''Die Schmerzen bei der Monatsblutung wurden mit den Jahren immer schlimmer'' - Bericht einer Endometriose-Patientin
Karin Studer, Endometriose-Patientin und Initiantin der Selbsthilfegruppe für Endometriose "Endofemme" erzählt über den Beginn ihrer Leidenszeit und was für sie die Diagnose Endometriose bedeutete.
Karin Studer erhielt die Endometriose-Diagnose mit 17 Jahren. Seitdem kämpft sie für eine bessere Kommunikation über diese Krankheit, von der in der Schweiz rund 190'000 Frauen im geburtsfähigen Alter betroffen sind.
Endometriose ist eine chronische gynäkologische Erkrankung, bei der sich die Gebärmutterschleimhaut, das Endometrium, auch an anderen Orten des Körpers als der Innenauskleidung der Gebärmutter ansiedelt. Wie die normale Gebärmutterschleimhaut wachsen und bluten die Endometrioseherde im Monatszyklus.
Dies führt zu entzündlichen Reaktionen. Zu den typischen Symptomen gehören Unterleibsschmerzen, schwere krampfartige Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Unfruchtbarkeit. Lesen Sie die Antworten auf sieben Fragen an die Endometriose-Betroffene Karin Studer.
Legende des Interviews
- Seit wann wissen Sie, dass Sie von Endometriose betroffen sind?
- Wie haben Sie die erste Monatsblutung erlebt?
- Wann dachten Sie, dass etwas nicht normal ist?
- Wann stand die Diagnose "Endometriose" fest?
- Welche Einschränkungen im Alltag gab es für Sie?
- Was empfehlen Sie Frauen mit starken Schmerzen während der Monatsblutung?
- Wie geht es Ihnen heute?
Karin Studer, seit wann wissen Sie, dass Sie von Endometriose betroffen sind?
Karin Studer:
Mit 17 Jahren wurde bei mir die Diagnose Endometriose gestellt und dann gleich operiert. Damals wusste ich kaum, was das ist. Ich fand auch nur spärliche Informationen darüber. 2008 wurde aufgrund wieder zunehmender Schmerzen eine zweite Operation durchgeführt. Damals wurde mir klar, dass ich mit der Endometriose leben muss. Das ist nicht so einfach, wenn man niemanden kennt, der Endometriose hat oder versteht. Deshalb entschloss ich mich, eine Selbsthilfegruppe für Endometriose zu gründen. Mit Unterstützung des Selbsthilfezentrums Burgdorf wurde dann im April 2009 die Selbsthilfegruppe "Endofemme" gestartet.
Wie haben Sie die erste Monatsblutung erlebt?
Karin Studer:
Meine erste Blutung war mit zwölf Jahren. Sie war sehr schmerzhaft. So einen starken Schmerz hatte ich bis damals noch nie gespürt.
Wann dachten Sie, dass etwas nicht normal ist?
Karin Studer:
Die Schmerzen bei der Monatsblutung wurden mit den Jahren immer schlimmer. Ich konnte jeweils nicht zur Schule gehen. Schliesslich fand meine Mutter das ungewöhnlich und ging mit mir zum Hausarzt.
Wann stand die Diagnose "Endometriose" fest?
Karin Studer:
Die Arztbesuche häuften sich. Ich litt unter mehreren Blinddarmreizungen und Darmentzündungen, musste eine Darmspiegelung machen, wurde zum Neurologen verwiesen, hatte Herzkreislaufuntersuchungen und so weiter. Nach einer jahrelangen Leidensgeschichte wurde mir wegen eines Bänderrisses ein Schmerzmittel verschrieben. Das half. Im 16. Altersjahr liess ich mir die Pille verschreiben. Ein Jahr später bei der Routinekontrolle beim Gynäkologen erwähnte ich die Schmerzen und die starken Blutungen. Diese sollten unter dem Einfluss der Pille eigentlich nicht so stark sein. Mit einer Ultraschalluntersuchung diagnostizierte der Gynäkologe dann die Endometriose. Und operierte.
Welche Einschränkungen im Alltag gab es für Sie?
Karin Studer:
Durch die starken Blutungen verlor ich viel Eisen. Deshalb hatte ich ständig einen Eisenmangel. Das bringt Müdigkeit, Antriebslosigkeit sowie Kreislaufprobleme mit sich. Die ersten drei Tage während der Blutung blieb ich regelmässig zuhause.
Was empfehlen Sie Frauen mit starken Schmerzen während der Monatsblutung?
Karin Studer:
Ich empfehle den Frauen, die Stärke der Schmerzen und der Blutung zu dokumentieren. Und dann den Gynäkologen auf die Schmerzen und die mögliche Endometriose anzusprechen. Denn starke Schmerzen während der Monatsblutung sind nicht normal. Und: Am besten ist es, wenn man zu einem Gynäkologen geht, der sich mit dem Krankheitsbild der Endometriose auskennt.
Wie geht es Ihnen heute?
Karin Studer:
Zurzeit sind die Schmerzen wieder schleichend gekommen. Deshalb mache ich gerade eine Therapie mit Gelkörperhormonen. Die Selbsthilfegruppe unterstützt mich. Sie gibt mir Kraft, um mit der Endometriose zu leben. Der Austausch untereinander bringt mir sehr viel: Man muss nicht erklären, was Endometriose ist - die Betroffenen verstehen es!
Sprechzimmer bedankt sich bei Karin Studer für die interessanten Ausführungen rund ums Thema Endometriose und wünscht ihr weiterhin viel Erfolg.
Interview Partnerin
Karin Studer, Endometriose-Patientin und Initiantin der Selbsthilfegruppe für Endometriose "Endofemme" , Burgdorf BE.
10.09.2011 - dzu