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Muskelkrämpfe können ein Zeichen von Überlastung oder Mineralmangel sein
Muskelkrämpfe können ein Zeichen von Überlastung oder Mineralmangel sein
Als Muskelkrampf wird eine unwillkürliche, starke und meist sehr schmerzhafte Anspannung einzelner Muskelgruppen bezeichnet. Zugrunde liegt eine permanente Erregbarkeit des Muskels aufgrund einer Elektrolytstörung. Wichtig für das Gleichgewicht zwischen Erregbarkeit und Ruhe der Muskulatur sind Kalzium, Kalium , Magnesium und Kochsalz. Vom Muskelkrampf abzugrenzen ist der Krampfanfall , bei dem eine übermässige Entladung von Nervenzellen im Hirn stattfindet.

Einen Muskelkrampf zum Beispiel in der Wade, kennt fast jeder Sportler. Plötzlich erhärtet sich der Wadenmuskel krampfartig  und schmerzt. Das Auftreten auf das betroffene Bein ist während dem Wadenkrampf kaum oder gar nicht möglich. Danach besteht meist für einige Zeit ein ziehendes Gefühl im Muskel, ähnlich einem Muskelkater.

Muskelkrämpfe können wenige Sekunden bis Minuten oder sogar länger andauern und auch häufiger wiederkehren. Starke Wadenkrämpfe zum Beispiel beim Schwimmen können eine lebensgefährliche Situation herbeiführen.

Auch innere Organe wie die Gallenblase , der Darm oder die Harnblase besitzen eine Muskulatur, in der es infolge von Erkrankungen zu Krämpfen kommen kann. Solche Muskelkrämpfe werden als Koliken bezeichnet. Die Folge: starke krampfartige Schmerzen, häufig begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Koliken sind immer ein Notfall und gehören in ärztliche Behandlung.

Auch während einem epileptischen Anfall treten krampfartige Muskelzuckungen der Extremitäten auf. Diese werden gesondert unter dem Symptom " Krampfanfall" beschrieben.

Begleitsymptome: Muskelschwäche , Muskelverspannung, Muskelschmerzen , Beinschwellung

Am häufigsten treten Muskelkrämpfe nach Überlastungen (z.B. beim Sport) oder bei Flüssigkeits- und Elektrolytmangel (am häufigsten durch Magnesium-, Kalzium- und Kaliummangel) auf.
Häufige Muskelkrämpfe können auch auf Erkrankungen der Blutgefässe, der Nerven oder auf Stoffwechselerkrankungen hinweisen. Weitere Beschwerden sind dann häufig.
 Ältere Menschen leiden häufig auch unter Muskelkrämpfen, die plötzlich in der Nacht auftreten.

Ursachen infolge Überlastung oder Flüssigkeits- und Mineralstoffmangel:

  • Mangelnder Trainingszustand und unzureichendes Aufwärmtraining
  • Elektrolytverlust bei starkem Schwitzen, Erbrechen/Durchfall, Einnahme von harntreibenden Medikamenten oder Abführmitteln
  • Vermehrter Elektrolytbedarf, z.B. in der Schwangerschaft
  • Fehlernährung und/oder mangelnde Flüssigkeitsaufnahme (einseitige Ernährung, Diäten, Hungerfasten)

Erkrankungen der Gefässe, der Nerven oder Stoffwechselerkrankungen, die zu Muskelkrämpfen führen können:

Genauso schnell wie Muskelkrämpfe auftreten, können sie auch wieder verschwinden.
Bei einem akuten Wadenkrampf können folgende einfache Massnahmen helfen, um den Krampf zu lösen:

  • aktive Dehnung: Zehen des ausgestreckten Beines fassen und Fuss nach oben ziehen, nachfolgend leichte Schüttelmassage des betroffenen Muskels
  • Wechseldusche mit kaltem und warmem Wasser

Allgemeine Massnahmen zur Vorbeugung von Muskelkrämpfen:

  • Gründliches Aufwärmen und Dehnen beim Sport
  • Beim Sport oder bei starker körperlicher Arbeit für eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit, Mineral- und Spurenelemente sorgen.
  • Ausgewogene Ernährung und ausreichende tägliche Flüssigkeitszufuhr

Wenn Wadenkrämpfe häufiger oder in der Nacht auftreten und zur Belastung werden, sollte die Ursache von einem Arzt abgeklärt werden.

Welcher Arzt ist zuständig?


Um sich ein genaues Bild von den aktuellen Beschwerden und den möglichen Ursachen zu machen, erfolgt zuerst die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung mit einfachen Hilfsmitteln (Betrachten, Abtasten, Abhören, Abklopfen, Funktionsprüfungen, etc.). Ausgehend von der Anamnese und der körperlichen Untersuchung können weitere spezielle Untersuchungen folgen.

Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)

  • Fragen zu den Muskelkrämpfen selbst: seit wann, wie häufig, wie lange anhaltend, welcher Muskel oder welche Muskelgruppe betroffen, ist immer dieselbe Muskelgruppe betroffen, gibt es Auslöser (bestimmte Situationen oder Verhaltensweisen), welche Massnahmen helfen zur Krampflösung, etc.
  • Begleitsymptome
  • Ernährungs- und Trinkgewohnheiten
  • Vor- und Begleiterkrankungen, inklusive Operationen
  • Bedeutsame Erkrankungen/Todesursachen in der Familie
  • Medikamenteneinnahme
  • Allergien
  • Lebensumstände, beruflicher und sozialer Hintergrund
  • Lebensgewohnheiten: Ernährung, Schlaf, Genussmittel (Kaffee, Alkohol, Nikotin, Drogen, Stress, etc.)

Körperliche Untersuchung
Der Arzt beurteil den Zustand des oder der betroffenen Muskeln und prüft das Gefühlsempfinden (Sensibilität) sowie die Muskelreflexe. Auch die Funktion der Gelenke wird dabei überprüft.

Weitere Diagnostik/spezielle Untersuchungen

  • Blutuntersuchungen: Elektrolyte (v.a. Magnesium) und Blutzucker
  • Harnuntersuchung
  • Bildgebende Verfahren:  Röntgen, Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRI)
  • Ultraschalluntersuchung
  • Röntgendarstellung der Blutgefässe (Angiografie)
  • Gewebeentnahme (Muskelbiopsie mit nachfolgender mikroskopischer Untersuchung)

Mehr Informationen zur Abklärung (Diagnostik) finden Sie in den jeweiligen Krankheitsbildern.

Ein akuter Krampf der Wade oder anderer Muskeln kann in der Regel durch Dehnung des betroffenen Muskels gelöst werden. Bei wiederholt auftretenden Muskelkrämpfen richtet sich die Behandlung nach der Ursache. Ein Magnesiummangel wird durch eine entsprechende ärztlich verordnete Einnahme von Magnesiumpräparten beseitigt. Andere Ursachen wie Durchblutungsstörungen oder neurologische Erkrankungen erfordern spezielle Behandlungen . In einigen Fällen wird der Arzt muskelentspannende Medikamente (sogenannte Muskelrelaxantien) verschreiben.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
   
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