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Kniescheibenverrenkung: schmerzhafte Knieschädigung
Kniescheibenverrenkung: schmerzhafte Knieschädigung

Bei der Kniescheibenverrenkung handelt es sich um eine sehr schmerzhafte Knieschädigung. Die Ursache ist entweder eine angeborene Fehlstellung oder ein Unfall. Dabei springt die Kniescheibe aus der vorgesehenen Gleitbahn, meist zur Knieaussenseite.

Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer, wobei bei angeborenen Ursachen die erste Luxation meist vor dem 20. Altersjahr stattfindet.

Häufig gleitet die Kniescheibe (Patella) von allein in die richtige Position zurück (spontane Reposition). Damit ist der Schaden aber nicht behoben. Denn: Jede Luxation hinterlässt Schäden an Bändern, Knochen und Knorpeln, welche früher oder später doch therapiert werden müssen und/oder Folgeschäden hinterlassen.

Die erste Patellaluxation, welche meist auf ein Unfallereignis erfolgt, nennt man traumatische Kniescheibenluxation; die weiteren chronisch-rezidivierende Patellaluxationen.

Faktoren, welche eine Luxation begünstigen:

  • Angeborene, fehlerhaft angelegte Kniescheibe (Patelladysplasie)
  • Beinfehlstellungen wie X-Beine
  • Weit auseinander liegender Ansatz der Kniescheibensehne
  • Eine allgemeine Bindegewebsschwäche oder ein lockerer Bandapparat
  • Ungleichgewicht der äusseren und inneren vorderen Oberschenkelmuskulatur
  • Kniescheibenhochstand: dieser kann durch einen Unfall verursacht worden oder angeboren sein
  • Verdrehung des Knies, Abrutschen bei beinbetonten Sportarten (Skifahren, Fussball etc.)
Kniescheibenverrenkung: plötzliche, starke Schmerzen im Knie
Kniescheibenverrenkung: plötzliche, starke Schmerzen im Knie

Plötzlicher heftiger Schmerz im Knie , der Betroffene spürt wie die Kniescheibe weggleitet und das Knie sackt weg und wird völlig instabil. Von Auge sieht man, wie die Kniescheibe - meist auf die Knieaussenseite - weggerutscht ist. Auf das Bein stehen wird unmöglich.

Häufig reponiert sich die Kniescheibe selber, das heisst sie gleitet von allein wieder in die richtige Position zurück. Das heisst aber nicht, dass nun alles wieder in Ordnung ist.

Meist zerreisst die Kniescheibe während der Luxation den inneren Band- und Halteapparat der Kniescheibe und es kann zu weiteren Schäden an der Kniescheibe selbst oder am Oberschenkelknochen kommen.

Folgen davon: Starke Druckschmerzen, Schwellung des Kniegelenks (Kniegelenkserguss).

Kniescheibenverrenkung: Röntgenbild
Kniescheibenverrenkung: Röntgenbild

Bereits von Auge sieht man,  wenn die Kniescheibe nicht mehr in der richtigen Position ist.

Weitere wichtige Indizien: Das plötzliche, schmerzbedingte Einknicken im Kniegelenk beim Laufen sowie der Gelenkerguss.

Weitere diagnostische Verfahren

  • Röntgenaufnahmen zeigen anlagebedingte Ursachen für eine Luxation sowie eventuell entstandene Knochenschäden. Mit so genannten Ziel-Röntgenaufnahmen der Kniescheibe in zunehmender Beugung kann abgeschätzt werden, ob allenfalls bereits ein chronischer Knorpelschaden vorliegt (Chondropathie).
  • Kniearthroskopie (Kniespiegelung) unter Narkose: Damit können abgesplitterte Knochen- oder Knorpelfragmente entfernt und Knorpelschäden teilweise behandelt werden.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Beurteilung des Kniegelenkknorpels, eines allfälligen Knorpelschadens sowie der Weichteile des Kniegelenks
Kniescheibenverrenkung: nach erneuten Episoden wird eine Operation notwendig
Kniescheibenverrenkung: nach erneuten Episoden wird eine Operation notwendig

Auch wenn die Kniescheibe von allein wieder in die richtige Position springt (Selbstreposition) ist eine Behandlung wichtig. Jede Kniescheibenverrenkung hinterlässt Schäden an der Knorpeloberfläche der Kniescheibe sowie allenfalls Knochenverletzungen. Eine weitere Gefahr sind Verletzungen des Bandapparates an der Innenseite des Knies.

Auf ca. die Hälfte aller ersten Kniescheibenluxationen folgen erneute Luxationen, wenn die erste nicht richtig therapiert wurde. Ausserdem steigt das Risiko für Knorpelschäden (Chondropathie) mit jeder erneuten Luxation.

Ziel der Behandlung ist deshalb: Schmerzlinderung und langfristig die Vermeidung einer Arthrose im Kniescheibengelenk.

Mögliche konservative (nicht-chirurgische) Massnahmen bei der erstmaligen Luxation:

  • Sofortige Reponierung der Kniescheibe
  • Physikalische Massnahmen mit Stärkung der Oberschenkelmuskulatur
  • Tragen einer Spezialbandage, welche die Kniescheibe an „Ort“ behält
  • Ev. Oberschenkelgips

Wenn folgende Faktoren vorliegen muss das Knie chirurgisch saniert werden:

  • Nach wiederholten Luxationen
  • Bei Knorpel- oder Knochenabsplitterungen
  • Bei Abriss des inneren Kapsel-Bandapparates der Kniescheibe

Methoden der Knie-Sanierung

Grundsätzlich gibt es zwei Hauptinterventionen: Die Weichteilsanierung (Straffung, Naht von Bändern) sowie Korrekturmassnahmen am Knochen. Allen Methoden gemeinsam ist das Ziel, die Kniescheibe in ihrem Gleitkanal am unteren Ende des Oberschenkelknochens zu halten.

Nachbehandlung nach Operation

Die Nachbehandlung muss der vorausgegangenen Operation angepasst werden.

Wichtig sind auch hier physikalische Massnahmen mit Stärkung der Oberschenkelmuskulatur (Training des inneren vordern Oberschenkelmuskels) sowie Dehnung der hinteren Oberschenkelmuskulatur.

Häufig werden Kniegelenks luxationen eher zu spät als zu früh richtig behandelt.

Gerade jüngere Patienten wollen eine chirurgische Intervention häufig erst nach mehrmaligen Luxationen. Die Behandlung zur richtige Zeit lohnt sich aber: Bei rechtzeitiger Therapie liegt die Erfolgsrate bei 80%, beschwerdefrei zu werden und ein stabiles, voll belastungsfähiges Kniegelenk zu bekommen.

Ohne oder mit verschleppter Therapie liegt der Erfolg unter 20% und das Risiko für Arthrose sowie chronische und ausgedehnte Knorpelschäden (Chondropathien) steigt zunehmend an.

Zur Vorbeugung empfehlen sich Trainingsmethoden, welche insbesondere auch die Oberschenkelmuskulatur stärken.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Dr. med. Daniel Desalmand

Daniel Desalmand hatte in Bern Medizin studiert. Nach dem Studium hatte er mehrjährige klinische Erfahrung in Chirurgie und Innerer Medizin erworben bevor er sich dem Wissenschaftsjournalismus zugewandt hatte.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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