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Schuppenflechte, © Milan Lipowski / Fotolia
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Schuppenflechte, © Milan Lipowski / Fotolia

Bei der Psoriasis (Schuppenflechte) handelt es sich um eine nichtansteckende, chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung, die mit erhöhter Schuppenbildung der Haut einhergeht. Die Krankheit kann still verlaufen mit leicht erhöhter Schuppenbildung, oder so schwerwiegend sein, dass das ganze Leben des Betroffenen massiv eingeschränkt wird.

Typisch sind scharf begrenzte, rote, erhabene, teils juckende Herde, die mit silberweissen Schuppen bedeckt sind. Am häufigsten ist die Haut im Bereich der Ellenbogen und Knien, die behaarte Kopfhaut und die Kreuzbeingegend betroffen. Auch die Gelenke können bei Psoriasis betroffen sein.

Psoriasis kann weitervererbt werden und kommt bei hellhäutigen Personen häufiger vor. Frauen und Männer zwischen 15- bis 40-jährig sind etwa gleich häufig betroffen.

Psoriasis" leitet sich vom griechischen Wort "psora" ab, was "Jucken" bzw. "Kratzen bedeutet. Früher wurde die Schuppenflechte noch mit der von den Milben verursachten Krätze verwechselt.

Man unterscheidet verschiedene Formen von Psoriasis:

  • Psoriasis vulgaris: Sie ist die häufigste Form der Schuppenflechte; es bilden sich auf der gesamten Körperoberfläche schuppende, juckende Herde.
  • Guttata-Typ der Psoriasis vulgaris: Diese oft stark juckende Form tritt häufig nach Infektionen auf und ist durch zahlreiche kleine Psoriasisherde gekennzeichnet (guttata bedeutet punktförmig); sie kann in eine grossflächige Schuppenflechte übergehen.
  • Psoriasis- Arthritis: bei dieser Form erkranken die Betroffenen zusätzlich an Arthritis, vor allem der Finger- und Zehengelenke.
  • Psoriasis pustulosa: Hierbei handelt es sich um eine seltene Sonderform der Schuppenflechte, mit Bildung von eitrig gefüllten Blasen auf geröteten Haut stellen. Es können nur einzelne Stellen (z.B. Handflächen und Fusssohlen) oder aber auch die gesamte Haut betroffen sein.

Bis heute sind die Gründe der Entstehung einer Schuppenflechte noch nicht klar. Eine gewisse genetische Veranlagung scheint zu bestehen, die Krankheit wird aber nicht in jedem Fall weitervererbt. Auch immunbiologische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen.

Ebenso gibt es eine Reihe von Faktoren, die eine Schuppenflechte zum Ausbruch bringen, respektive einen Schub auslösen können:

  • Alkohol- und Nikotinkonsum
  • Emotionaler Stress
  • Stoffwechselstörungen
  • Übergewicht
  • Hormonelle Faktoren
  • Bestimmte Medikamente (z.B. Betablocker, ACE-Hemmer, Lithium, Malariamittel oder bestimmte Rheumamittel)
  • Äussere Verletzungen
  • Klimatische Veränderungen

In einigen Fällen scheint die Ernährung ebenso eine Rolle zu spielen, hier fehlen aber wissenschaftlich fundierte Daten.

Bei Alkohol, Nikotin und Stress ist es nicht eindeutig erwiesen, ob diese Faktoren als Ursache oder aber als Folge der Krankheit gelten sollen. Häufig ist wohl beides der Fall. Auch Infektionen durch Bakterien wie z.B. eine Mittelohrentzündung oder Angina, aber auch durch Viren oder Pilze, können verantwortlich sein.


Beim gesunden Menschen erneuert sich die Haut innerhalb von 26 bis 27 Tagen; bei Psoriatikern ist diese Zeitspanne durch den Angriff des Immunsystems auf sechs bis sieben Tage verkürzt.

