Leistenbruch (Hernia inguinalis, Inguinalhernie)
Indirekter Leistenbruch
Der indirekte Leistenbruch ist meistens angeboren. Es ist dies die häufigste Form und betrifft vor allem Kinder oder junge Menschen. Knaben sind häufiger betroffen als Mädchen.
Direkter Leistenbruch
Der direkte Leistenbruch ist selten angeboren, sondern erworben und ist bei älteren Männern am häufigsten. Menschen mit einer angeborenen Bindegewebsschwäche sind häufig betroffen.
Heilung bringt bei beiden Formen nur die Operation, Rezidive (Wiederauftreten) sind jedoch häufig. In wenigen Fällen kommt es bei Neugeborenen zu einer Spontanheilung.
Angeborener Leistenbruch
Eine angeborene Leisten hernie ist die Folge eines unvollständigen Bauchwandschlusses. Dabei treten Baucheingeweide durch eine nicht ganz verschlossene Ausstülpung des Bauchfells (Processus vaginalis peritonei) in den Leistenkanal; bei Jungen kann die Hernie bis in den Hodensack ziehen, bei den Mädchen bis in die grossen Schamlippen. Normalerweise sollte sich die Ausstülpung kurz vor der Geburt schliessen.
Erworbener Leistenbruch
Wie der Name sagt, wird diese Hernie zu einem späteren Zeitpunkt erworben.
Folgende Faktoren erhöhen das Risiko eines Leistenbruchs:
- Vorausgegangene Bauchoperationen
- Angeborene Bindegewebsschwäche
- Übergewicht
- Drucksteigerung im Bauchraum durch Erbrechen, Husten, Heben schwerer Lasten, chronische Verstopfung, Schwangerschaft
Beschwerden, die auf einen Leistenbruch hindeuten können, sind unter anderem:
- Meist sicht- und/oder tastbare Ausstülpung in der Leistengegend
- Schmerzen beim Heben schwerer Lasten
- Schmerzen beim Pressen
- Oft keine Schmerzen, nur leichtes Ziehen in der Leistengegend, bei Knaben oft ausstrahlend in die Hoden
Schwellungen im Bauch-/Leistenbereich müssen immer ärztlich abgeklärt werden.
Notfall
Einklemmung der ausgetretenen Eingeweide (Inkarzeration):
- Starke Bauchschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen
Hier muss eine sofortige Einweisung in ein Spital erfolgen, sonst droht die Abklemmung der Gefässe und ein Darminfarkt mit Darmverschluss.
Zur Diagnose eines Leistenbruchs werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:
- Krankengeschichte unter Einbezug der Symptome (Beschwerden)
- Der Arzt kann bei der körperlichen Untersuchung einen vorliegenden Leistenbruch ertasten
- eventuell Ultraschall (Sonographie)
Kann der Bruch manuell in den Bauchraum zurückgedrückt werden (reponible Hernie) sind die Beschwerden meist gering und die Gefahr einer Einklemmung klein.
Bei Brüchen, die nicht zurück in den Bauchraum gedrückt werden können (irreponible Hernie), ist die Gefahr einer Einklemmung grösser; meistens sind dabei noch Verwachsungen vorhanden. Hier muss baldmöglichst operiert werden.
Kindliche Hernien können in seltenen Fällen von allein heilen.
Ein Leistenbruch muss zur Heilung operiert werden. Dies geschieht meist unter Vollnarkose, bei ganz kleinen Hernien kann auch eine lokale Schmerzbetäubung reichen.
In der Regel wird heute bei der Operation ein Kunststoff-Netz oder eine kleine Netzplatte auf die verschlossene Bruchpforte eingelegt oder aufgenäht. Diese Einlagen vernarben mit dem umliegenden Gewebe und stabilisieren so die Bauchwand. Dies sollte ein Wiederauftreten eines Bruches verhindern oder zumindest hinauszögern.
Bruchbänder: Bruchbänder werden nur noch selten angewendet und nur dann, wenn die Operation eine zu grosse Gefahr für den Patienten darstellen würde. Bei irreponiblen Brüchen oder bei Einklemmungen darf in keinem Fall ein Bruchband verwendet werden.
Eingeklemmter Bruch
Hier handelt es sich um einen absoluten Notfall, es muss innerhalb weniger Stunden operiert werden.
Die gefährlichste Komplikation ist das Einklemmen des Bruches (Inkarzeration), welches ein sofortiges Handeln (Operation) erfordert.
Eine Leistenbruchoperation verheilt in der Regel gut und komplikationslos.
Bei 5 bis 10% der Fälle kann es zu einem Wiederauftreten (Rezidiv ) eines Leistenbruchs kommen.
Wie bei allen Bauch-Operationen kann es zu Komplikationen kommen:
Thrombosen, Verschleppung eines Blutgerinnsels, Verletzungen von Darm oder Blase, Wundinfektionen, chronische Schmerzen, Entzündungen. Bei den heutigen Operationstechniken und einer sorgfältig durchgeführten Operation kommen diese Komplikationen aber sehr selten vor.
Bei den Netzeinlagen kann es zu Fremdkörperreaktionen kommen, welche das Herausnehmen des Netzes erfordern.
Bei den Knaben oder Männern können die Samenstränge durchtrennt oder Hodengefässe verletzt werden. Diese Komplikationen sind allerdings sehr selten.
Vorbeugen ist praktisch nicht möglich. Risikofaktoren sind wenn möglich zu vermeiden:
- Übergewicht
- Heben schwerer Lasten
- Pressen beim Stuhlgang; dies bedingt eine weiche Konsistenz des Stuhls und eine entsprechende ballaststoffreiche Ernährung
- Bei einer angeborenen Bindegewebsschwäche gibt es praktisch keine Möglichkeiten der Prophylaxe, ausser die oben erwähnten Risikofaktoren ebenfalls zu vermeiden
Zur Vermeidung von Rezidiven sollten während drei bis sechs Monaten keine schweren Lasten gehoben werden und die anderen Risikofaktoren ebenfalls vermieden werden. Dennoch können Rezidive auftreten.