Schlafentzug kann nicht nachgeholt werden
Schlafmangel über einen längeren Zeitraum schränkt die Konzentration und die Leistungsfähigkeit ein, berichten Forscher des Bostoner Brigham and Women`s Hospital. Und: Schlafmangel kann nicht einfach nachgeholt werden, wie eine kleine Studie zeigt.
Nach 17 Stunden am Stück ohne Schlaf reagiert der Mensch wie wenn er 0.5 Promille, nach 24 Stunden sogar so, wie wenn er bis zu 1.2 Promille Alkohol im Blut hätte. Nach einer noch längeren Wachzeit kann es zu Halluzinationen kommen, berichten Schlafexperten.
In der aktuellen Studie mussten 8 Jugendliche ohne Schlafstörungen während 3 Wochen jeweils für 30 Stunden wach bleiben und danach zehn Stunden schlafen. Anschliessend wurden sie Konzentrations- und Reaktionstests unterzogen. Die Ergebnisse verglichen die Forscher mit "Normalschläfern".
Wurden die Tests zwei Stunden nach dem Aufwachen durchgeführt, schnitten beide Gruppen gleich ab. Je länger der Versuch andauerte, desto deutlicher verschlechterten sich die Ergebnisse: In der ersten Woche lag die Reaktionsdauer bei den "Nichtschläfern" bei 0.7 Sekunden, in der dritten Woche betrug sie bereits 2.0 Sekunden.
Schlafentzug und Katastrophen
Bisherige Erkenntnisse von Schlafforschern zeigen deutliche Zusammenhänge zwischen Schlafmangel und technischen Katastrophen. So war zum Beispiel beim Tschernobyl-Unglück ein grosser Teil der Mannschaft während 36 Stunden im Dauerdienst. Eine ähnliche Situation fanden die Experten bei der Giftgaskatastrophe im indischen Bhopal oder bei der Explosion der Raumfähre Challenger.
Heutige Menschen schlafen zu wenig
Seit 100 Jahren schlafen die Menschen im Schnitt zwei Stunden zu wenig, so der Studienleiter. Bei Kindern und Jugendlichen ist dieses Ausmass sehr deutlich zu beobachten. Das "Nicht-schlafen-können" werde durch Fernsehen und Videospiele überbrückt, was massive Albträume und Konzentrationsstörungen sowie Unruhe während des Tages zur Folge hat.
Auch Schichtarbeiter sind von chronischem Schlafentzug betroffen. Die Schlafexperten raten den Nachtarbeitenden zu Schlafstunden vor der Nachtschicht sowie zum Einhalten von "Mittagsschläfchen" in der Nacht. Dies, weil unsere Leistungskurve - gleich wie während des Tages - in der Nacht zwischen eins und drei Uhr aufs Minimum sinkt. Hier können Kurz-Schläfchen Wunder vollbringen.
19.01.2010