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Gelenkschmerzen können entzündliche, degenerative oder verletzungsbedingte Ursachen haben
Gelenkschmerzen können entzündliche, degenerative oder verletzungsbedingte Ursachen haben
Schmerzen können entweder in einem Gelenk, in mehreren Gelenken, symmetrisch oder asymmetrisch auftreten. Gelenkschmerzen bei Arthrose zum Beispiel sind typischerweise morgens am stärksten, während sie sich nach "Warmlaufen" eher bessern. Gelenkschmerzen entstehen am häufigsten durch eine Entzündung im Gelenk, sei dies durch eine Infektion (eher selten) oder durch eine Antikörper-Reaktion, durch eine mechanische Störung oder durch Kristallablagerungen (z.B. Gicht).

Gelenkschmerzen können nur ein Gelenk oder mehrere Gelenken gleichzeitig betreffen. Je nach Ursache verschlechtern sie sich bei Bewegung oder aber wenn das Gelenk geschont wird. Gelenkschmerzen können plötzlich (akut) und vorübergehend oder immer wieder in Schüben auftreten oder als chronische Dauerschmerzen bestehen.

Ausserdem unterscheidet man folgende Formen von Gelenkschmerzen:

  • Ruheschmerzen/Nachtschmerzen: treten in Ruhe und damit häufig in der Nacht auf. Sie sind typisch für entzündliche Gelenkerkrankungen (= Arthritis).
  • Anlaufschmerzen: treten zu Beginn einer Belastung bzw. Bewegung auf und sind typisch für abnutzungsbedingte (degenerative) Gelenkerkrankungen (= Arthrose)
  • Belastungsschmerz: Das Gelenk schmerzt bei Bewegung oder Belastung, in Ruhe verschwindet der Schmerz wieder; typisch bei Verletzungen, aber auch bei entzündlichen oder degenerativen Gelenkerkrankungen.

Typische Zeichen für eine Gelenkentzündung (Arthritis) sind: Schmerzen, Rötung, Schwellung und Übererwärmung. Meist ist auch die Beweglichkeit deutlich eingeschränkt oder das Gelenk kann gar nicht mehr bewegt und belastet werden.

Begleitsymptome: Schwellung, Rötung, Übererwärmung, Morgensteifigkeit, Bewegungseinschränkung

Die Ursachen für Gelenkschmerzen sind vielfältig. Häufig sind Gelenkschmerzen nach akuten Verletzungen, bei Gelenkinstabilität nach Bandverletzungen oder bei falschem oder exzessivem Training. Aber auch verschiedenste Erkrankungen im Bereich der Gelenke sowie Übergewicht gehen mit Gelenkschmerzen einher.

Degenerative (abnutzungsbedingte) Gelenkerkrankungen mit Gelenkschmerzen

Entzündliche Gelenkerkrankungen mit Gelenkschmerzen

Weitere Erkrankungen mit Gelenkschmerzen

Zur Prävention bzw. Linderung von Gelenkschmerzen kann man einiges selber tun. Bei bestehenden Erkrankungen sind die Anweisungen und Therapien des Arztes genau einzuhalten und Eigenmassnahmen immer mit dem Arzt abzusprechen.

Allgemeine Tipps bei Gelenkschmerzen:

  • Regelmässige Bewegung ohne die Gelenke zu überlasten, am besten gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Walken oder Radfahren.
  • Muskelaufbau, gestärkte Muskeln stützen die Gelenke
  • Beim Sport Überlastung und Verletzungen vorbeugen: richtige Ausrüstung, Aufwärmen, angepasste Trainingsbelastung
  • Übergewicht reduzieren
  • Gesunde Ernährung: fettarme und vitaminreiche Kost dient dem Erhalt gesunder Gelenkknorpel
  • Alkohol und Nikotin vermeiden: Alkohol kann einen Gichtanfall auslösen, Rauchen gilt als Risikofaktor für Arthrose
  • Fehlstellungen (z.B. Beckenschiefstand) frühzeitig korrigieren (Physiotherapie, orthopädische Einlagen, etc.)
  • Rheumabäder, Fango - und Meersalzbäder bei rheumatischen Erkrankungen
  • Wärme (z.B. Wärmepflaster oder Rotlichtbestrahlung) hilft bei chronischen Gelenkschmerzen
  • Kälteanwendungen lindern den Schmerz bei akuten Entzündungen
  • Schmerzlindernde Präparate zur äusserlichen Anwendung (Salben, Gele, Cremes oder Sprays).
  • Bei starken Schmerzen können für kurze Zeit zusätzliche Schmerzmittel aus der Apotheke helfen. Vorsicht ist geboten, wenn bereits andere Medikamente (Rheumamittel) eingenommen werden müssen.
  • Wärmende und durchblutungsfördernde Einreibungen oder Wickel (nicht bei Entzündungen!)
  • Auch pflanzliche Mittel wie Brennesselextrakte (schmerzlindernd) eignen sich zur Behandlung von Gelenkschmerzen, allerdings nicht bei akuten Schmerzen.

Jegliche neuen Gelenkschmerzen, die länger als zwei Wochen anhalten oder immer wieder auftreten, sollten ärztlich abgeklärt werde. Unbehandelte Gelenkerkrankungen können zu dauerhaften Schädigungen und Fehlstellungen der Gelenke führen.