Es entsteht eine glänzende, silbrig-weisse, trockene Schuppenschicht und die Haut juckt extrem. Es können sich auch Risse oder Blasen auf der Haut bilden. Betroffen können fast alle Hautbereiche des Körpers sein, sowie auch Gelenke und Nägel.

Die Herde können als vereinzelte, scharf begrenzte Flecken auftreten, aber auch zusammenfliessen und weitflächig ganze Körperpartien bedecken. Am häufigsten sind die Innenseiten der Ellbogen sowie die Hautregion am Kniegelenk betroffen. Alte Stellen können immer wieder davon betroffen werden. Es können sich aber auch regelmässig neue Flecken an neuen Stellen bilden oder ganz verschwinden.

In den meisten Fällen diagnostiziert der Hautarzt eine Psoriasis bereits aufgrund der typischen Haut- und/oder Nagelveränderungen. Aufschluss geben auch Beschwerden wie Jucken, trockene Haut und wandern der Flecken.

Werden die Schuppen vom Arzt durch Kratzen entfernt, hellt der schuppige Belag auf und sieht aus wie Kerzenwachs (sogenanntes Kerzenphänomen); wird weiter gekratzt, lässt sich ein glänzendes Häutchen, das sogenannte "letzte Häutchen" entfernen und es treten punktförmige Blutungen auf (sogenannter "blutiger Tau").

Im Zweifelsfalle kann eine Gewebeprobe die Diagnose bestätigen.

Zwar ist die Schuppenflechte bis heute nicht heilbar, in den meisten Fällen lässt sich der Hautbefund jedoch mit den zur Verfügung stehenden Therapien deutlich bessern.

Lokaltherapie - Medikamente zur äusserlichen Anwendung:

Bei leichter bis mittelschwerer Psoriasis wird in erster Linie lokal behandelt, d.h. in Form von Salben oder Crèmes. Zum Einsatz kommen folgende Wirkstoffe:

  • Salicylsäure und Harnstoff (Urea): Weichen die Hornschuppen auf und halten die Haut geschmeidig
  • Dithranol und Vitamin D-Präparate: Verringern die gesteigerte Zellaktivität der Haut
  • Kortison präparate: Entzündungshemmend
  • Retinoide (Vitamin A-Abkömmlinge): Vorsicht: nicht in der Schwangerschaft anwenden!
  • Teerpräparate: Wegen häufigen Nebenwirkungen immer seltener verwendet

Welches Präparat das für Sie geeignete ist, hängt von der Art und der Ausprägung der Erkrankung ab. Bei einem akuten Schub sollte die Haut eher vorsichtig behandelt und so weit wie möglich in Ruhe gelassen werden. Hartnäckige Herde hingegen erfordern eine intensive und konsequente äusserliche Behandlung. Regelmässige Kontrollen durch den Hautarzt sind wichtig, da manche äuserlichen Medikamente wie Harnstoff oder Teerpräparate auch eine geringe hautreizende Wirkung haben können.

Die Lokaltherapie kann mit den anderen Behandlungsformen gut kombiniert werden.

Systemische "innerliche" Therapie

Bei mittleren bis schweren Fällen erfolgt eine systemische Behandlung; d.h. die Medikamente werden in Form von Tabletten, Kapseln, Spritzen oder Infusionen verabreicht. Die häufigsten Wirkstoffe dazu sind:

  • Methotrexat (MTX): MTX wird schon viele Jahre in der Rheumatherapie eingesetzt und ist auch bei Psoriasis mit oder ohne Gelenksbeteilgung wirksam.
  • Fumarate: Wirken gegen die Entzündungsvorgänge bei der Psoriasis
  • Retinoide (Vitamin A-Abkömmlinge): Diese werden häufig mit der Phototherapie kombiniert. Sie beeinflussen das Wachstum und die Ausreifung von Hautzellen und wirken gegen die Entzündung in den Psoriasisherden. Vorischt: Retinoide dürfen nicht in der Schwangerschaft eingenommen werden!
  • Kortisonpräparate: Kortison eignet sich aufgrund der Nebenwirkungen nicht zur Langzeitbehandlung; ausserdem kommt es nach Absetzten der Kortisonbehandlung häufig zu einer Verschlechterung des Hautbefundes.

