Hormonelle Verhütung: Johanniskrautprodukt kann Wirkung abschwächen
Die Wechselwirkung von Johanniskrautprodukten auf hormonelle Verhütungsmittel kann fatale Folgen haben. In Grossbritannien wurden im Jahr 2013 zwei Frauen trotz Hormonimplantat schwanger. Der Grund dafür wurde in der gleichzeitigen Einnahme von Johanniskräuteröl gefunden.
Bei einigen nicht lizensierten oder in Online-Shops angebotenen Produkten fehlen solche Hinweise, wie die Britische Aufsichtsbehörde MHRA warnt.
Offensichtlich wurde dieser Umstand zwei Frauen in London zum Verhängnis. Beide Frauen nutzten zur Schwangerschaftsverhütung ein Hormonimplantat. Gleichzeitig behandelten sie sich mit Johanniskräuteröl, was bei leichten bis mittelschweren Depressionen als Alternative zu Antidepressiva empfohlen wird. Diese Kombination führte dazu, dass die beiden Frauen trotz Verhütung schwanger wurden. Normalerweise gelten Hormonimplantate mit einem Pearl-Index 0.1* als sehr sichere Verhütungsmittel.
*Pearl-Index = Zahl der ungewollten Schwangerschaften von 100 Frauen in einem Jahr. Mit diesem Index wurde ein einheitliches Mass hergestellt, das die Sicherheit der Verhütung darstellt; d.h. je tiefer der Pearl-Index, desto höher die Zuverlässigkeit, vor einer Schwangerschaft geschützt zu sein.
Hormonimplantate entfalten ihre empfängnisverhütende Wirkung durch eine kontinuierliche Abgabe von Gestagen (Gelbkörperhormon). Unter gleichzeitiger Einnahme von Johanniskrautprodukten wird das Hormon im Körper jedoch schneller abgebaut. Dadurch verringert sich die Wirkung des Verhütungsmittels und das Risiko für ungewollte Schwangerschaften erhöht sich.
Die zwei genannten Fälle waren keine Einzelfälle. Bei der MHRA wurden seit dem Jahr 2000 insgesamt 19 solche Fälle gemeldet: Vier betrafen Hormonimplantate und vier Verhütungspillen. Bei 15 Frauen kam es zu ungewollten Schwangerschaften und in vier Fällen zu Durchbruchblutungen ohne Schwangerschaft.
Bereits im Jahr 2003 hat die Amerikanische Gesundheitsbehörde FDA auf die Wechselwirkungen zwischen Hormonpräparaten zur Verhütung und Johanniskrautpräparaten hingewiesen. Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel nutzen sollten vermehrt darüber aufgeklärt werden, dass die gleichzeitige Einnahme von Johanniskrautpräparaten, die Wirkung des Verhütungsmittels herabsetzen kann.
25.03.2014