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Kopfläuse, Filzläuse: weit verbreitet und haben nichts mit Hygienemangel zu tun
Kopfläuse, Filzläuse: weit verbreitet und haben nichts mit Hygienemangel zu tun

Lausinfektionen begleiten den Menschen seit eh und je. Belästigt wird er von drei Läusespezies:

  • Kopflaus, Pediculus humanus capitis
  • Filzlaus, Phthirus pubis
  • Kleiderlaus, Pediculus humanus corporis

Kopfläuse sind in unseren Breitengraden weit verbreitet; es sind Menschenparasiten, die nicht durch Haustiere übertragen werden.

Läuse gehören zur Gattung der Insekten. Sie nisten sich in allen behaarten Körperstellen ein und ernähren sich vom Blut des Wirts. Sie passen sich der Haarfarbe des Wirtes an und sind deshalb schlecht zu entdecken.

Die Eier (Nissen) legen sie etwa einen halben Zentimeter über der Haarwurzel und kleben sie an die Haare. Die Larven schlüpfen bereits nach einer Woche. Die Lebensspanne einer Laus beträgt durchschnittlich 30 Tage. Besonders gefährdet sind Kinder in der Schule und im Kindergarten (viele Kontaktmöglichkeiten).

In der Regel sollten weissliche Nissen, die deutlich mehr als 1 cm von der Kopfhaut am Haar kleben - insbesondere wenn bereits eine Behandlung stattgefunden hat - nicht mehr ansteckend sein.

Filzläuse sind kleiner als Kopfläuse und nisten sich vor allem im dichten Haar ein (z.B. Schamhaar, Achselbereich, Brusthaar, Rastafrisuren, gelegentlich auch in den Augenbrauen oder Wimpern).
 
Der Befall mit Läusen ist eine nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtige Erkrankung.

Filzläuse: Übertragung durch Körperkontakt
Filzläuse: Übertragung durch Körperkontakt

Wichtig: Entgegen weitverbreiteter Meinungen hat der Läusebefall nichts mit schlechter Hygiene zu tun, denn Läuse nisten sich auch in ganz sauberem Haar ein. Aber schlechte Hygiene fördert mit Sicherheit den Läusebefall.

Die Übertragung erfolgt durch engen Körperkontakt (Haarkontakt); nicht auszuschliessen ist die indirekte Übertragung über Gegenstände, die kurz vorher mit befallenem Kopfhaar in Berührung gekommen sind (z.B. Kämme, Bürsten, Bettwäsche, Hüte, Spielzeuge, Kleider etc.).

Filzläuse können auch beim Geschlechtsverkehr übertragen werden.

Kopfläuse oder Filzläuse im Haar oder am Körper
Kopfläuse oder Filzläuse im Haar oder am Körper

Kopfläuse

Nach einem Erstkontakt mit Kopfläusen kommt es etwa nach vier bis sechs Wochen zu Juckreiz und Kribbeln der Kopfhaut und der Haut. Die Stiche der Kopfläuse (etwa alle 2-3h), beziehungsweise die Speichelenzyme der Laus, verursachen den Juckreiz und es entstehen Rötungen oder sogar Bläschen . Bevorzugte Stellen sind hinter den Ohren, Hinterkopf und Nacken.

Der starke Befall kann zu Verklebungen der Haare und zu Ekzemen führen. Durch ständiges Kratzen können sich Bakterien ansiedeln, was gelegentlich zusätzliche Infektionen auslöst. Regional können die Lymphknoten angeschwollen sein. Die Kopflaus selber im Gegensatz zur Kleiderlaus - ist kein Überträger von Infektionen.

Filzläuse

Auch Filzläuse verursachen einen starken Juckreiz und an den Bissstellen bilden sich oft kleine Blutergüsse.

Kopfläuse: Nissen sieht man von Auge
Kopfläuse: Nissen sieht man von Auge

Zur Diagnose von Kopfläusen werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:

  • Krankengeschichte unter Einbezug der Beschwerden: Meist sind die Nissen gut zu entdecken, die Läuse sieht man nicht so gut. Mit Hilfe einer Lupe oder einem speziellen Nissenkamm können die Haare systematisch auf Nissen und Läuse untersucht werden.
  • Kleine Biss-Stellen sind auf der Kopfhaut zu erkennen
  • Man kann den Kopf vornüber über ein weisses Blatt halten. Beim Kämmen können Läuse abfallen, die man dann auf dem weissen Hintergrund sieht.
  • Nissenkamm: Damit wird nach dem Haarewaschen und dem Auftragen von Pflegebalsam Strähne um Strähne nach Läusen abgesucht.
Kopfläuse: Radikaler Haarschnitt ist meist nicht notwendig
Kopfläuse: Radikaler Haarschnitt ist meist nicht notwendig