Photo- und Lichttherapie

Neben Medikamenten zur äusserlichen und innerlichen Behandlung wird auch ultraviolette Strahlung (UV-Licht) zur Therapie der Psoriasis eingesetzt. Hier wird sowohl UV-A als auch UV-B-Licht verwendet. Die Bestrahlung wirkt hemmend auf die fehlgeleiteten Immunvorgänge in der Haut. Um die Wirkung der schwächeren UV-A Strahlung zu erhöhen, wird diese oft mit Medikamenten aus der Gruppe der Psoralen kombiniert (P-UVA-Therapie genannt), welche die Lichtempfindlichkeit der Haut erhöhen.

Die Therapie mit UV-Licht muss jedoch zeitlich begrenzt werden, da sich ansonsten das Risiko für Hautkrebs erhöht.

Neue Therapien mit "Biologicals"

Mit zunehmend besserem Verständnis der Entstehungsmechanismen der Psoriasis, richtet sich das Interesse der Forschung nicht mehr so sehr auf die Rolle der gestörten Hautzellen, sondern vielmehr auf die fehlgeleiteten Immunvorgänge und dem Entzündungsgeschehen in der Haut als wesentliches Element dieser Autoimmunerkrankung.

Neue Medikamente, die sogenannten "Biologicals", die biotechnisch aus menschlichen Eiweißen hergestellt werden, wirken gezielt gegen die Entzündungsprozesse, die für die Psoriasis verantwortlich sind. Sie werden dem Körper mittels Injektion zugeführt, da sie bei oraler Einnahme im Magen verdaut werden würden, bevor sie wirken können. Da diese Medikamente noch sehr teuer sind, werden sie vorwiegend nur bei Patienten eingesetzt, die von der Erkrankung sehr geplagt sind oder auf andere Therapien nicht angesprochen haben.

Pflanzliche Wirkstoffe (Phytotherapie)

Auch bei der Psoriasis können pflanzliche Wirkstoffe hilfreich sein. Dazu zählen Präparate mit Aloe vera, Kamille, Ringelblume, Stiefmütterchen, Virginische Zaubernuss oder Cayenpfeffer. Sie wirken gegen Entzündungen der Haut, lindern den Juckreiz und fördern die Wundheilung.

Die Psoriasis ist bisher nicht heilbar. Bei vielen Patienten verläuft die Erkrankung schubweise, d.h. sie haben zwischendurch immer wieder Zeiten, in denen die Psoriasis nicht in Erscheinung tritt. Schübe können im Verlauf des Lebens aber immer wieder auftreten. Bei manchen Betroffenen verläuft die Erkrankung aber kontinuierlich fortschreitend, mit immer ausgedehnterem Hautbefall.

Durch eine optimale, individuell auf den Patienten angepasste Therapieplanung, lässt sich oft eine weitgehende Erscheinungsfreiheit und somit eine gute Lebensqualität erzielen.

Am allerwichtigsten sind die hygienischen Massnahmen und die Pflege der Haut. Milde, reizarme, rückfettende Dusch- und Badezusätze verwenden; Fettsalben oder fette Crèmes helfen den Eigenschutz der Haut zu fördern.

UV-Licht (Aufenthalt in der Sonne), Baden im Meer (hoher Salzgehalt) scheinen eine beruhigende Wirkung auf die Psoriasisherde zu haben. Allerdings kann eine übermässige UV-Bestrahlung der Haut auch schaden (Hautkrebsrisiko!). Risikofaktoren wie übermässiger Alkoholkonsum oder Stress sollten vermieden werden.

Nahrungsergänzungsmittel wie Zink und Fischöl scheinen eine Besserung der Hautbeschwerden zu bringen.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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