Dopingtests: Ethnische Unterschiede beim körpereigenen Testosteron
Der heutige Dopingtest zum Nachweis von anabolen Steroiden ist zu ungenau. Er berücksichtigt genetische Unterschiede zwischen Athleten verschiedener Herkunft nicht, wie eine Lausanner Studie zeigt. Die Forscher fordern nun eine Art biologischen Pass.
Die Forscher um Christophe Saudan vom Universitätsspital Lausanne untersuchten die Steroidwerte von Profifussballern aus Argentinien, Italien, Japan, Südafrika, der Schweiz und Uganda. Dabei zeigten sich grosse Unterschiede im Verhältnis der Steroide Testosteron/Epitestosteron zwischen den Ethnien.
Testosteron ist ein körpereigenes Hormon. Manche Sportler benutzen es jedoch als Dopingmittel. Weil die Aufnahme von Testosteron den Epitestosteron-Spiegel im Blut nicht beeinflusst, wird das Verhältnis zwischen den beiden im Urin als Hinweis auf Dopingmissbrauch benutzt.
Tiefe Werte bei Asiaten
Heute gilt ein Verhältnis von 4 zu 1 als Hinweis auf Doping. Danach werden weitere Tests durchgeführt, mit denen erkannt werden kann, ob ein Sportler künstliches Testosteron im Körper hat. Fallen diese Tests positiv aus, droht dem Fehlbaren eine Sperre.
Die Forscher um Saudan fanden bei den Fussballern hispanischer Herkunft die höchsten natürlichen Testosteron-Werte. Sie errechneten, dass für diese Gruppe der Grenzwert eigentlich bei 5.8 zu 1 liegen müsste. Für die Europäer lag der Wert bei 5.7, für Afrikaner bei 5.6 und bei Asiaten bei 3.8.
Diese Unterschiede rühren daher, dass Asiaten viel seltener als andere Ethnien ein Gen besitzen, das Testosteron vom Körper in den Urin auszuscheiden hilft. Einen einzigen Grenzwert festzulegen, sei deshalb unmöglich, sagte Saudan auf Anfrage. Angesichts der individuellen Unterschiede seien auch verschiedene Grenzwerte für Ethnien unpraktikabel.
Biologischer Pass
Die Forscher empfehlen in ihrer im Fachmagazin "British Journal of Sports Medicine" erschienenen Studie, statt dessen eine Art biologischen Pass für die Athleten einzuführen. Dabei würden über Jahre hinweg Blut- und Urinwerte der Sportler genommen. Markante Abweichungen vom eigenen "Normalwert" gäben Hinweise auf Doping.
Laut Saudan laufen bei der internationalen Anti-Dopingagentur WADA bereits entsprechende Bestrebungen. Allerdings dauere es noch einige Zeit, bis das System aufgebaut sei. Eine Schwierigkeit sei zum Beispiel, so zu messen, dass es keine Unterschiede zwischen einzelnen Testlabors gebe.
12.03.2009