Alle 3 Tage eine FSME- Erkrankung in der Schweiz
127 Menschen sind in 2008 infolge eines Zeckenstichs an der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) erkrankt. Die Krankheit wird auch Zecken-Hirnhautentzündung genannt. Immer mehr Regionen gelten als FSME- Risikogebiete.
Trotz gross angelegter Informationskampagne des BAG in 2006 nehmen die Fallzahlen wieder zu. Eine GfK Studie zeigt zudem, dass viele Menschen nicht alle drei notwendigen Impfungen für einen Langzeitschutz durchführen. 58% der befragten Personen, welche begonnen haben sich gegen FSME zu impfen, waren der Meinung, schon nach der ersten oder zweiten Impfung umfassend und langfristig vor den FSME-Gefahren geschützt zu sein.
Eine Sensibilisierungskampagne in der Deutschschweiz soll die Gefahr durch Zecken erneut ins Bewusstsein rücken. Sie wird initiiert durch Baxter AG und Novartis Pharma Schweiz AG. Das Bundesamt für Gesundheit unterstützt die Kampagne mit fachlicher Beratung.
Sie sind kaum zu sehen, können aber beim Menschen grossen Schaden anrichten: die Zecken
Aus dem Winterschlaf erwacht, warten sie jetzt auf Grashalmen, um sich von einem Opfer abstreifen zu lassen. Denn Zecken ernähren sich von Blut und brauchen in ihrem Entwicklungsprozess von der Larve zum ausgewachsenen Tierchen drei Blutmahlzeiten. Nach einem solchen Mahl wiegt die Zecke das Hundertfache ihres Körpergewichts. Gefährlich ist ein Zeckenstich dann, wenn von der Zecke FSME Viren übertragen werden. FSME ist das Kürzel für die Frühsommer-Meningoenzephalitis.
Die Krankheit - auch «Zecken-Hirnhautentzündung» genannt - beginnt häufig wie eine Grippe mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Sie kann eine Entzündung der Hirnhäute, des Gehirns, der Nerven und des Rückenmarks auslösen. Schwere Verläufe der FSME führen in 10 - 20% zu Lähmungen und bleibenden Schäden. 1% der Erkrankungsfälle verläuft tödlich. Zeckenspezialist Dr. med. Norbert Satz aus Zürich, Facharzt für Innere Medizin FMH, ist überzeugt: «2009 wird aufgrund der klimatischen Verhältnisse ein Zeckenjahr mit mehr FSME Fällen als 2008.»
Immer mehr Risikogebiete in der Schweiz
Das Vorkommen der Zecken ist sehr verbreitet: in gemässigten Klimazonen sind sie weltweit bis über 1500 m über Meer anzutreffen. In der Schweiz sind bisher keine Risikogebiete über 1000 m über Meer bekannt. Als Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)-Endemiegebiete deklariert sind Regionen der Kantone Aargau, Baselland, Bern, Fribourg, Graubünden, Luzern, Nidwalden, Obwalden, Schaffhausen, Solothurn, St. Gallen, Thurgau, Uri, Waadt, Zug, Zürich und Fürstentum Liechtenstein. Der ganze Kanton Thurgau, die Regionen Liesberg und Seelisberg und der Bezirk Reiat sind neu auf der BAG-Liste.
Und der Trend zur Ausweitung der FSME-Endemiegebiete (sog. Naturherde) setzt sich in der Schweiz weiter fort. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt eine Impfung gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) allen Menschen (im Allgemeinen ab 6 Jahren), die in einem Risikogebiet leben oder sich dort aufhalten. Für diese Personen wird die Impfung von den Krankenkassen im Rahmen der Grundversicherung bezahlt.
Die Impfung schützt vor einer FSME-Erkrankung
Für einen langjährigen Schutz ist eine so genannte «Grundimmunisierung» notwendig, die aus drei Impfungen besteht. Nach der ersten Impfung wird vier Wochen darauf erneut geimpft (ab dann besteht ein Schutz vor den FSME Viren). Abgeschlossen wird mit einer dritten Impfung einige Monate bis ein Jahr nach der zweiten Impfung. Diese dritte Impfung sichert den Langzeitschutz. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt eine Auffrischungsimpfung alle zehn Jahre.
Um einen schnelleren Schutz vor FSME zu erreichen, besteht zudem die Möglichkeit, ein Schnellschema anzuwenden. Dies kann besonders kurz vor Anfang der Zeckensaison von nutzen sein.
Ständerätin Christine Egerszegi-Obrist (FDP), Mitglied der Ständerätlichen Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit, appelliert an die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger: «3 Impfungen schützen einen Menschen 10 Jahre lang vor dem Risiko, wegen eines Zeckenstichs an einer Hirnhautentzündung zu erkranken. Wer sich in einem Risikogebiet aufhält, sollte sich impfen lassen. Infizierte Zecken können nicht nur im Wald vorkommen, sondern auch in Gärten und Wiesen mit hohem Gras.
Demzufolge sind nicht nur Sportler, Camper, Pfadfinder und Wanderer gefährdet, sondern auch Hundehalter, Spaziergänger und Hobbygärtner. Oft glauben zudem ältere Bürgerinnen und Bürger, dass Zecken ihnen nichts anhaben können. Schliesslich würden sie schon seit Jahrzehnten in Waldgebieten spazieren. Aber gerade bei älteren Menschen ist der Krankheitsverlauf nach einer FSME Infizierung oft besonders schlimm.»
GfK-Studie zeigt: viele Impfwillige ziehen die Impfungen nicht durch Das Marktforschungsunternehmen GfK Austria hat im Auftrage der Baxter AG Ende Juli und Anfang August 2008 in der Schweiz 306 Personen in Schweizer Endemiegebieten interviewt und dabei die Unterschiede zwischen korrekt Geimpften (3 Impfungen absolviert), Impfwilligen, die nur eine Impfung durchgeführt haben und Impfinteressierten untersucht.
Dabei stellte sich heraus, dass 58% der Befragten Personen, welche begonnen haben sich gegen FSME zu impfen, der Meinung sind bereits nach einer oder zwei Impfungen gegen eine FSME Infektion geschützt zu sein. Ein gefährlicher Irrtum. Jeder dritte wusste nicht, dass 3 Impfungen nötig sind. Auffallend war zudem, dass korrekt Geimpfte besser informiert sind und Informationen auch aufmerksamer wahrnehmen. Medienberichte spielen dabei offenbar die Hauptrolle.
Sensibilisierungskampagne im Internet:
http://www.zeck-o-schreck.ch
21.04.2009