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Untersuchungsmethoden bei Haarausfall

Anamnese

Die Krankengeschichte oder Vorgeschichte umfasst Art und Dauer des Haarverlusts, Angaben über aktuelle oder vorausgegangene Krankheiten und Medikamenteneinnahme, sowie über Haarprobleme in der Familie mütterlicher- und väterlicherseits.

Erhebung der Vorgeschichte bei Haarverlust (Anamnese)

 Fakten

Evaluation
Einsetzen des vermehrten Haarausfalls Zusammenhang mit besonderen Ereignissen wie Geburt, Medikamente, Hormonbehandlung oder fiebrige Erkrankungen 
Dauer und Verlauf Dauer des vermehrten Haarausfalls und gleichzeitiger gesundheitlicher Störungen
Formen Art des Haarverlusts: vermehrter Haarausfall, Dünnerwerden des Haares, Abbrechen der Haare, schleichender oder büschelweiser Haarverlust
Ort Verteilungsmuster: z.B kreisrunde Flächen, zurückfliehen von der Stirn, stellenweise, fleckenartig, Dünnerwerden über den ganzen Haarschopf

 

Methoden der Haaruntersuchung bei Haarausfall

genaue Untersuchung der Haare liefert Aufschluss über Haardichte und -verteilung sowie das genaue Muster des Haarausfalls und den Zustand der Kopfhaut. Unter dem Mikroskop geben die Haarwurzeln weitere Hinweise zur Ursache des Haarausfalls.

Eine medizinische Haaruntersuchung setzt sich aus mehreren Teilschritten zusammen. Im Vorfeld beurteilt der Arzt jedoch erst die tatsächliche Notwendigkeit einer genauen Haaranalyse, indem er seinen Patienten bittet, über mehrere Tage hinweg der normalen täglichen Ausfallquote von bis zu einhundert Haaren Beachtung zu schenken. Danach muss nach den Ursachen gesucht werden.

Zunächst überprüft der Arzt daher das äussere Erscheinungsbild des Haarausfalls, um eventuell eine genetisch bedingte Alopeze diagnostizieren zu können und im Folgeschritt das Stadium des Haarverlustes nach der Hamilton-Norwood-Tabelle zu klassifizieren.

Über ein Trichogramm ausgezupfter Haare, d.h. eine mikroskopische Haarwurzeluntersuchung, kann der Arzt mehr über eine möglicherweise vorliegende Krankheit erfahren und anhand dessen eine Prognose zu Form und weiterem Verlauf des Haarverlustes stellen.

Epilationstest

Gesunde Haare lösen sich nicht bei leichtem Zug, sondern nur durch heftiges Reissen, das immer schmerzhaft ist. Um zu überprüfen, ob erhöhter Haarausfall vorliegt, greift der Arzt deshalb ein Büschel Haare und zieht vorsichtig daran.

Lassen sich ohne Kraftaufwand an verschiedenen Stellen der Kopfhaut mehrere Haare herausziehen, ohne dass dies dem Patienten Schmerzen bereitet, könnte ein dem natürlichen Haarausfall vorausgehendes telogenes Effluvium vorliegen, d.h., dass Haare im Ruhestadium des Haarwachstumszyklus ausfallen.

Ebenso könnte es sich bei dem durch einfaches Ziehen am Haar ausgelösten Haarausfall um das Lose-Anagen-Haar-Syndrom handeln: Die innere Haarwurzelscheide liegt in diesem Fall nicht passgenau um den Haarschaft, wodurch das Haar relativ locker in der Kopfhaut sitzt. Um das Lose-Anagen-Haar-Syndrom sicher diagnostizieren zu können, müssen die ausgezupften Haare weiter untersucht werden.

Abgebrochene Haare können entweder auf kosmetische Schäden oder die typischen Haarschäden bei Alopecia areata zurückzuführen sein; dicke Haarschäfte weisen auf eine Störung der Wachstumsphase hin.

Wie wird die Diagnose bei Haarausfall gestellt?

Bei der androgenetischen Alopezie beim Mann in ihrer charakteristischen Ausprägung ist die Diagnose einfach zu stellen und weitere Abklärungen sind nicht notwendig. Anders verhält es sich bei allen entzündlichen oder narbigen Veränderungen: Hier ist der Besuch beim Facharzt - dem Dermatologen (Hautarzt) - angebracht.

