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Muskelschwäche, Kraftlosigkeit, Schlappheit kann plötzlich auftreten oder sich schleichend entwickeln
Muskelschwäche, Kraftlosigkeit, Schlappheit kann plötzlich auftreten oder sich schleichend entwickeln
Bei Muskelschwäche besteht eine verminderte Kraft und verminderte Spannung der quer gestreiften Muskulatur. In der Medizin spricht man von einer Muskelhypotonie. Eine Muskelschwäche kommt bei angeborenen Syndromen (z.B. Downsyndrom , Prader Willi Syndrom) oder bei relativ seltenen neurologischen/rheumatologischen Erkrankungen vor (Amyotrophe Lateralsklerose, Myositis , Dermatomyositis ).

Eine Muskelschwäche bedeutet eine verminderte Muskelkraft und Muskelspannung, wodurch Bewegungen nicht mit voller Kraft oder kaum durchgeführt werden können. Eine Muskelschwäche wird medizinisch als Muskelhypotonie oder Myasthenie bezeichnet.

Die Muskelschwäche kann nur einen Teil der Muskeln oder auch alle Muskeln betreffen und unterschiedlich stark ausgeprägt sein, von einer leichten Schwäche bis hin zur lähmungsähnlichen Kraftlosigkeit.

Eine allgemeine Muskelschwäche wird oft als Kraftlosigkeit oder Schlappheit wahrgenommen, die entweder ständig vorhanden ist oder als abnorm rasche Ermüdbarkeit bei körperlicher Aktivität auftritt und im Verlauf des Tages zunimmt.

Je nach Ursache kann eine Muskelschwäche plötzlich (akut) oder relativ plötzlich (subakut) auftreten, oder sich langsam fortschreitend entwickeln (chronisch). Ein plötzliches Auftreten kann zum Beispiel für eine Infektion oder einen Schlaganfall sprechen. Ein allmähliches Auftreten hat eher einen Mineralstoffmangel, Entzündungen, ein Rheumaleiden oder eine Medikamentennebenwirkung als Auslöser. Eine langsam fortschreitende Muskelschwäche ist wiederum typisch für vererbte Muskelerkrankungen, die oft bereits im Kindesalter beginnen, oder für Stoffwechselerkrankungen.

Mögliche Begleitsymptome: Muskelzittern, Muskelschmerzen , Lähmungen , Gefühlsstörungen , Gangstörungen, Sehstörungen, Sprachstörungen , Schluckstörungen , Bewusstseinsstörungen

Eine Muskelschwäche kann viele Ursachen haben. Meist sind es harmlosere Auslöser wie Erschöpfung der Muskeln nach Sport, eine ungesunde Lebensweise oder eine längere Nichtbeanspruchung der Muskulatur (z.B. Bettlägerigkeit). Aber auch mit dem Alter nimmt die Muskelkraft naturgemäss ab. Eine Muskelschwäche kann aber auch durch Erkrankungen verursacht werden. Diese reichen von Infektionen, Nerven- oder Muskelerkrankungen über Stoffwechselerkrankungen bis hin zu Muskelschwäche als Folge eines Schlaganfalls . Aber auch vererbte Muskelerkrankungen oder ein psychisches Leiden sind mögliche Ursachen einer Muskelschwäche.

Allgemeine Ursachen für eine Muskelschwäche

  • Muskelüberlastung (z.B. Muskelkater) oder Muskelverletzungen (z.B. Muskelfaserriss )
  • Mangelhafte oder falsche Ernährung (Vitamin- und Mineralstoffmangel)
  • Ungesunde Lebensweise: Bewegungsmangel, regelmässiger Schlafmangel, etc.
  • Rückbildung von Muskelgewebe durch längere Nichtbeanspruchung (Bettlägerigkeit, Ruhigstellung im Gips)
  • Medikamentennebenwirkung

Erkrankungen der Nerven oder der Muskeln mit Muskelschwäche

Allgemeinerkrankungen mit Muskelschwäche

Generell trägt eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und regelmässiger Bewegung und Sport zur Muskelgesundheit bei. Dazu gehören auch gemässigter Alkoholkonsum, Rauchverzicht und ausreichender Schlaf. Bei bestehender Muskelschwäche sind angepasste Übungen und Sportprogramme zum Muskelaufbau und zur Muskelstärkung wichtig.

Einer Muskelschwäche infolge von dauerhaften Erkrankungen wie MS oder erblichen Muskelerkrankungen kann nicht direkt vorgebeugt werden. Aber auch hier kann sich eine gesunde Lebensweise günstig auf den Krankheitsverlauf auswirken.

Bei belastungsabhängiger Muskelschwäche (Myasthenie) können bereits regelmässige kurze Erholungszeiten über den Tag verteilt zu einer deutlichen Verbesserung der Muskelschwäche führen.

