Ein Drittel der Schlafwandler verletzt sich oder andere
Zwei bis vier Prozent der Erwachsenen in Europa sind Schlafwandler; knapp ein Drittel davon verletzt sich oder andere dabei. Das zeigt eine Studie, welche am Europäischen Neurologenkongress in Berlin vorgestellt wurde.
Gewalttaten sowie abnormes sexuelles Verhalten könne unter Erwachsenen Schlafwandlern vorkommen, wie Prof. Bassetti erklärte.
Aber: Nicht jeder Schlafwandler sei auch ein Gewalttäter. Damit wird aufgezeigt, dass das Phänomen Schlafwandeln nicht zu unterschätzen ist.
Mit Hilfe bildgebender Verfahren kann mit Sicherheit aufgezeigt werden, dass Schlafwandeln durch eine Dissoziation zwischen Gehirn und Körper hervorgerufen wird. Das heisst, einzelne Regionen im Gehirn sind bereits aktiv, während andere noch schlafen. „Der Körper ist demnach schon wach, der Geist noch nicht“, so Bassetti.¨
Schlafwandeln kann aber auch im Rahmen von neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Epilepsie auftreten, erläutert der Wissenschaftler weiter. Bei Epileptikern handelt sich um eine besondere Form des Schlafwandelns, welche auch als "nächtliches epileptisches Wandeln" bezeichnet wird. Steht eine neurologische Diagnose fest, so kann mit Hilfe von Medikamenten das Schlafwandeln und damit die Eigen- sowie Fremdverletzungsgefahr eingeschränkt werden. Dennoch empfehlen sich bei Schlafwandlern gewisse Sicherheitsmassnahmen.
Die Einsicht, dass Schlafwandeln aufgrund neurologischer Vorgänge erfolgt, könnte auch einen Einfluss auf die Aufklärung von Gewalttaten im Schlaf haben und müssten bei Fällen von Vergewaltigung des Ehepartners im Schlaf mitberücksichtigt werden, geben die Forscher zu bedenken.
22.06.2010