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Windpocken: typischer stark juckender Hautausschlag
Windpocken: typischer stark juckender Hautausschlag

Bei den Windpocken (bei uns spitze oder auch wilde Blattern) handelt es sich um eine sehr ansteckende Kinderkrankheit. Das verursachende Virus der Windpocken ist auf der ganzen Welt verbreitet. Er wird durch Tröpfcheninfektion (Niesen, Husten, Sprechen) übertragen. Meistens verläuft die Krankheit harmlos. Die Erkrankung hinterlässt bei 80% aller Patienten eine lebenslange Immunität.

Die Krankheitsfälle konnten weltweit dank der Impfung stark reduziert werden. In der Schweiz existiert diese Impfung nicht.

Der Erreger ist das Varicella-Zoster-Virus aus der Gruppe der Herpesviren. Die Krankheit ist bereits übertragbar, wenn der betroffene Keimträger selber noch nicht erkrankt ist. Die Inkubationszeit (die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt ca. 2-3 Wochen.

Risikogruppen

Ältere Menschen, kleine Kinder (Säuglinge) und chronisch kranke Menschen (z.B. mit Leukämie, HIV/ Aids) sind besonders gefährdet.

Besonders gefährlich sind Windpocken während der Schwangerschaft. In der Frühschwangerschaft kann das Kind im Mutterleib infiziert werden - schwere Fehlbildungen sind die Folge. Auch Infektionen in der Nähe des Geburtstermins führen oft zu schweren Krankheitsverläufen beim Neugeborenen.

Der juckende Hautausschlag mit Bläschen ist das typischste Zeichen der Erkrankung. Der Hautausschlag beginnt als kleine, rote Flecken. Sehr schnell bilden sich Blasen, die nach 1 bis 2 Tagen verkrustet sind. Dieser Zyklus wiederholt sich und dauert etwa sechs Tage. Nach 2-3 Krankheitstagen zeigen sich verschiedene Stadien des Ausschlags: Kleine rote Flecken/Knötchen, Bläschen (mit Eiter gefüllt) und Verkrustungen (man nennt dies Sternenhimmel).

Meistens beginnt der Ausschlag im Gesicht, am Haarboden und am Rumpf. Der Ausschlag kann sich auch auf Arme, Beine und die Schleimhäute (Mund, Geschlechtsteile) ausbreiten.

Weitere Beschwerden sind:

  • Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen, meist bereits vor dem Hautausschlag, allerdings nicht zwingend
  • Reduzierter Allgemeinzustand
  • Erwachsene fühlen sich während der Krankheitsphase kränker als die Kinder (Kinderkrankheit)

Der Arzt stellt die Diagnose aufgrund der Krankengeschichte und des Augenscheins der Bläschen.

Die Virusinfektion an und für sich kann nicht effektiv therapiert werden. Behandelt werden nur die Beschwerden, mit juckreiz -, schmerzstillenden und fiebersenkenden Mitteln. In ganz schweren Fällen oder bei Risikopatienten kann vom Arzt ein antivirales Medikament verschrieben werden.

Was können Sie selber tun?

  • Bläschen nicht aufkratzen, Fingernägel schneiden und/oder Handschuhe tragen bei der Pflege des Patienten
  • Kälte hilft, den Juckreiz einzudämmen. Mentholpuder 1% aus der Drogerie/Apotheke hat eine kühlende Wirkung
  • Kinder sollen bei Krankheits- und Unwohlgefühl zu Hause bleiben
  • Besuche bei Schwangeren und im Altersheim sind in der Infektionsphase (Bläschen) zu vermeiden

In der Regel sind keine Komplikationen zu erwarten, die Krankheit heilt meistens innert sieben bis zehn Tagen ohne Folgen ab.

Es sind aber auch Zweitinfektionen bei denjenigen Menschen beobachtet worden, bei denen die Erkrankung sehr früh oder relativ schwach aufgetreten war.

Durch latent vorhandene Viren kann ausserdem nach vielen Jahren eine Zweiterkrankung durch dasselbe Virus hervorgerufen werden, die Gürtelrose. Diese ist meistens sehr schmerzhaft und betrifft nur Erwachsene.

Verschlimmerung der Krankheit:

  • Wenn die Bläschen sich mit Bakterien entzünden
  • Wenn Augen oder Lungen betroffen werden
  • In ganz schweren Fällen kann das Virus verschiedene Organe angreifen: Gehirn, Lunge, Herz (bei der Immunsuppression, Ausschaltung der natürlichen Abwehrkräfte)

Kein Kontakt mit Betroffenen. Ein Zeichen, dass die Krankheit nicht mehr ansteckend ist, ist die Verkrustung der Blasen. Eine Impfung wird in der Schweiz nicht empfohlen.

Eine durchgemachte Erkrankung hinterlässt meist eine lebenslange Immunität. Allerdings kann es im Erwachsenenalter unter Umständen zu einer Reaktivierung des Windpockenvirus kommen. Dadurch wird eine Zweiterkrankung, die äusserst schmerzhafte Gürtelrose ausgelöst.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Dr. med. Daniel Desalmand

Daniel Desalmand hatte in Bern Medizin studiert. Nach dem Studium hatte er mehrjährige klinische Erfahrung in Chirurgie und Innerer Medizin erworben bevor er sich dem Wissenschaftsjournalismus zugewandt hatte.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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