Antibiotikakonsum der Schweizer
Schweizer konsumieren weniger Antibiotika als andere Europäer. Zwischen den einzelnen Kantonen gibt es aber grosse Unterschiede. Experten sehen das Alter, suw Ärztedichte und die Bildung als mögliche Ursachen.
Die Wissenschaftler werteten die Antibiotika-Verkaufszahlen und statistischen Gesundheitsdaten der einzelnen Kantone aus. Sie stellten fest, dass die Schweizer im Vergleich zu andern Europäern weniger Antibiotika konsumieren. Im kantonalen Vergleich zeigten sich aber grosse Unterschiede.
Europäische Ärzte im Vergleich
An der europäischen Spitze liegt Frankreich: Während in Frankreich pro 1'000 Einwohner täglich über dreissig Tagesdosen Antibiotika verkauft werden, sind es in der Schweiz weniger als zehn. Selbst in Kantonen wo am meisten Antibiotika verkauft werden, unterschreiten die Zahlen den europäischen Verkaufsdurchschnitt.
Grosse kantonale Unterschiede
Massive Unterschiede in den einzelnen Kantonen zeigen, dass auch in der Schweiz immer noch unnötig viel Antibiotika geschluckt werden. In Genf zum Beispiel verschreiben die Ärzte dieses Medikament pro Einwohner rund dreimal so häufig wie ihre Kollegen im Appenzell.
Je mehr Ärzte, desto mehr Antibiotika
Um die Ursachen für die kantonalen Unterschiede zu finden, verglichen die Forscher statistische Daten der einzelnen Kantone. Dabei entdeckten sie Folgendes:
- Menschen über 65 Jahre schlucken weniger Antibiotika als Jüngere: Die Studienautoren vermuten, dass Rentner wegen fehlendem Kontakt am Arbeitsplatz weniger angesteckt werden, jedoch fehlen hier Zahlen aus den Alters- und Pflegeheimen.
- Je mehr Arztpraxen, desto höher der Antibiotikakonsum.
- Gute Bildung und hohes Einkommen bremsen den Antibiotikaverbrauch.
- Tiefere Medikamentenpreise kurbeln den Verkauf an.
- Ein erhöhter Ausländeranteil lässt den Verkauf ebenfalls ansteigen.
- Es zeigen sich kulturelle Einflüsse: Tessiner und welsche Ärzte verschreiben häufiger Antibiotika.
Die Anzahl der Apotheken scheint hingegen keinen Einfluss auf das Konsumverhalten zu haben. In weiteren Untersuchungen wird geklärt, ob das wirtschaftliche Interesse der Ärzte beim direkten Medikamentenverkauf einen Einfluss auf die Verbrauchszahlen hat.
Ein weiteres Projekt des Nationalen Forschungsprogramms „Antibiotikaresistenz“ soll das Verhältnis zwischen dem Antibiotikakonsum und dem Auftreten resistenter Bakterien aufzeigen. Dazu entwickelt ein Team der Infektiologie-Abteilung der Universität Bern ein nationales Überwachungssystem für Anbibiotikaresistenzen.
Antibiotika helfen bakterielle Infektionen zu bekämpfen. Gegen virale Infektionen wie Grippe oder Erkältungen hingegen sind sie wirkungslos. Trotzdem verschreiben viele Ärzte auch in diesen Fällen ein Antibiotikum. Das fördert die Entstehung von Bakterien, die gegen Antibiotika resistent sind und verursacht hohe und unnötige Kosten, sagen die Forscher.
17.01.2006