HIV-Infektionen: Unter bestimmten Umständen Sex ohne Kondom
In Partnerschaften, bei welchen ein Partner HIV-positiv ist, ist unter bestimmten Umständen Sex ohne Präservativ denkbar. Das stellt die Ärzteverbindung FMH am Mittwoch mit Hinweis auf die Eidg. Kommission für Aidsfragen (EKAF) fest.
Die EKAF ist zum Schluss gekommen, dass eine HIV-infizierte Person unter gut funktionierender antiretroviraler Therapie das HI-Virus über Sexualkontakte nicht weitergibt. Wenn eine Reihe von Bedingungen vollumfänglich erfüllt sind und der behandelnde Arzt grünes Licht gibt, kann ein serodifferentes Paar deshalb entscheiden, ob es künftig auf weitere Schutzmassnahmen beim Sex verzichtet, schreibt die FMH.
Enger Personenkreis
Drei Voraussetzungen müssen dazu erfüllt sein: Erstens dürfen im Blut des infizierten Partners seit mindestens 6 Monaten keine Viren mehr nachgewiesen worden sein. Zweitens muss die antiretrovirale Therapie vom Patienten konsequent eingehalten und vom Arzt regelmässig kontrolliert werden.
Und: Der infizierte Patient darf nicht Träger einer anderen sexuell übertragbaren Infektion sein. Betroffen von dieser guten Nachricht sind jene wenige Tausend Menschen in der Schweiz, die in einer festen, serodifferenten Partnerschaft leben, schreibt die FMH weiter.Hoffnung für Kinderwunsch
Die jeweilige Situation muss stets individuell und mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, hält die FMH fest.
Die Neuigkeit gibt besonders serodifferenten Paaren Hoffnung, die ein Kind haben möchten, sagte auf Anfrage Bernard Hirschel, Mitglied der EKAF und verantwortlich für die Abteilung HIV-AIDS der Universitätsspitäler in Genf.
Es gibt zwar auch andere Methoden für betroffene Paare. Bei diesen bestehen jedoch Risiken wie etwa Mehrlingsschwangerschaften, die für die Säuglinge gefährlich sind. Laut EKAF hat die Nachricht auch juristische Folgen. Die Gerichte müssen dieser neuen Erkenntis Rechnung tragen, wenn sie die Strafbarkeit einer HIV-Infektion abwägen.
Safer Sex bleibt wichtig
Bei Nichterfüllung der drei Kriterien, zu Beginn neuer Partnerschaften und bei Gelegenheitsbegegnungen müssen die Safer-Sex-Regeln (Eindringen immer mit Gummi, kein Sperma oder Blut in den Mund) beachtet werden, betonte die FMH weiter.
Entsteht eine feste Beziehung, kann nach drei Monaten konsequentem Schutz und gegenseitiger Treue ein HIV-Test gemacht werden. Nach Rücksprache mit dem Arzt kann danach allenfalls auf das Präservativ verzichtet werden. In Kontakten, die parallel zur festen Partnerschaft bestehen, sind Kondome aber nach wie vor ein Muss.
Diese Nachricht der EKAF gilt in der Schweiz nur für "wenige tausend Personen, welche ganz strenge Vorgaben erfüllen", betont auch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in einem Kommentar auf seiner Homepage. In der HIV-Prävention für die Allgemeinbevölkerung und die Zielgruppe ändere sich nichts.
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31.01.2008