Depressionen: Schweizer sind über die Krankheit schlecht im Bild
Eine Umfrage der Selo Stiftung zeigt, dass in der Schweizer Bevölkerung zwar viele an Depression erkranken, die Unwissenheit und Unsicherheit im Umgang mit psychisch Erkrankten aber gross ist.
Dennoch: 11% von 714 Personen aus der Deutsch- und Westschweiz gaben laut der Umfrage des Forschungsinstituts GfS an, nicht zu wissen, dass es diese Krankheit gibt. Die meisten der Befragten wussten nur vage zu Ursachen, Symptomen und Behandlungsmöglichkeiten einer Depression Bescheid.
Vor allem Männer und ältere Menschen gaben an, dass sie – wenn sie denn von einer Depression betroffen wären – es niemandem erzählen würden. Frauen und jüngere Personen hingegen reden eher darüber und sind auch über die Krankheit besser informiert. Im Umgang mit Betroffenen hingegen ist die Mehrheit überfordert.
Die Umfrage zeigte auch regionale Unterschiede: Gegenüber den Deutschschweizern stehen Westschweizer dem Thema „Depression“ eher verschlossen gegenüber, sie zeigen weniger Verständnis und nennen als Ursachen häufiger: Willensschwäche, Verweichlichung und Stoffwechselstörungen.
Ursachen-Profil hat sich geändert
In den letzten 15 Jahren hat sich das Profil der Ursachen deutlich verändert: Wurde 1995 (bei einer ersten Umfrage zum Thema) die Arbeitsbelastung überhaupt nicht als Ursache für Depressionen erwähnt, so sind es heute 43% der Befragten, die den Arbeitsstress als Ursache für Depressionen sehen. Andere erwähnte ursachliche Faktoren waren: Das gesellschaftliche Umfeld sowie eine Veranlagung.
Die Ergebnisse führen die SELO-Stiftung dahin, eine nationale Aufklärungskampagne zur psychischen Gesundheit zu starten. Denn laut Stiftungsratspräsidentin seien Depressionen eine Hirnstoffwechselstörung, welche behandelt werden kann. Damit möchte die Stiftung der Tabuisierung der Krankheit sowie der Stigmatisierung der Erkrankten entgegenwirken. Denn: Beides führe zu noch grösseren Depressionen. Eine Depression könne jeden treffen, dies habe nichts mit einer Willensschwäche zu tun.
28.02.2011