Der Spezialist hat bei Problemfällen die Möglichkeit zu weiteren Untersuchungen wie z.B. Haarwurzeluntersuchung (Trichogramm), mikroskopische Untersuchung von Hautproben oder Blutuntersuchungen. Nicht-fachärztlich angebotene "Spezialuntersuchungen" wie z.B. Haarmineralanalysen, in denen der Gehalt der Haare an Giftstoffen, Schwermetallen und Spurenelementen bestimmt wird, sind eher kritisch zu werten, da sie oft nicht hilfreich sind und eher zur Verwirrung des Patienten, als zu nützlichen Schlüssen führen.

Die präzise Diagnose ist in jedem Fall Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Eine solche sollte die Ursachen behandeln ("an der Wurzel packen") und sich an der Entstehung der Krankheit orientieren. Wo dies nicht möglich ist, sollten Erkenntnisse aus wissenschaftlichen Studien die Grundlage bilden.

Um eine wirksame Therapie gegen die individuell vorliegende Form des Haarausfall entwickeln zu können, muss der Arzt zunächst Form und Ursachen des Phänomens klären. Dazu steht ein Gespräch zum Verlauf des Haarausfalls im Vordergrund, gefolgt von Untersuchungen des Körpers und der Haare.

Meist ist die spezifische Form des Haarausfalls für den behandelnden Arzt leicht einzuordnen, und nur in spezifischen Einzelfällen bereitet dem Mediziner die Diagnose Schwierigkeiten. In einem solchen Fall führt er ein ausführliches Diagnosegespräch mit seinem Patienten und wendet dann verschiedene Untersuchungsverfahren an: Zum diagnostischen Instrumentarium gehört dabei die körperliche Untersuchung ebenso wie die chemische Haaranalyse gesammelter ausgefallener Haare. Grundsätzlich gilt es abzuklären, welche Art von Haarproblem vorliegt. Es kann sich dabei handeln um:

Effluvium (Haarausfall) oder Alopezie (Haarlosigkeit)

Zur genauen Bestimmung des Krankheitstyps hilft die genaue Angabe des Patienten über den täglichen Haarverlust: Etwa 100 ausgefallene Haare pro Tag sind normal - und es liegt keine der beiden Haarerkrankungen vor.

In die Untersuchung des individuellen Phänomens des Haarausfalls werden auch jahreszeitliche Schwankungen und individuelle Angewohnheiten bei der Haarpflege berücksichtigt, um zu einem sicheren diagnostischen Ergebnis zu gelangen, anhand dessen die Therapie individuell ausgerichtet wird.

Wie oben beschrieben können abgebrochene Haare können entweder auf kosmetische Schäden oder die typischen Haarschäden bei Alopecia areata zurückgeführt werden. Dicke Haarschäfte weisen eher auf eine Störung der Wachstumsphase hin.

Körperliche Untersuchung bei Haarausfall

verschiedenen Formen des genetisch bedingten Haarausfalls sind für den Mediziner anhand der spezifischen Kahlstellen-Bildung leicht und auf den ersten Blick einzuordnen. Bei anderen Arten des Haarausfalls prüft der Arzt vor der Diagnose Hautveränderungen sowie Haaranomalien.

Kreisrunde kahle Stellen auf der Kopfhaut sowie den erblich bedingten Haarverlust kann der Mediziner auf den ersten Blick an der typischen Tonsur- oder Glatzenbildung erkennen. Die Hintergründe des diffusen Haarausfalls sind schwieriger zu erklären: Findet der Fachmann keinen spezifischen Krankheitstyp mit direkten Ursachen des Haarverlusts, muss er verschiedene körperliche Untersuchungen vornehmen.

Dabei müssen Haut- und Haarveränderungen vom Fachmann sowie vom Patienten festgestellt werden können. Anhand von Laborergebnissen kann der Arzt Rückschlüsse auf eine spezifische Ursache des Haarverlusts ziehen. Es werden Blutuntersuchungen zur Bestimmung der Stoffwechsel- und Hormonwerte gemacht.

Bei der Diagnose achtet der Arzt zunächst auf folgende Umstände:

Fallen die Haare vollständig aus oder brechen sie ab.

