Nikotinersatzprodukte: Ein Drittel wird wieder rückfällig
Zweifel am Langzeitnutzen von Nikotin-Ersatzprodukten gab es schon immer. US-Forscher belegen dies nun in einer neuen Studie wiederholt: Ein Drittel ehemaliger Raucher, die mittels Nikotin-Ersatz rauchabstinent wurden, waren wieder rückfällig geworden.
Nikotinersatzprodukte wie Pflaster, Kaugummis, Lutschtabletten oder Sprays können Rauchern den Weg in die Abstinenz erleichtern.
Zumindest hat sich das bei starken Rauchern gezeigt: 50 bis 70% der untersuchten Raucher schafften damit die Rauchentwöhnung.
Leichten Rauchern fällt es trotz Ersatzprodukten hingegen schwer – insbesondere ausserhalb von kontrollierten Studien – aufs Rauchen zu verzichten. Experten vermuten, dass sich bei ihnen die rezeptfreie Abgabe solcher Nikotinersatzprodukte als kontraproduktiv erweist.
Bereits vor 10 Jahren monierten US-Forscher, dass mit steigendem Verkauf dieser Produkte, deren Effektivität gesunken sei. „Dank“ solcher Produkte verzichteten viele Raucher auf professionelle begleitende Beratung, was eventuell die Rückfallrate ebenfalls zusätzlich erhöht. (Jama 2002).
In der aktuellen Studie der Harvard School of Public Health, Boston, wurden 1'916 Raucher dreimal im Abstand von 2 Jahren von den Forschern kontaktiert. 787 Raucher hatten gerade einen Abstinenzversuch unternommen. Resultat: Etwa ein Drittel war bei jeder dieser Nachfragen wieder rückfällig geworden und zwar unabhängig davon, ob die Teilnehmer ein Nikotinersatzprodukt oder professionelle Hilfe genutzt hatten oder nicht. Die Therapietreue war erwartungsgemäss gering.
Bei starken Rauchern, die zwar Nikotinersatzprodukte brauchten, aber ohne professionelle Begleitung den Abstinenzversuch unternommen hatten, war das Rückfallrisiko sogar mehr als doppelt so hoch.
Studienschwächen: Die Wahrscheinlichkeit, dass stärkere Raucher eher auf einen Nikotinersatz zurückgegriffen haben, sei möglicherweise hoch. Damit müsste bei ihnen die höhere Rückfallrate eher der Sucht zugeschrieben werden, als dem gescheiterten medikamentösen Therapieversuch.
Ausserdem konnten die Forscher jeweils nur die Hälfte bis höchstens zwei Drittel aller ursprünglichen Teilnehmer erneut begragen, was die Resultate auch verzerrt haben könnte.
Langzeituntersuchung zur Nikotinersatz-Therapie fehlten zurzeit immer noch. Das dürfte damit zusammenhängen, dass die Zulassung der jeweiligen Produkte nur Kurzzeitstudien erfordere, so die Forscher.
12.01.2012