Sexuelle Störungen bei MS-Patienten: Welche Therapie hilft?
Zwischen 38 bis 100% der MS-Betroffenen leiden unter Schwierigkeiten im Sexualleben, doch die wenigsten reden darüber. Dabei gibt es verschiedene Therapien die helfen können.
Fachleute unterscheiden bei den sexuellen Störungen zwischen primären, sekundären und tertiären Dysfunktionen.
Erstere sind bedingt durch Gehirnläsionen oder Läsionen im Rückenmark. Symptome: Libidoverlust, unangenehme Empfindungen im Genitalbereich und eine eingeschränkte Fähigkeit zum Orgasmus. Bei den Männern können ein Verlust der Erektionsfähigkeit sowie Störungen beim Samenerguss beobachtet werden. Frauen hingegen beklagen Trockenheit der Vagina und Muskeltonusverlust der Scheide, sowie verminderte Erregungsfähigkeit der Klitoris.
Zu den sekundären Sexualstörungen zählen die Experten eine vorzeitige generelle Ermüdbarkeit, Krämpfe und Lähmungserscheinungen in den Beinen. Über Blasenstörungen, die auch die Sexualität negativ beeinflussen, beklagen sich bis zu 92% Frauen und bis zu 89% der MSbetroffenen Männer.
Zur dritten Gruppe der Sexualstörungen gehören das veränderte Selbstbild und Wahrnehmung des eigenen Körpers, welche massgeblich Freude und Lust an der Sexualität beeinflussen. Negative Einstellungen zum eigenen Körper, bedingt durch krankheitsbedingte Veränderungen, können sich negativ auf das Sexualleben auswirken.
Gespräche haben Therapiewert
Die Experten sind sich einig: Reden ist Gold: Gespräche mit dem Partner, aber auch mit Fachleuten wie Psychotherapeuten, Ehe- oder Sexualberater können helfen Wünsche, Probleme, und Ängste zu artikulieren und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
Bei körperlichen Ursachen wie z.B. bei Erektionsstörung (erektile Dysfunktion) gibt es heute zahlreiche Medikamente oder Hilfsmittel die helfen können. Aufpassen sollte man allerdings bei der eigenmächtigen Einnahme von Potenz-Pillen wegen der Wechselwirkungen mit MS-Medikamenten, aber auch der Herz- oder Diabetesmedikamente. Als Alternative zur Medikation können eine Vakuum-Pumpe oder eine Penisprothese gelten. Hier kann der Spezialist (Urologe) weiterhelfen.
Gegen Lustlosigkeit oder Libidoverlust gibt es kaum spezielle Behandlungsmöglichkeiten, ausser sie ist durch eine Überproduktion von Prolaktin belegt, die man medikamentös behandeln kann.
Allgemein gilt, dass zuerst die Ursache erforscht werden sollte. Hinter diesen Sexualstörungen können Partnerkonflikte oder Depressionen stehen, die psychotherapeutisch angegangen werden sollten.
Nicht zuletzt können MS-Symptome Probleme in der Sexualität bereiten. Bei Muskelkrämpfen, Scheidentrockenheit oder vermindertem Empfindungsvermögen können Muskelrelaxantien, Gels oder Gleitmittel helfen.
Nicht selten treten bei Männern und Frauen mit MS Blaseninkontinenz und sexuelle Fehlfunktionen gleichzeitig auf, was sehr belastend sein kann. Hilfreich ist, vor dem Geschlechtsverkehr die Blase zu entleeren und in den Stunden davor wenig zu trinken.
Dauerkatheter stellen manchmal ein grosses psychisches, nicht aber ein mechanisches Problem dar, denn sie können beim Mann am Penis entlang zurückgebogen werden, um ein Kondom überzurollen; die Frau kann das Röhrchen zur Seite biegen und mit Pflaster befestigen, manche Katheter lassen sich für den Akt sogar abstöpseln. Die Betroffenen sollten sich daher nicht scheuen, diese Frage gleich dem Spezialisten (Urologen) zu stellen, wenn der Katheter gelegt wird.
12.05.2005