Schweizer tragen erhöhtes Herzinfarktrisiko
Die Schweizerische Herzstiftung hat Bundesrat Pascal Couchepin einen Bericht zur Herzgesundheit der Schweizer überreicht. Viele Schweizer weisen zum Teil mehrere Risikofaktoren für ein angehendes Herzproblem auf.
Die Gesundheitsplattform "Treffpunkt Herz» "war mit dem Herzbus während 68 Tagen in 32 Schweizer Städten unterwegs und erreichte rund 14'000 Menschen. Die Präventionsaktion der Schweizerischen Herzstiftung, die von der Firma Pfizer mit einem namhaften Förderbeitrag (unrestricted educational grant) unterstützt wurde, ist somit die gegenwärtig grösste dieser Art.
Am Valentinstag präsentierte die Herzstiftung die in einem Bericht zusammengefassten Testergebnisse: „Wir wollen am Tag der Liebe und Freundschaft an den Schwerstarbeiter in unserer Brust erinnern. Ihm sollten wir auch etwas mehr Liebe durch gesundheitsbewusstes Verhalten schenken“, erklärt Therese Junker, Geschäftsführerin der Schweizerischen Herzstiftung. In der Tat brauchen Herz und Gefässe von Herr und Frau Schweizer dringend mehr Zuwendung. Die Resultate der Aktion zeigen: zwei von drei Personen weisen ein leicht bis deutlich erhöhtes Herzinfarkt- und Hirnschlagrisiko auf.
Sorge tragen zu beschränkten Gesundheitsressourcen
Herz-Kreislauf-Krankheiten haben in der Schweiz ein epidemisches Ausmass angenommen. Sie stehen an erster Stelle der Todesursachen und der Gründe für eine Spitaleinweisung oder einen Arztbesuch.
Pro Jahr erleiden rund 50'000 Personen einen Herzinfarkt, einen Hirnschlag oder einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Diese Zahl akuter Ereignisse wird noch um ein Vielfaches übertroffen durch die praktisch bevölkerungsweit vorhandenen Risikofaktoren, die zu Gefässverengungen und Durchblutungsstörungen mit dem Infarkt als mögliche Folge führen. Die in der Präventionsaktion der Herzstiftung bei den Teilnehmenden ermittelten Risikofaktoren lassen darauf schliessen, dass Herzinfarkt und Hirnschlag auch in Zukunft bedeutsam bleiben.
Vor diesem Hintergrund wünscht sich Bundesrat Couchepin zum Valentinstag, dass Schweizerinnen und Schweizer sich selber lieb sind und zu ihrer kostbaren Gesundheitsressource mehr Sorge tragen. Handlungsbedarf sieht auch Prof. Felix Gutzwiller, Nationalrat und Direktor des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin Zürich. Er fordert einen höheren Stellenwert der Prävention in der gesamten Gesundheitspolitik.
Mehrere Risikofaktoren = massiv erhöhtes Herzinfarktrisiko
Resultate zusammengefasst
- Bei über 10'000 der geprüften 14'000 Menschen wurden erhöhte Werte festgestellt.
- Über ein Drittel der Untersuchten wiesen zwei oder mehrere Risikofaktoren auf.
- Bei 30% wurden Übergewicht plus hohe Blutdruckwerte festgestellt.
- Bei 4% wurden Übergewicht plus erhöhte Blutfettwerte festgestellt.
- Bei 48% wurden erhöhte Blutfettwerte plus erhöhte Blutzuckerwerte gemessen.
- Bei 40% wurde das metabolische Syndrom* festgestellt.
*Die Kombination von erhöhtem Blutzucker (Diabetes) sowie zwei weiteren Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht (insbesondere Fettansammlungen in der Bauchgegend) wird als metabolisches Syndrom bezeichnet und geht mit einer überproportionalen Zunahme des Herzinfarkt- und Hirnschlagrisikos einher.
„Oft sind sich die Betroffenen über das Risiko, das sie eingehen, nicht im Klaren, weil selbst stark erhöhte Blutzucker-, Blutdruck- und Blutfettwerte nicht spürbar sind. Zur wirksamen Krankheitsvorbeugung sollten deshalb alle gesundheitsschädigenden Faktoren abgebaut und wenn nötig behandelt werden“, stellt Prof. Gutzwiller fest.
Gewinn an Lebensqualität
An irgend etwas müsse man zwar sterben, sagte der Mediziner. Mit einem gesunden Lebensstil liessen sich aber einige Jahre anhängen. Gutzwillers Rezepte heissen: nicht rauchen, viel Früchte und Gemüse, genügend Bewegung und mässiger Alkoholkonsum. Aber auch an den Bund hat er Erwartungen: Von Couchepin verlangte er ein Gesetz für Prävention und Gesundheitsvorsorge. Der Gesundheitsminister verwies jedoch auf einen Expertenbericht, der nächstes Jahr fertiggestellt sein soll. Dann werde man sehen, ob ein entsprechendes Gesetz notwendig sei.
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15.02.2006