Die Behandlung sollte unmittelbar nach Feststellen eines Lausbefalles angefangen werden. Wichtig ist, Personen und Institutionen, bei welchen sich der/die Betroffene aufgehalten hat, zu informieren. Um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden, müssen alle Kontaktpersonen kontrolliert und allenfalls behandelt werden. In vielen Schweizer Schulen gibt es Laustanten, die die jeweiligen Kindergärten und Schulen betreuen, kontrollieren und auch Präventions-Schulungen durchführen.

Insbesondere werden die Eltern über Vorbeugemassnahmen und über die exakte Durchführung der Behandlung instruiert.

Behandlung mit Shampoos, Lotionen mit Insektiziden (Pedikuloziden)

Insektizidhaltige Shampoos oder Lotionen: Diese Mittel sollten nicht zur Vorbeugung angewendet werden. Allenfalls kann es sonst bei den Läusen zu Resistenzen gegen die Wirkstoffe (sogenannte Pedikulozidresistenzen) kommen und sie wirken nicht mehr. In einigen Ländern ist das Problem der Pedikulozidresistenzen bereits aufgetreten.

Pedikulozide müssen streng nach Gebrauchsanweisung mehrmals während der angegebenen Zeitdauer angewandt werden. Wichtig ist die gründliche Kontrolle mit dem Nissenkamm. Vorhandene Nissen sollten sofort entfernt werden. Augen, Mund und Nase dürfen nicht mit den Mitteln in Berührung kommen, da diese die Schleimhäute reizen.

Es gibt bereits auch insektizidfreie Präparate auf dem Markt. Damit werden die Kopfläuse bedeckt und erstickt. Diese Behandlung dauert eine Woche, bei starkem Befall sollte sie nach weiteren Wochen wiederholt werden.

Regelmässiges Durchkämmen der nassen Haare kann bei Kopfläusen Erfolg zeigen. Sind die Läuse aber an andern Stellen zu finden, braucht es ebenfalls Insektizide.

Vorsicht mit Läusemitteln bei Kleinkindern oder Säuglingen: Auf die Gefahr hin, dass das Mittel in den Körper eindringen kann, werden die Behandlungen hier meist stationär durchgeführt.

Heisse Luft gegen Kopfläuse

Heisse Luft (mind. 45°) während 1 Stunde scheint eine effektive, einfache und sichere Methode zu sein, jemanden von einem Lausbefall zu befreien. Darüber hinaus ist nicht mit einer Resistenzbildung zu rechnen. Das hat eine Studie ergeben, die im Fachblatt Pediatrics im November 2007 erschienen ist. Dabei wurde ein spezieller LouseBuster*, eine Art "Megafön", mit andern Heissluftapplikationen verglichen.

Praktisch alle mit dem LouseBuster behandelten Teilnehmer waren eine Woche nach Therapiebeginn von den Läusen geheilt. Nebenwirkungen traten keine auf. Andere Experten warnen: Heissluftapplikationen z.B. mit Haarföhn, können die Kopfhaut verbrennen.

*LouseBuster sind zur Zeit in der Schweiz noch nicht zugelassen. (Anmerkung der Redaktion)

Was kann man selber tun

Folgende Massnahmen können Sie selber ergreifen bei Kopfläusen:

  • Haare weg - Läuse weg, das ist radikal wirksam aber nicht unbedingt notwendig
  • Haare mit Essigwasser spülen und einen Läusekamm benutzen, der die Eier mitfegt
  • Kleider und Bettwäsche müssen möglichst heiss (über 50°) oder ev. mit einem Spezialmittel gewaschen werden.
  • Spielsachen oder Kleider, die nicht gewaschen werden können, sollen längere Zeit luftdicht verpackt werden. So kann man die Läuse aushungern.
  • Alle Familienmitglieder behandeln
  • Bei nässenden Wunden, Schuppen oder Krusten auf der Kopfhaut zum Arzt gehen
Filzläuse: Kondome schützen
Filzläuse: Kondome schützen

Wenn in der Familie ein Läusebefall festgestellt wird, sollten insbesondere Kindergarten, Schule und die nahen Freunde informiert werden. Nur so kann die Verbreitung eingedämmt werden.

Scham ist hier falsch am Platz, da sowieso meistens nicht mehr festgestellt werden kann, woher der Befall herkam.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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