Amalgam – Gift in aller Munde?
Die Resultate der bisher grössten Studie zur Schädlichkeit von Amalgam-Füllungen liegen vor: Grundsätzlich kann entwarnt werden - die Füllungen sind nicht gesundheitsschädlich.
Seit Jahren wird über eine mögliche Gesundheitsgefahr durch Amalgam-Füllungen debattiert.
So soll das von den Plomben freigesetzte Quecksilber Beschwerden wie Kopfschmerzen, Migräne, Müdigkeit, Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen auslösen können.
Andere Fachleute wiederum meinen, dass die Menge des freigesetzten Quecksilbers so gering ist, dass keine Krankheiten dadurch verursacht werden können und daher kein Grund zur Sorge besteht.
Viel Amalgam macht nicht mehr Beschwerden
Fast 5’000 zufällig ausgewählte Patienten wurden im Rahmen des 12 Jahre dauernden Forschungsprojektes GAT (German Amalgam Trial) von Zahnärzten nach ihren Beschwerden befragt. Das Ergebnis: Die genannten Beschwerden unterschieden sich nicht zwischen Patienten mit Amalgam-Füllungen und solchen ohne Plomben. Mit Sicherheit konnte auch ausgeschlossen werden, dass viele Plomben zu stärkeren Beschwerden führen.
Dennoch hat auch diese Studie nicht eindeutig bewiesen, dass Amalgam-Füllungen grundsätzlich keine Beschwerden auslösen könnten. Doch die Entfernung der Füllungen bei entsprechenden Beschwerden wie Müdigkeit oder Kopfschmerzen ist in den meisten Fällen unnötig, so die Forscher.
Keine Tests um Amalgamschäden eindeutig festzustellen
Ein weiteres Teilprojekt untersuchte die diagnostischen Verfahren, um eine Belastung des Körpers durch Amalgam nachzuweisen. Es zeigte sich, dass die gängigen Testverfahren nicht unterscheiden können, zwischen Personen mit und solchen ohne Beschwerden oder Personen, die ganz frei von Amalgam sind. Lediglich die Quecksilbermessung in Speichel und Blut konnte zumindest zwischen Amalgamträgern und amalgamfreien Personen unterschieden werden.
Die Quecksilberwerte im Blut von Personen mit Amalgam-Füllungen waren zwar um bis zu viermal höher als bei Menschen ohne Amalgam. Doch die gemessenen Werte lagen dennoch deutlich weit unterhalb der kritischen Grenzwerte, so die Forscher.
Quecksilber ist nicht gleich Quecksilber
Erstmals wurden auch die Auwirkungen einer Amalgamentfernung untersucht.
Es muss unterschieden werden zwischen anorganischem Quecksilber, wie es im Amalgam enthalten ist und dem organischen Quecksilber, dass durch den Verzehr von Fischen aufgenommen wird. Die Forscher weisen darauf hin, dass das anorganische weit weniger "giftig" ist, wie das organische Quecksilber.
Die Studie zeigte, dass sich durch die Gebiss-Sanierung zwar der anorganische Quecksilber im Blut reduzierte, das organische Quecksilber blieb aber unverändert.
Therapiemöglichkeiten bei "Amalgam-Beschwerden"
Ein weiteres überraschendes Ergebnis war auch bei den Therapiemöglichkeiten bei Amalgam-Beschwerden zu sehen: Die Entfernung der Amalgam-Füllungen führte einerseits tatsächlich zu einer Verbesserung der Beschwerden. Andererseits konnten durch ein spezielles Gesundheitstraining (Anti-Stress-Programm) die Beschwerden ebenso gut gelindert werden, auch wenn die gemessenen Quecksilberwerte sich dadurch nicht reduzierten.
Kritisch zu bewerten ist sicherlich auch der von vielen Betroffenen berichtete zeitliche Zusammenhang zwischen dem Entfernen der Plomben und der Besserung der Beschwerden: Es kam häufig vor, dass sich Patienten bereits zwei Tage nach einer Gebiss-Sanierung viel besser fühlten. Dabei sind gerade nach dem Ausbohren der Füllungen die Quecksilberwerte im Körper für einige Tage besonders hoch, so die Experten.
Fazit der Experten
In dieser grossen Untersuchung wurde kein Hinweis gefunden, dass quecksilberhaltige Amalgam-Füllungen gesundheitsschädigend sind.
Der Rat der Experten: Auch wer häufig über Kopfschmerz oder Müdigkeit klagt, sollte sich nicht gleich sein Gebiss sanieren lassen.
21.05.2008