Danach sucht er auf der Kopfhaut nach Anzeichen für Entzündungen, Schuppenflechte oder Ekzeme. Für die Voraussage, ob in Zukunft wieder mit neu einsetzendem Haarwuchs gerechnet werden kann, untersucht der Arzt auch die Haarwurzelstruktur an den haarlosen Bereichen der Kopfhaut. Sind die Haarwurzelöffnungen enthalten, was optisch eine feinpunktige, gänsehautartige Struktur ergibt, kann man von einer nicht vernarbenden Alopezie ausgehen, bei der die Haarwurzel nicht abstirbt und nach gewisser Zeit neues Haar gebildet werden kann.

Haarstrukturschäden

Die Strukturschäden des Haares können im einzelnen sehr genau untersucht werden. Zur Prüfung von Festigkeit und Elastizität dienen Haarbelastungstests. Als Ausdruck der Schädigung der Haarschichten werden Quellung und Anfärbbarkeit des Haares herangezogen.

Unter dem Mikroskop erkennt man abgebrochene Haare im Vergleich zu ausgefallenen am Fehlen der Haarwurzel.

Spezielle Haaruntersuchung: Das Trichogramm

Trichogramm -
Haarentnahmte zur
Untersuchung
der Haarwurzel
Trichogramm ist eine Untersuchung der Haarwurzel, um die Ursachen des Haarausfalls zu ermitteln. Dem Patienten werden dazu Haare entnommen und deren Zustand und die individuelle Entwicklungsphase mikroskopisch bestimmt.

Das Trichogramm hat für die Diagnose von krankhaftem Haarausfall die gleiche Bedeutung wie ein Blutbild für die Diagnose anderer Krankheiten. Man versteht darunter eine mikroskopische Untersuchung der Haarwurzeln und -schäfte, die an mitsamt der Wurzel ausgezupften (epilierten) Haaren vorgenommen wird. Der Arzt entnimmt dem Patienten dazu etwa 50 Haare an exakt festgelegten Stellen am Kopf und untersucht deren Entwicklungsstadium und Zustand mikroskopisch.

Der Arzt vergleicht im Zuge der Auswertung die Trichogramme der verschiedenen Kopfzonen. Dabei achtet er besonders auf krankhafte Veränderungen der Haarwurzeln z.B. Verkrümmungen, Bruchstellen oder vom normalen Aufbau stark abweichende Haare.

Ermittlung des Haarwurzelstatus

Anhand des untersuchten Zustandes der Haarschäfte und des ermittelten Mengenverhältnisses der Haare, die sich jeweils in der Wachstums-, Übergangs- und Ruhephase befinden, kann der Arzt feststellen, ob eine androgenetische Alopezie, d.h. ein erblich bedingter Haarausfall vorliegt: In diesem Fall befinden sich wesentlich weniger Haare in der Wachstumsphase, wohingegen sich zwischen 30 und 50% der Haare in der dem Absterben und Ausfallen vorangehenden Ruhephase befinden.

Aussagekraft des Trichogramms

Da das Trichogramm an epilierten Haaren durchgeführt wird, dient diese Methodik eher der Prognose des in den zwei bis drei Folgemonaten zu erwartenden Haarausfall-Verlaufs als einer Ermittlung der an der Haarwurzel abgelaufenen Vorgänge vor dem Entnahmedatum. Trichogramme zeigen weiterhin schubartige Verläufe von Haarausfällen auf, wie sie etwa für die androgenetische Alopezie typisch sind.

In Interimszeiten, in denen der Haarausfall temporär zum Stillstand kommt, wird sich auch das Trichogramm weitgehend normalisieren. Bei Frauen spiegelt es zudem Schwankungen des Hormonhaushalts wieder, wie er z.B. durch Wechsel von Kontrazeptiva oder Blutungsstörungen verursacht wird.

Kreisförmiger Haarausfall

Liegt ein kreisförmiger Haarausfall vor, liefert das Trichogramm ähnliche Ergebnisse wie bei der androgenetischen Alopezie: Auch hier ist der Anteil an Haaren, die kurz vor dem Ausfallen stehen (Telogenhaare), erhöht und kann einen prozentualen Anteil von bis zu 80% ausmachen. Ausserdem zeigt der Haarschaft unregelmässige Farbstoffablagerungen.

Findet man am Rand der haarlosen Bereiche gehäuft Telogenhaare, muss mit einem weiteren Fortschreiten der Erkrankung gerechnet werden.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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