Sport und Sex nach Herzinfarkt: Wie viel ist gut, worauf soll man achten?
Die Konsequenzen auf das Leben nach einem überlebten Herzinfarkt sind vielfältig. Die Sexualität und Sport sind dabei zwei wichtige Aspekte, die von Experten im Fachblatt ArsMedici unter die Lupe genommen wurden.
Gerade Herzinfarktpatienten sind aber meist sehr unsicher, was ihre körperlichen Möglichkeiten - und dazu gehört auch die Sexualität - nach dem Infarkt betrifft.
Der Artikel im ArsMedici wurde als Fortbildungsbericht für Ärzte geschrieben. Im Folgenden eine Zusammenfassung mit den wichtigsten Erkenntnissen aus diversen Studien.
Sex und Herzinfarkt – muss man Angst haben?
Beratung und sich mit der eigenen Sexualität auseinander setzen, gehören zu einer der wichtigsten Komponenten im Gespräch zwischen dem Arzt und dem Patienten nach einem Herzinfarkt. Dennoch ist bekannt, dass nur etwa 9% der Patienten mit einer Herzkreislauferkrankung mit ihrem Kardiologen darüber reden. Dabei könnte die Aufklärung seitens des Arztes sowohl zur Lebensqualität des Patienten als auch zur Beruhigung des Partners/Partnerin viel beitragen.
Studien haben zum Beispiel gezeigt, dass durch Blutdruckschwankungen oder durch Störungen im Herzrhythmus der Herzkreislauf nach Herzinfarkt bei sexuellen Aktivitäten nur moderat belastet wird. Die Belastung sei in etwa vergleichbar mit der Belastung bei der raschen Bewältigung von zwei Treppenstockwerken. Auch konnte belegt werden, dass weniger als 1 Prozent der Herzinfarkte während einer sexuellen Aktivität auftreten. Angina pectoris-Anfälle (Atemnot, Brustenge und Schmerzen) treten lediglich etwa in 5% aller Fälle während dem Sex auf. Und: Bei Patienten, die im Alltag körperliche Anstrengungen recht gut wegstecken und ein bestimmtes Trainingsniveau aufwiesen, waren diese Risiken noch kleiner; Studien belegen hier ein Risiko von 0.7% und weniger.
Herzinfarkt und fertig los?
Nicht ganz, sagen die Experten. Wichtig seien vorausgegangene Risikoabschätzungen durch den Arzt. Dies geschieht anhand körperlicher Untersuchungen sowie regelmässigen Belastungstests nach dem Infarkt.
Ab hier dürfen regelmässige sexuelle Aktivitäten wieder aufgenommen werden:
- Bei kontrollierter beschwerdefreier Leistungsfähigkeit von 3-5 MET. MET ist die Masseinheit für den metabolischen Aufwand in Verbindung körperlicher Aktivitäten. 3-5MET entsprechen einem beschwerdefreien, zügigen Hochsteigen von zwei Stockwerken.
- Frühestens eine Woche nach Herzinfarkt
- Wenn der Arzt keine schweren Risiken für Komplikationen feststellt
- Nach Kathethereingriff: sobald die Punktionsstelle verheilt und reizlos ist
- Wartezeit nach Sternotomie (Operation am offenen Brustkasten): 6-8 Wochen
Lebensqualität und Herzmedikamente
Vielen Patienten machen ihre Herzmedikamente (Betablocker, wassertreibende Medikamente) für Störungen im Sexualleben verantwortlich (Libidoverlust, Erektionsstörungen). Die momentane Studienlage kann dahingehend aber keine direkten Zusammenhänge aufzeigen. Vielmehr seien solche sexuellen Störungen insbesondere bei Patienten mit Herzschwäche (Herzinsuffizienz) in 60-87% der Fälle auf die Krankheit selber zurückzuführen. Die heutigen Herzmedikamente, die in der Schweiz erhältlich sind, werden als sicher und unbedenklich bezeichnet.
Sport und Herzinfarkt
Nicht-Sport-Treiben gilt heute als ebenso grosser Risikofaktor wie Bluthochdruck und Rauchen. Dennoch und trotz Sportempfehlungen bewegen sich laut Statistiken nur ein Drittel der Schweizer im Bereich, der als herzgesund angesehen wird.
Nach einem Herzinfarkt wird der Patient optimalerweise in einer ambulanten oder stationären Rehabilitation in ein moderates Training eingeführt. Mittels Belastungstest sowie Lungentests können die für den Patienten optimale Kreislaufbelastung herausgefunden sowie Restrisiken für einen Re-infarkt entdeckt werden. Auf diese Weise wird es zum Beispiel auch Patienten mit einer bestehenden Herzschwäche möglich, analog ihrer körperlichen Einschränkung, die für sie richtige Sportart zu wählen.
Die Experten betonen zudem, dass es für Patienten, die einem Mannschaftssport ausüben wichtig sei, baldmöglichst wieder in diese gesellschaftlichen Aktivitäten zurückkehren zu können. Auch hierfür seien vorausgehende Belastungstests und Untersuchungen sowie entsprechende Aufmunterungen von Seiten des Kardiologen, wichtige Voraussetzungen.
18.12.2014