Gang zum Arzt wird empfohlen wenn:

  • Gelenkschmerzen nach einer Verletzung auftreten
  • Gelenke schmerzen und geschwollen sind
  • Entzündungszeichen bestehen: Rötung Schwellung, Übererwärmung, Bewegungseinschränkung
  • Fieber, Abgeschlagenheit, starke Kopfschmerzen und andere Krankheitszeichen hinzukommen
  • Ruheschmerzen oder Morgensteifigkeit (über eine Stunde) bestehen
  • Bewegungseinschränkungen oder das Gefühl der Instabilität bestehen
  • Gelenkschmerzen sich trotz Therapie nicht verbessern oder sich akut verschlechtern

Welcher Arzt ist zuständig?


Um sich ein genaues Bild von den aktuellen Beschwerden und den möglichen Ursachen zu machen, erfolgt zuerst die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine körperliche Untersuchung mit einfachen Hilfsmitteln (Betrachten, Abtasten, Abhören, Abklopfen, Funktionsprüfungen, etc.). Ausgehend von der Anamnese und der körperlichen Untersuchung können weitere spezielle Untersuchungen folgen.

Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)

  • Fragen zu den Gelenkschmerzen selbst: Seit wann, Umstände beim Auftreten, welche Gelenke schmerzen, Art der Gelenkschmerzen (Nachtschmerz/Ruheschmerz, Belastungsschmerz, Anlaufschmerzen), etc.
    Die Art der Schmerzen gibt wichtige Hinweise auf die Ursache:
    • Ruhe- und Nachtschmerzen, die sich durch Kühlung bessern lassen, sprechen für Entzündungen.
    • Belastungsschmerzen, die sich unter Wärme bessern eher für Altersabnützung (Arthrose).
    • Morgensteifigkeit über eine Stunde spricht für Rheuma (rheumatoide Arthritis)
    • Morgensteifigkeit für wenige Minuten eher für Altersabnützung.
    • Gelenkschmerzen, die nach dem Essen oder nach Alkoholgenuss auftreten, können auf eine Gicht hinweisen.
    • Vorausgegangenes Fieber weist auf eine bakterielle Gelenkentzündung hin.
  • Begleitsymptome (siehe oben)
  • Vor- und Begleiterkrankungen, inklusive Verletzungen und Operationen
  • Bedeutsame Erkrankungen und Todesursachen in der Familie, v.a. Stoffwechselerkrankungen oder Rheuma
  • Belastung der Gelenke im Beruf oder Freizeit (Sport)
  • Bewegungs- und Ernährungsgewohnheiten
  • Medikamenteneinnahme
  • Allergien
  • Konsum von Genuss- oder Suchtmitteln (Alkohol, Nikotin, Drogen)

Körperliche Untersuchung

Zunächst erfolgt die eingehende Untersuchung und Funktionsprüfung des oder der betroffenen Gelenke. Ebenso wird auf weitere Veränderungen, vor allem der Haut, Schleimhäute und Augen geachtet, die bei verschiedenen Erkrankungen zusammen mit Gelenkschmerzen auftreten können.

Weitere Diagnostik/spezielle Untersuchungen

  • Blutuntersuchungen: z.B. Harnsäure, Entzündungswerte, Rheumafaktor en
  • Röntgen der Gelenke
  • Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT)
  • Arthroskopie (Gelenkspiegelung)
  • Gelenkpunktion zur Entnahme von Gelenksflüssigkeit

Mehr Informationen zur Abklärung (Diagnostik) finden Sie in den jeweiligen Krankheitsbildern

Die Behandlung von Gelenkschmerzen richtet sich nach der Ursache und nach dem Ausprägung der Beschwerden. Beispiele dafür sind:

Allgemeine Massnahmen

  • Übergewicht reduzieren
  • Bei leichten Verletzungen (z.B. Prellung): vorübergehende Ruhigstellung/Schonung des Gelenks, Kühlung, schmerzstillende und abschwellende Salben.
  • Ernährungsumstellung bei Gicht: möglichst fleischarm und Verzicht auf Alkohol und Kaffee um eine weitere Übersäuerung des Körpers vorzubeugen
  • siehe auch Rubrik "Selbsthilfe"

Medikamentöse Therapie

  • Schmerzmittel
  • Entzündungshemmende Medikamente
  • Rheumamittel (Antirheumatika) bei rheumatischen Erkrankungen
  • Gelenkinjektionen oder Gelenkspülungen
  • Spritzen von knorpelaufbauenden Präparaten
  • Antibiotika bei bakteriellen Infektionen
  • Gicht-Medikamente

Operation (Orthopädische Eingriffe)

Gelenkoperationen können z.B. nach Verletzungen oder bei schwerer Arthrose (Gelenkabnützung) notwendig sein. Diese erfolgen nach Möglichkeit gelenkschonend mithilfe einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung). In schweren Fällen wird das Gelenk teilweise oder vollständig durch ein künstliches Gelenk ersetzt (Endoprothese). Daneben besteht auch die Möglichkeit der Knorpeltransplantation. Als letzte Massnahme wird das betroffene Gelenk durch eine Operation versteift.

Nicht-medikamentöse Massnahmen

  • Physiotherapie/Krankengymnastik
  • Kälte-/Wärmetherapie
  • Elektrotherapie /TENS (Transkutane Elektrische Nervenstimulation/Ultraschalltherapie)
  • Massagen
  • Akkupunktur
  • Ergotherapie
  • Medizinische Bäder
  • Orthopädische Hilfsmittel

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
   
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