Placebo wirkt - auch wenn man weiss, was man bekommt
Mitunter geben Ärzte Patienten im Rahmen von Studien ein „Scheinmedikament“ (Placebo) ohne deren Wissen. Eine Studie zeigte, dass Placebo auch wirkt, wenn die Patienten genauestens wussten, was sie bekamen.
Damit wird getestet, wie hoch der Einfluss des Wirkstoffes selbst und wie hoch der psychologische Einfluss bei der vermeintlichen Gabe „eines Wirkstoffs“ sind. Die Placebo-Behandlung ausserhalb von Studien ist umstritten und wird in der Schweiz nicht praktiziert.
In der Studie der Harvard Medical School in Boston untersuchten Forscher 80 Patienten mit einem Reizdarmsyndrom. Die eine Hälfte der Teilnehmer bekam keine Behandlung. Die andere Hälfte der Teilnehmer musste zweimal täglich ein Placebo (Zuckerdragée) schlucken. Die Teilnehmer wurden genauestens instruiert, was sie schlucken und auch die Packung war entsprechend bedruckt.
Während drei Wochen dokumentierten die Forscher die Befindlichkeit der Teilnehmer. Das Ergebnis war deutlich: Doppelt so viele Teilnehmer, die das Placebo bekamen, meldeten eine Verbesserung der Beschwerden – im Vergleich zur Gruppe ohne Therapie.
Ob dies nun an der verstärkten Zuwendung der Mediziner bei der „Vergabe“ der Behandlung lag oder ob das Ritual der „Medikamenteneinnahme“ die Verbesserung hervorbringt – darüber können auch die Forscher nur spekulieren. Sicher sei, dass die gängige Theorie zum Placeboeffekt – Placebo wirkt durch Täuschung - überdacht werden müsse. Und: Für Ärzte gäbe es keinen Anlass mehr dazu, den Patienten über den abgegebenen „Wirkstoff“ im Unklaren zu lassen.
23.12.2010