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Reizdarm: Störung der Darmfunktion durch Stress
Reizdarm: Störung der Darmfunktion durch Stress

Bei einem Reizdarm ist die Darmfunktion beeinträchtigt, häufig bei Belastungssituationen oder Stress.  Die Krankheit zeichnet sich aus durch Bauchschmerzen und abwechslungsweise Verstopfung oder Durchfall. Bei einem Reizdarm, auch Colon irritabile genannt, kann keine organische Ursache wie Entzündung oder Darmkrebs für die Verdauungsstörung gefunden werden. Die Beschwerden werden durch Bewegungsstörungen des Dickdarms, eine erhöhte Darmwandspannung und durch Störungen der Schleimproduktion im Darm hervorgerufen. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer.

Die Störung bringt einen grossen Leidensdruck mit sich, ist aber ungefährlich.

Da bei einem Reizdarm keine organischen Ursachen oder Schäden gefunden werden können, vermutet man einen Zusammenhang mit Belastungssituationen und Stress. Bei Betroffenen scheinen die Nerven, welche den Darm versorgen, sehr sensibel auf Reize zu reagieren. Man spricht von viszeraler Hypersensibilität.  Aber auch Nahrungsmittelüberempfindlichkeiten oder Hormonstörungen werden als Ursache diskutiert.


Reizdarm: Bauschmerzen, Durchfall, Blähungen
Reizdarm: Bauschmerzen, Durchfall, Blähungen

Die Beschwerden bei einem Reizdarm können individuell sehr unterschiedlich sein. Am häufigsten klagen Betroffene über Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall oder Verstopfung. Aber auch Übelkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen oder Schlafstörungen können mit einem Reizdarm vergesellschaftet sein.

Abhängig vom hauptsächlichen Auftreten der Beschwerden werden  3 Typen von Reizdarm  unterschieden:

  • Obstipationstyp (Obstipation = Verstopfung): harter Stuhl, Stuhlentleerung erschwert, Passagezeit durch den Darm verlängert.
  • Diarrhoetyp (Diarrhoe = Durchfall): Dünne Stühle, vermehrter Stuhldrang, Passagezeit durch den Darm verkürzt.
  • Alternierender Typ: morgendliche sich wiederholende Stuhlentleerungen.
Reizdarm: Labortests zum Ausschluss anderer Erkrankungen
Reizdarm: Labortests zum Ausschluss anderer Erkrankungen

Die Diagnose des Reizdarms ist eine Ausschlussdiagnose. Erst wenn keine anderen Ursachen für die Verdauungsstörungen gefunden werden können, kann die Diagnose Reizdarm gestellt werden. Zum Ausschluss von anderen Ursachen wie Entzündung, Infektionen oder Krebserkrankungen werden verschiedene Laboruntersuchungen und häufig auch eine Darmspiegelung durchgeführt. Zu den häufigen Untersuchungen gehören:

  • Laboruntersuchung zum Ausschluss anderer Krankheiten wie  Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit; Gluten- Allergie (Zöliakie); Magengeschwür;   Infektionen, Parasiten (Würmer); chronische Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn
  • Stuhluntersuchung
  • Eventuell Darmspiegelung  oder Röntgenuntersuchung mit Kontrastmittel
Reizdarm: Stressminderung und Entspannung sind wichtig
Reizdarm: Stressminderung und Entspannung sind wichtig

Betroffene leiden oft unter der Angst, an einer schwerwiegenden Darmerkrankung zu leiden. Häufig werden die Beschwerden schon als leichter empfunden, wenn klar ist, dass keine Krebserkrankung dahintersteht. Je nachdem, welche Beschwerden bei einem Reizdarm im Vordergrund stehen, kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten in Betracht:

  • Diät: Echte Nahrungsmittelintoleranzen sind beim Reizdarm sehr selten nachweisbar. Bei Patienten, die über Blähungen klagen, kann eine Einschränkung an blähenden Nahrungsmitteln wie Bohnen, Zwiebeln usw. zu einer Beschwerdereduktion führen.
  • Fasern und Ballaststoffe sind bei Patienten mit Reizdarm vom Obstipationstyp sinnvoll.
  • Viele Patienten profitieren von einer FODMAP-armen Diät. FODMAP stammt aus dem Englischen und bezeichnet Zuckerverbindungen, die im Gemüse Obst oder Brot vorkommen (Fermentable Oligo-, Disacharide, Monosaccharide And Polyols). Diese Zuckerverbindungen begünstigen die Entstehung von Gasen im Dickdarm durch Fermentierungsprozesse.
  • Spasmolytika (krampflösende Medikamente) haben v.a. bei Patienten mit Schmerzen und Stuhldrang nach einer Mahlzeit eine nachgewiesene Wirkung.
  • Antidiarrhoika (Durchfallhemmende Medikamente) werden bei Patienten mit Reizdarm vom Diarrhoetyp eingesetzt.
  • Antidepressiva sind v.a. bei einer zusätzlichen psychiatrischen Grunderkrankung (Depression, Angst) sinnvoll.
  • Psychotherapie, Entspannungstechniken und Hypnose haben einen nachgewiesenen Effekt.
  • Die Verabreichung von Lactobacillus plantarum und chinesischen Kräutern zeigten einen Effekt.
  • Erste Studienresultate weisen darauf hin, dass Akupunktur bei der Behandlung des Reizdarms wirksam sein kann.
  • Bio-feedback ist vor allem bei schmerzhafter Stuhlentleerung erfolgversprechend.

Ein Reizdarm-Syndrom ist nicht gefährlich, es führt nicht zu Krebs. Trotzdem beeinträchtigt es die Lebensqualität stark. Die Beschwerden können ein Leben lang auftreten. Sie können zu- oder abnehmen und auch für einige Zeit abklingen. Rund die Hälfte der Betroffenen werden aber längerfristig völlig beschwerdefrei.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Dr. med. Daniel Desalmand

Daniel Desalmand hatte in Bern Medizin studiert. Nach dem Studium hatte er mehrjährige klinische Erfahrung in Chirurgie und Innerer Medizin erworben bevor er sich dem Wissenschaftsjournalismus zugewandt hatte.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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