Weltnichtrauchertag 2012: Die Mehrheit der EU-Bürger will verstärkte Massnahmen zur Bekämpfung des Tabakkonsums
Zum Weltnichtrauchertag am 31. Mai 2012 veröffentlicht die Europäische Kommission eine EU-weite Umfrage zu Meinungen zum Tabakkonsum. Erschreckend: 28% der über 15-Jährigen rauchen.
Durchschnittlich 60 % der EU-Bürger befürworten Massnahmen, deren Ziel es ist, Tabakerzeugnisse unauffälliger und unattraktiver zu machen, indem diese zum Beispiel in Geschäften aus dem Blickfeld verbannt werden oder die Verwendung angenehmer Duft- und Farbstoffe beschränkt wird.
Gleichzeitig geben andere Zahlen Anlass zu Sorge: 28 % der EU-Bürger über 15 rauchen, 70 % der derzeitigen und ehemaligen Raucher haben vor dem 18. Lebensjahr mit dem Rauchen begonnen. Der für Gesundheit und Verbraucherschutz zuständige Kommissar John Dalli sagte dazu: "Ich bin sehr besorgt angesichts der Tatsache, dass die meisten Europäer sehr früh, d. h. noch vor ihrem 18. Geburtstag, mit dem Rauchen anfangen. Wie ich heute bei einem Treffen mit Dr. Nikogosian, dem Direktor des Sekretariats der WHO-Tabakrahmenkonvention, noch einmal betont habe, setze ich mich daher dafür ein, dass Europa seinen internationalen Verpflichtungen zur Regelung von Tabakerzeugnissen nachkommt. Dazu gehört auch, Zigaretten für junge Menschen weniger attraktiv zu machen. In diesem Sinne arbeitet die Europäische Kommission derzeit einen Vorschlag zur Änderung der Tabakrichtlinie aus."
Einige positive Ergebnisse der Umfrage kommentierte Kommissar Dalli folgendermassen: "Die breite Unterstützung bei den EU-Bürgern für verstärkte Massnahmen zur Bekämpfung des Tabakkonsums sind sehr ermutigend. Auch die Tatsache, dass immer weniger Menschen Tabakrauch in der Umgebungsluft ausgesetzt sind, ist ein positives Zeichen. Es zeigt, dass die strengen Vorschriften über das Rauchen in öffentlichen Bereichen und Sensibilisierungsmassnahmen wie z. B. die EU-Kampagne "Ex-Raucher sind nicht zu stoppen" erste Ergebnisse bringen.
Die EU-Umfrage zur Einstellung der Europäer zum Tabakkonsum kommt unter anderem zu folgenden Ergebnissen:
- Die Zahl der täglich gerauchten Zigaretten (14,2) ist gegenüber der vorangegangenen Studie leicht zurückgegangen (2009: 14,4 Zigaretten/Tag)
- Die Hälfte der EU-Bevölkerung hat noch nie geraucht: Dieser Anteil hat sich in den letzten drei Jahren nicht verändert
- 61 % der derzeitigen Raucher haben schon versucht aufzuhören, davon jeder fünfte im Jahr vor Durchführung der Umfrage
- Obwohl der Anteil der Menschen, die in Restaurants und Bars Tabakrauch in der Umgebungsluft ausgesetzt sind, um 17 % gesunken ist, berichten noch 14 % der EU-Bürger, dass sie in den letzten 6 Monaten in Restaurants Tabakrauch ausgesetzt waren, und 28 % in Cafés und Bars
- 73 % der EU-Bürger befürworten die Einführung von Sicherheitsmassnahmen zur Bekämpfung des illegalen Zigarettenhandels, auch wenn Zigaretten dadurch teurer werden
- 33 % der derzeitigen und ehemaligen Raucher in der EU sagen, dass die Gesundheitswarnungen auf Tabakpackungen sich auf ihre Einstellung und ihr Verhalten in Bezug auf das Rauchen ausgewirkt haben
Hintergrund: Rauchstopp verhindert Todesfälle
Tabakkonsum ist die grösste Einzelursache vermeidbarer Todesfälle in der EU. Er ist für rund 700'000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr in der EU verantwortlich. Die Kommission verfolgt ihre umfassende Strategie zur Verringerung des Tabakkonsums in der gesamten EU weiter. Eine breite Palette von Mechanismen, Aktivitäten und Initiativen, einschliesslich entsprechender Rechtsvorschriften, Prävention und Massnahmen, die Menschen veranlassen sollen, mit dem Rauchen aufzuhören, sollen diese Strategie fördern und stärken.
Derzeit wird die Tabakrichtlinie von 2001 überarbeitet, und die Kommission plant, ihren Vorschlag in der zweiten Jahreshälfte 2012 vorzustellen. Die EU und alle Mitgliedstaaten haben das WHO-Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakkonsums ratifiziert, das im Februar 2005 in Kraft getreten ist.
Mit einer 2009 verabschiedeten Empfehlung des Rates über rauchfreie Umgebungen wurden die Mitgliedstaaten dazu aufgerufen, Rechtsvorschriften anzunehmen und einzuführen, die die Menschen vor der Belastung durch Tabakrauch in der Umgebungsluft in öffentlich zugänglichen geschlossenen Räumen, am Arbeitsplatz und in öffentlichen Verkehrsmitteln schützen sollen. Zudem sollen sie neben den Gesetzen zur Schaffung rauchfreier Zonen flankierende Massnahmen zum Schutz von Kindern, zur Förderung der Aufgabe des Rauchens und zur Anbringung von Warnhinweisen mit Abbildungen auf Zigarettenpackungen ergreifen.
Als Teil der Sensibilisierungsmassnahmen startete die Kommission 2011 ihre Kampagne "Ex-Raucher sind nicht zu stoppen". Die soeben eingeläutete neue Phase baut auf den Erfolgen des ersten Jahres auf. Ein überarbeitetes Programm folgt der ursprünglichen Strategie, der zufolge die Kampagne "Ex-Raucher sind nicht zu stoppen" Veränderungen bewirken soll, indem sie den Schwerpunkt von den negativen gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens verlagert auf die positiven Aspekte des Nichtrauchens, um so Männer und Frauen in Europa zu motivieren, mit dem Rauchen aufzuhören.
Rauchstopp-Projekt der Schweizer Lungenliga: Rauchfrei-Lehre
8800 Berufslehrlinge aus 15 Kantonen nehmen am nationalen Projekt "Rauchfreie Lehre" teil. Sie haben sich verpflichtet, während der Lehre und in der Freizeit auf jeglichen Tabakkonsum zu verzichten. Initiantin des Projekts ist die Lungenliga Schweiz.
Lehrlinge, die während eines Lehrjahrs rauchfrei bleiben, werden mit einem Kinogutschein und der Teilnahme an einer Verlosung von 17 Wochenenden mit Übernachtung im Europa-Park Rust teil. Diese Verlosungen mit weiteren Preisen finden im Juni statt.
Viele Ausbildungsbetriebe unterstützen ihre Lernenden mit einem Geldbetrag oder zusätzlichen Ferientagen. Um sicherzustellen, dass die Tabakabstinenz eingehalten wird, werden 10 Prozent der Teilnehmenden mit einem Kohlenmonoxyd- Blastest (CO-Test) überprüft.
Linkempfehlung
30.05.2012