PDF-Reader für Sehbehinderte
Eine wichtige Innovation für sehbehinderte Menschen hat der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen (SZB) in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Zugang für alle“ und dem Dienstleister xyMedia entwickelt. Dank dem «VIP-Reader» wird ein bisher unüberbrückbares Problem für Sehbehinderte beim Lesen und Arbeiten mit PDF-Dokumenten überwunden. Ab sofort steht diese Innovation Windows-, MAC- und Linux-Anwendern kostenlos zur Verfügung.
Für sehbehinderte Menschen jedoch, die am Bildschirm Texte vergrössern sowie Schriften und Hintergrund kontrastieren müssen, stellen PDF-Dokumente eine unüberwindbare Hürde dar. Oftmals ist die Schrift grafisch zu klein gesetzt und damit schlecht lesbar, der Text ist in Spalten fixiert, oder beim Zoomen bzw. einer Schriftvergrösserung muss laufend horizontal gescrollt werden. Dabei gehen Informationen verloren, weil kein Gesamtüberblick möglich ist.
Barrierefreies Arbeiten im Internet
Nun gibt es eine Lösung: Mit dem neuen VIP-PDF-Reader (VIP steht für „Visually Impaired People“) hat der Schweizerische Zentralverein für das Blindenwesen SZB mit seinen Partnern eine assistive Technologie entwickelt, die PDFs für Sehbehinderte leichter lesbar macht. Der «VIP-Reader» filtert den Text aus einem fertigen PDF und zeigt ihn auf einer benutzerfreundlichen Fläche an. Der Text kann beliebig vergrössert und kontrastiert werden und wird automatisch umgebrochen; das bedeutet, der Text wird immer auf die Bildschirmgrösse angepasst. Die Lesereihenfolge wird korrekt angezeigt, weil Spalten chronologisch unter - statt nebeneinander - erscheinen. Bilder, Logos, Grafiken und Tabellen sind in Form von Icons an den entsprechenden Stellen vorhanden und können bildschirmfüllend in einem separaten Fenster angeschaut werden.
Zahlreiche weitere Funktionen
Der «VIP-Reader» hat verschiedene Funktionen, die sehbehinderten PC-Nutzerinnen und -Nutzern, aber auch älteren Menschen oder Anwenderinnen und Anwendern mit kognitiven Schwierigkeiten PDF-Dokumente zugänglich machen: Er zeigt ein Inhaltsverzeichnis an, das alle korrekt formatierten Überschriften erkennt. Mit seiner Hilfe findet man sich in jedem Dokument schneller zurecht. Die vergrösserbare Menüleiste ist sowohl mit der Maus wie
auch über die Tastatur bedienbar, was insbesondere Menschen mit Behinderungen sehr schätzen.
Schrift und Hintergrundfarbe können nach eigenem Wunsch eingestellt werden. Eine besonders sehbehindertenfreundliche Schrift wie Tiresias, die auch bei TV-Untertiteln eingesetzt wird, ist in der Software enthalten. Der Reader speichert mehrere Profile, so dass die User tagsüber eine andere Ansicht einstellen können als beispielsweise abends, wenn die Blendung durch Schreibtischlampen grösser ist. Der VIP-Reader ist auf den Betriebssystemen Microsoft, Apple und Linux anwendbar.
Lesen ist gut – barrierefreies Formatieren ist noch besser
Optimal erkennt der «VIP-Reader» barrierefreie PDF-Dokumente. Diese weisen unsichtbare Zusatzinformationen – sogenannte „Tags“ – auf. Überschriften, normale Absätze, Listen, Tabellen, Links und Bilder mit Legenden oder Alternativtexten zählen zu den wichtigsten Inhalten der Tags. Korrekt ausgetaggte, barrierefreie PDF-Dokumente stehen für Qualität und bringen grossen Nutzen für alle am PC arbeitende Anwenderinnen und Anwender. Barrierefreie PDF-Files ermöglichen das Anpassen der Ansicht an verschiedene Ausgabegeräte, beispielsweise solche mit einer Sprachausgabe oder den Kleinstbildschirmen moderner Devices wie Smartphones und Mini-Tablets.
PDF-Dokumente korrekt zu formatieren heisst daher, auch selbst einen Beitrag für ein barrierefreies Internet zu leisten! Daher bietet der SZB zusätzlich zum Download des VIP-PDF-Readers eine Handreichung, wie aus dem Quelldokument – zum Beispiel einem Word-Dokument oder einem InDesign-File – ein barrierefreies PDF-Dokument durch korrektes Formatieren einfach erstellt werden kann. Auf der Website der Stiftung «Zugang für alle» ist zudem das kostenlose Prüftool PDF Accessibility Checker (PAC) verfügbar.
Die Entwicklung des VIP PDF-Readers wurde durch das Eidgenössische Büro für Gleichstellung von Menschen mit Behinderung sowie durch die Emmy Hedinger Stiftung unterstützt.
26.06.2013