebs entstehen.

Feigwarzen, Genitalwarzen: Kondome schützen auch den Partner/in
Feigwarzen, Genitalwarzen: Kondome schützen auch den Partner/in

Die Viren werden meistens durch Geschlechtsverkehr übertragen. Kondome bieten zwar keine 100-prozentige Sicherheit, können das Ansteckungsrisiko aber deutlich senken.

Gegen risikoreiche HPV-Stämme, die für Gebärmutterhalskrebs verantwortlich gemacht werden, ist seit einigen Jahren in der Schweiz eine Impfung zugelassen. Die Impfung zeigte in Studien einen hohen Schutz vor der Entstehung von Warzen durch HP-Viren.

Die Impfung sollte bereits vor dem ersten Sexualverkehr erfolgen. Studien haben gezeigt, dass der Impfschutz bei bestehender HP-Infektion keinen therapeutischen Effekt hat.

Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt deshalb die Impfung allen jungen Frauen von 11 bis 14 Jahren. Die Impfung ist zugelassen für Kinder und Jugendliche zwischen 9 und 15 Jahren sowie für junge Frauen bis 26 Jahre.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Dr. med. Daniel Desalmand

Daniel Desalmand hatte in Bern Medizin studiert. Nach dem Studium hatte er mehrjährige klinische Erfahrung in Chirurgie und Innerer Medizin erworben bevor er sich dem Wissenschaftsjournalismus zugewandt hatte.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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