Grippeimpfung: Gesunde Erwachsene profitieren kaum
Eine systematische Studienanalyse (50 Studien) hat gezeigt, dass die Abwägung von Nutzen und Nebenwirkungen der saisonalen Grippeimpfung bei gesunden Erwachsenen (ausser Medizin- und Pflegepersonal) eher gegen die Impfung spricht.
Forscher haben 50 Studien zu Nutzen und Nebenwirkungen der Grippeimpfung bei gesunden Erwachsenen analysiert. Das Resultat der Studiensuche waren 40 klinische Studien mit 70’000 Teilnehmern sowie 10 Beobachtungsstudien zu Nebenwirkungen.
In Fällen, wo die Impfstämme den tatsächlich zirkulierenden Virenstämmen entsprachen, hatten 4% ohne Impfung und 1% mit Impfung Grippesymptome. In jenen Fällen, in denen der Impfstoff nicht exakt den aktuellen Virenstämmen entsprachen – in der Realität häufig der Fall – erkrankten 2% ohne Impfung und 1% der Geimpften. Die Unterschiede seien zwar relativ klein, so die Forscher, durch Zufall seien diese aber sicher nicht entstanden.
Der Einfluss der Grippeimpfung auf andere Faktoren wie Symptome, Ausfallzeiten, Spitaleinweisungen, Komplikationen (z.B. Lungenentzündung) sowie die Grippeübertragung sei sehr klein und Unterschiede (mit oder ohne Impfung) nicht nachweisbar. Hinsichtlich Nebenwirkungen sei die Beweislage dünn. Lokalreaktionen waren selten und zu gefürchteten Nebenwirkungen wie dem Guillain-Barré-Syndrom (eine neurologische Krankheit, die nach Infektionen oder Impfungen auftreten kann) kam es auf eine Million Impfdosen in 1.6 Fällen.
Viele dieser Studien sind industriefinanziert, dem zu Folge sei mit beachtlichen Verzerrungen bei der Einschätzung der Impferfolge zu rechen, so die pharmakritischen Autoren. Der Schweizer Impfplan sieht vor, gesunde Erwachsene (ausser Medizin- und Pflegepersonen) nicht routinemässig gegen Grippe zu impfen – das sei mit den Resultaten dieser Cochrane-Studienreview vereinbar.
24.08.2010