MS kann kaum durch ein Wunder geheilt werden
Bei chronischen Patienten wie auch bei MS-Betroffenen sind alternative Heilmethoden sehr beliebt. Experten warnen jedoch davor an Sensationsberichte und Wunderheilungen zu glauben.
Mit der Hoffnungslosigkeit vieler Patienten und der verständlichen Sehnsucht nach einem Wundermittel wird im Internet oftmals zynisch umgegangen. Oft sind die Informationen mit kommerziellen Zwecken verbunden, warnt die AMSEL (Aktion Multiple Sklerose Erkrankter - Landesverband der Deutschen MS Gesellschaft DMSG).
Schon vor Jahren hat eine Studie aufgezeigt, wie beliebt alternative Heilmethoden bei MS-Kranken sind. Damals hatten von 129 MS-Betroffenen 70% Frauen und die Hälfte der Männer angegeben mindestens einmal alternative Heilmethoden angewandt zu haben. Insgesamt wurden 82 verschiedene Therapieformen aufgezählt.
Massagen, Meditationstechniken und Entspannungsmethoden bei MS-Patienten können das Krankheitsgefühl verringern und das Wohlbefinden verbessern. Es gibt aber auch Heilmittel und Therapiemethoden, die einfach nur teuer und nutzlos sind und zum Teil eher schaden.
In "Aktiv", der Fachzeitschrift der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, wurde von Privatdozent Dr. Martin Winterholler an der Universität Erlangen eine Einteilung medikamentöser alternativer Therapien unter dem Titel "Durch den Dschungel der alternativen Heilverfahren" in "potenziell wirksam", "nicht-schädlich" und "gefährlich und unwirksam" vorgenommen.
Potenziell günstig wirkten sich ungesättigte Fettsäuren wie Fischöl und Nachtkerzenöl aus. Auch Studienergebnisse sprechen dafür, dass diese Öle die MS-Entzündungsherde positiv beeinflussen können.
Sofern daneben eine angemessene schulmedizinische Therapie nicht vernachlässigt wird, ist die Einnahme von Vitaminen, Homöopathika und vielen pflanzlichen Extrakten nützlich.
Aufpassen sollte man hingegen bei Zellpräparaten. Frischzellen und Thymusextrakte sind unnütz und können gefährlich sein. Sie können zu Nervenlähmungen und allergischem Schock führen. Die Einnahme von Echinacea® kann unter Umständen einen Schub auslösen, da die Substanz das Immunsystem stimuliert. Ebenso ungeeignet sind Ozon- bzw. Frischzellentherapie, Amalgamersatz und Eigenblutbehandlung.
Recherchen im Internet
Wie aber kann man einschätzen, ob Informationen über Alternativtherapien im Internet fundiert, eine Website seriös und ihr Verfasser kompetent sind? Der Paritätische Wohlfahrtsverband, die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Selbsthilfegruppen, die Bundesärztekammer und die kassenärztliche Vereinigung haben eine Online-Patienten-Information ins Netz gestellt. Die Website hilft Betroffenen, die Qualität von medizinischen Seiten einzuschätzen. (siehe unter Linkempfehlung).
Zunächst sollte man sich fragen: "Wer hat die Information geschrieben?" Im Impressum (About us etc.) findet man meistens den Autor und seine Qualifikation. Qualitative Gesundheitsinformationen zeichnen sich oft durch verschiedene Autoren verschiedener Fachgebiete aus.
Sind die Ziele der Website klar? Auf einer guten Seite wird erklärt, an wen sich die Information richtet und in welcher Absicht. Auf welche Quellen stützt sich die Information - hier sollte man unbedingt nach der Angabe von Quellen, wie klinische Studien, Leitlinien und Literatur suchen. In der Regel sind die Informationen am sichersten, die sich auf die Ergebnisse grosser klinischer Studien stützen, in denen die Wirksamkeit eines Arzneimittels oder eines Therapieverfahrens nachgewiesen wurde. Unsicher sind hingegen Informationen, die auf blossen "Expertenmeinungen" oder auf reinen Fallschilderungen beruhen. Das heisst allerdings nicht, dass Meinungen von Experten falsch sind.
Man sollte auch darauf achten, ob Unsicherheiten des Heilmittels bzw. der vorgesehenen Therapie und mögliche Risiken und Nebenwirkungen beschrieben werden.
Vorsicht vor Sensationsberichten und Berichten über Wunderheilungen - in den meisten Fällen und vor allem dann wenn damit geworben wird, ist das nicht seriös. Sachverhalte sollten neutral und ohne Wertung formuliert sein.
Nicht vergessen sollte man auch, dass E-Mails wie Postkarten sind - sie können von anderen Menschen gelesen werden. Deshalb sollte man sich mit persönlichen Daten und der ausführlichen Krankengeschichte per E-Mail zurückhalten.
04.04.2005