Alkoholkonsum in der Schwangerschaft: Häufige Ursache für geistige Behinderung des Kindes
Gemäss einer Studie im Auftrag des BAG gaben immerhin 70% der Frauen an, bei Kenntnis der Schwangerschaft nie oder fast nie Alkohol getrunken zu haben. Dennoch ist die Zahl der jährlich geborenen Kinder, die unter alkoholbedingten Schäden leiden, hoch.
Rauchen während der Schwangerschaft schadet dem Kind, das weiss man.
Über den mütterlichen Alkoholkonsum wird leider noch allzu oft geschwiegen. Der mütterliche Alkoholkonsum während der Schwangerschaft kann aber das Kind sowohl auf der körperlichen, geistigen und psychischen Ebene beeinträchtigen.
Das sogenannte Fetale Alkoholsyndrom (FAS) wird durch häufigen mütterlichen Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ausgelöst und stellt eine der häufigsten Ursachen für eine geistige Behinderung beim Kind dar.
Das Fetale Alkoholsyndrom zeigt sich mit verschiedenen angeborenen sowohl körperlichen, neurologischen als auch psychosozialen Störungen. Am Gesicht und am Kopf erkennt man das FAS unter anderem am kleinen Kopfumfang, die Stirne und die Nase sind eher kurz und flach, die Augenöffnungen schräg und klein, die Oberlippen sind schmal und dünn. Ausserdem typisch sind Nasen-Lippenfalten. Diese Kinder sind meist auch körperlich unterentwickelt, untergewichtig und kleinwüchsig. Die geistige Entwicklung kann verzögert sein, die Kinder sind verhaltensauffällig und haben später Probleme im sozialen Umgang. Viele Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft regelmässig Alkohol konsumiert haben, leiden ausserdem unter einem Hyperaktivitätssyndrom. Im schlimmsten Fall sind Hirnschäden zu befürchten, was in schweren Fällen einer geistigen Behinderung gleichkommt.
Sind bei einem Kind nur partielle Ausprägungen des FAS feststellbar, wird dies unter dem Begriff ''Fetal Alkoholeffekte (FAE)'' zusammengefasst. Beim FAE sind die Beeinträchtigungen vor allem neurologischer Art.
Beim Thema Alkohol und Schwangerschaft wird zunehmend auch der Begriff ''Fetal Alcohol Spectrum Disorder (FASD)'' genannt. FASD weist darauf hin, dass der Alkoholkonsum in der Schwangerschaft zu verschiedenen Ausprägungen beim Kind führen kann und fasst damit sämtliche Formen der Alkoholschädigungen zusammen.
Häufigkeit der Kinder mit Alkoholschädigungen
Laut Sucht Schweiz kamen in der Schweiz im Jahr 2012 von gut 82‘000 Lebendgeborenen rund 800 Neugeborene mit einem FASD zur Welt, davon zwischen 40 und 160 mit einem fetalen Alkoholsyndrom (FAS). Die Zahl der Kinder, die mit fetalen Alkoholeffekten (FAE) geboren wurden, wird auf rund 400 beziffert, wobei die Dunkelziffer einiges höher sein dürfte, da diese Probleme bei Neugeborenen eventuell nicht sofort ersichtlich sind.
Wie viel Alkohol schadet dem Kind?
Darf nun die Mutter gar keinen Alkohol während der Schwangerschaft trinken? Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Man muss wissen: Das Kind trinkt mit und erreicht, wenn auch verzögert, insgesamt etwa dieselben Alkoholblutwerte wie die Mutter, baut sie aber langsamer ab als diese.
Aus medizinischer Sicht gibt es keine sicheren Belege, bis zu welchem Mass Alkohol in der Schwangerschaft ungefährlich bleibt. Jene Frauen, die nicht verzichten können oder möchten, sollten Folgendes beachten: nicht mehr als einmal pro Woche Alkohol, und zwar nicht mehr als einen Standarddrink, zu sich nehmen. Rauschtrinken ist komplett zu vermeiden. Während der ersten zwei oder drei Wochen weiss die angehende Mutter oft noch nichts von ihrer Schwangerschaft. Man geht davon aus, dass der Embryo in dieser Zeit aber entweder gar nicht geschädigt wird oder dann so stark, dass es zu einer Fehlgeburt kommt.
Alkohol während der Stillzeit
Während der Stillzeit gelangt getrunkener Alkohol via Muttermilch in den kindlichen Organismus. Die kindliche Leber baut aber den Alkohol sehr verlangsamt ab, weshalb Alkohol beim Stillen organische und geistige Entwicklungsstörungen bewirken und die Gefahr einer späteren Alkoholabhängigkeit erhöhen kann. Die Empfehlung hier: Während der Stillzeit komplett auf Alkohol zu verzichten.
09.06.2015