Grundsätzlich soll jede unklare Muskelschwäche ärztlich abgeklärt werden, da immer auch eine ernsthafte Erkrankung dahinter stecken kann. Bei einer plötzlich auftretenden Muskelschwäche auf einer Körperhälfte, sollte man immer sofort ins Spital, es könnte ein Schlaganfall vorliegen.

Welcher Arzt ist zuständig?


Um sich ein genaues Bild von den aktuellen Beschwerden und den möglichen Ursachen zu machen, erfolgt zuerst die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung mit einfachen Hilfsmitteln (Betrachten, Abtasten, Abhören, Abklopfen, Funktionsprüfungen, etc.). Ausgehend davon können weitere spezielle Untersuchungen folgen.

Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)

  • Fragen zum Symptom Muskelschwäche selbst: seit wann, wie schwer, welche Muskeln sind betroffen, plötzlich ("über Nacht") oder allmählich (über Tage oder Wochen) aufgetreten, mögliche Auslöser (z.B. Unfall), Verschlechterung bei körperlicher Aktivität, etc.
  • Begleitsymptome (siehe oben)
  • Vor- und Begleiterkrankungen, inklusive Operationen oder Unfälle
  • Bedeutsame Erkrankungen und Todesursachen in der Familie
  • Allergien
  • Medikamenteneinnahme
  • Lebensumstände, beruflicher und sozialer Hintergrund
  • Lebensgewohnheiten: Bewegung, Ernährung, Schlaf, Genussmittel (Kaffee, Rauchen, Alkohol, Drogen), Stress, etc.

Körperliche Untersuchung

Zunächst prüft der Arzt, welche Muskeln betroffen sind und wie stark die Muskelschwäche ausgeprägt ist. Um einen Eindruck der Kraft in den einzelnen Muskeln bzw. Muskelgruppen zu bekommen, hält der Arzt bei verschiedenen Bewegungen (Beine im Sitzen anheben, Arme im Ellbogen beugen und strecken, etc.) mit seiner eigenen Muskelkraft dagegen. Bei Verdacht auf eine belastungsabhängige Muskelschwäche kann das Nachlassen der Muskelkraft dadurch festgestellt werden, indem bestimmte Bewegungen, zum Beispiel mit der Hand einen Ball drücken, viele Male wiederholt werden. Auch Gesamtfunktionen der Muskulatur wie Stehen, Gehen, Aufstehen aus dem Sitzen bzw. aus der Hocke oder Schreiben werden geprüft. Ausserdem erfolgen eine allgemeine Ganzkörperuntersuchung und eine eingehende Untersuchung der Nervenfunktionen, unter anderem werden Reflexe, Berührungsempfinden und die Koordination von Bewegungen geprüft.

Weitere Diagnostik/spezielle Untersuchungen

  • Blutuntersuchung
  • Elektroneurographie (ENG): Messung der Nervenleitgeschwindigkeit und die Funktionstüchtigkeit der Nervenfasern durch elektrische Reizung der Nerven
  • Elektromyographie (EMG): Messung der Muskelströme gemessen. Dabei kann ermittelt werden, ob die zuführenden und den Muskel aktivierenden Nerven intakt sind oder ob die Muskeln selbst erkrankt sind.
  • Bildgebende Untersuchungen: Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRI)
  • Muskel- oder Nervenbiopsie (Gewebeentnahme mit nachfolgender feingeweblicher Untersuchung)
  • Gen-Untersuchung bei erblichen Erkrankungen (Molekulargenetische Diagnostik)

Die Therapie der Muskelschwäche richtet sich nach der Ursache. Im Vordergrund stehen die Behandlung der Grunderkrankung und die Physiotherapie.

Behandlung der Grunderkrankung

Werden die Beschwerden durch eine behandelbare Erkrankung verursacht, gilt es in erster Linie diese zu beseitigen. Die Therapie kann die Einnahme von Eisen- oder Vitaminpräparaten, Medikamente (z.B. entzündungshemmende Medikamente bei einer Muskelentzündung) oder auch eine Operation (z.B. bei Bandscheibenvorfall) umfassen.

Bei vielen Nerven- oder erblichen Muskelerkrankungen ist eine ursächliche Behandlung oft schwierig, sodass die Behandlung in erster Linie direkt auf die Muskelschwäche abzielt. Dabei spielt die Physiotherapie eine grosse Rolle.

Physiotherapie undphysikalische Therapien

Physiotherapie (Krankengymnastik) und physikalische Behandlungsmethoden (Massagen, Elektrobehandlungen, Wärmebehandlungen, Wechsel- und Bewegungsbäder) sind bei krankheitsbedingter Muskelschwäche jeglicher Ursache angezeigt.

Psychologische Betreuung

Eine psychologische Hilfestellung zur Auseinandersetzung mit der Erkrankung ist gerade bei erblichen Muskelerkrankungen mit fortschreitender Muskelschwäche von grosser Bedeutung. Auch Selbsthilfegruppen zum Austausch mit anderen Betroffenen können dabei hilfreich sein.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
 
  
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