Diabetes-Typ 2 und Adipositas: Magenchirurgie verbessert Blutzuckerwerte deutlicher als Medikamente
Magenchirurgische Eingriffe helfen fettleibigen Menschen das Gewicht zu reduzieren und die Stoffwechselverhältnisse zu regulieren, das ist belegt. Zwei Studien bestätigen nun, dass die Magenchirurgie bei fettleibigen Menschen mit Diabetes, die Blutzuckerwerte deutlicher verbesserte als die rein medikamentöse Diabetesbehandlung.
Bei stark fettleibigen Menschen kann das Einsetzen eines Magenbandes, das Legen eines Magen-Bypasses oder die Verkleinerung des Magens mittels Kunststoffband oder Klammern sowohl das Gewicht reduzieren wie auch den Stoffwechsel verbessern.
Zwei Studien untersuchten, inwiefern solche sogenannten bariatrischen Eingriffe sich auf die Blutzuckerwerte bei fettleibigen Diabetikern auswirkten.
Die erste Studie untersuchte 150 Patienten mit einem durchschnittlichen BMI von 35 und einem nicht kontrollierten Diabetes Typ 2 (auch Altersdiabetes). Die Teilnehmer wurden in drei Therapiegruppen eingeteilt: Antidiabetika, eines Magenbypass-Operation oder chirurgische Magenverkleinerung. Ziel war das Herabsenken des HbA1c-Wertes auf 6% nach einem Jahr, was gleichbedeutend ist mit einer Normalisierung der Blutzuckerwerte.
Nach einem Jahr hatten 42% der Patienten mit Magenbypass, 37% mit Magenverkleinerung und 12% unter medikamentöser antidiabetischer Therapie dieses Ziel erreicht. Die HbA1c-Werte sanken nach einem Jahr im Schnitt auf 6.4% in der chirurgischen Gruppe und auf 7.5% in der medikamentösen Gruppe. Ausserdem verloren die chirurgisch Behandelten deutlich mehr Gewicht als die medikamentös Behandelten: Nach Magenbypass-Operation lag der Gewichtsverlust bei durchschnittlich 29.4 kg und nach Magenverkleinerung bei 25.1 kg; unter der medikamentösen Therapie verloren die Teilnehmer im Schnitt nur 5.4 kg.
Ein weiterer Vorteil der chirurgischen Behandlung war, dass diese Teilnehmer im Verlaufe der Studie deutlich weniger Antidiabetika, Cholesterin- und Blutdrucksenker einnehmen mussten. In der reinen Medikamentengruppe stieg dieser Bedarf zusätzlich an.
Die Magenchirurgie verbessert bei deutlich mehr stark übergewichtigen Menschen, die unter einem unkontrollierten Diabetes Typ 2 leiden, die Blutzuckerwerte als die rein medikamentöse Diabetestherapie, so die Forscher. Weitere Studien mit längerer Beobachtungsdauer sollten Langzeiterfolge prüfen.
Die zweite Studie, die ebenfalls am Jahrestreffen des American College of Cardiology in Chicago vorgestellt und im amerikanischen Fachblatt New England Journal of Medicine publizierte wurde, zeigte ähnliche Resultate.
Auch hier wurden 60 stark übergewichtige Diabetes-Patienten ( BMI im Schnitt über 35 und HbA1c Werte über 8.65%)in drei Therapiegruppen eingeteilt: Antidiabetika, Magenbypass oder eine radikalere Operation, bei der der Magenausgang mit dem unteren Teil des Dünndarms verbunden wird und damit grosse Teile des Dünndarmes ausgeschalten werden. Diese Operation bewirkt, dass sich die Fettaufnahme reduziert. Therapieziel: Nach 2 Jahren sollte der Nüchternzucker unter 100mg/dl und der HbA1c-Wert unter 6.5% gesunken sein.
75% der Teilnehmer mit Magenbypass und 95% der Teilnehmer mit der radikaleren Operationsmethode erreichten dieses Ziel; aus der medikamentösen Gruppe erreichte niemand dieses Ziel. Die Operation senkte auch den HbA1c-Wert deutlicher: 6.35% bzw. auf 4.95%; unter der medikamentösen Therapie lag dieser Wert im Schnitt immer noch bei 7.69%. Die Wirkung der Magenchirurgie war unabhängig von Alter, Geschlecht, Ausgangs-BMI, Dauer des Diabetes sowie dem Ausmass der Gewichtsreduktion.
Auch hier lautete das Fazit der Forscher: Bei stark übergewichtigen Menschen mit einem unkontrollierten Diabetes Typ 2 werden durch magenchirurgische Eingriffe viel häufiger gute Blutzuckerwerte erreicht als durch rein medikamentöse Diabetesbehandlung.
05.04.2012 - dzu