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Alzheimer: Die grosse Angst vor dem Vergessen
Alzheimer: Die grosse Angst vor dem Vergessen

Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende Demenz-Erkrankung (von lat. demens, verrückt, verblendet) des Gehirns, die vorwiegend im Alter auftritt und mit einer Abnahme der Gehirnleistung und Gedächtnisleistung einhergeht. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom Tübinger Arzt Alois Alzheimer an einer Patientin erstmals diagnostiziert. Der Morbus Alzheimer ist bei uns die häufigste Ursache für eine Demenz.

Durch Eiweiss-Ablagerungen (sogenannte amyloide Plaques) kommt es zu Störungen des Sprachzentrums, des Denkvermögens und des Gedächtnisses des Erkrankten. Ausserdem werden wichtige Neurotransmitter (Substanzen zur Übermittlung der Informationen zwischen Nervenzellen), unter anderem Acetylcholin, nicht mehr in ausreichender Menge produziert, was zu einer allgemeinen Leistungsschwäche des Gehirns führt.

Mit  der steigenden Lebenserwartung wird die Krankheit vornehmlich in den Industrieländern bei immer mehr Menschen diagnostiziert. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, an Alzheimer zu erkranken. Bei seltenen erblichen Formen des Leidens kann die Krankheit schon bei 30-Jährigen auftreten.

Die eigentlichen Ursachen sind noch immer unbekannt und vieles deutet darauf hin, dass es mehrere verschiedene Auslöser gibt. Ablagerungen von Eiweissbruchstücken im Gehirn führen zum Absterben von Nervenzellen. Betroffen sind vor allem die Nervenzellen des Gehirns, die das Gedächtnis, die Sprache und die Denkfähigkeit steuern.

Alzheimer: Vergesslichkeit bis Entpersonalisierung
Alzheimer: Vergesslichkeit bis Entpersonalisierung
Alzheimer wird in erster Linie mit Vergesslichkeit in Verbindung gebracht. Tatsächlich ist der Verlust des Kurzzeitgedächtnisses meist das erste Anzeichen eines beginnenden Alzheimers, das Betroffenen oder Angehörigen auffällt. Zwar lassen bei den meisten Menschen die Gedächtnisfunktionen mit dem Alter nach. Der altersbedingte geistige Leistungsabbau beeinträchtigt jedoch nicht die Selbstständigkeit. Bei Betroffenen mit Alzheimer ist das anders.
  • Störungen des Kurzzeitgedächtnisses (Vergesslichkeit) und Denkschwierigkeiten
  • Sprachstörungen  (Wortfindungsstörungen als frühes Zeichen) und eingeschränktes Urteilsvermögen
  • Depressionen , Angststörungen (treten häufig im Verlauf der Alzheimer-Erkrankung auf)
  • Örtliche, zeitliche und situative Orientierungslosigkeit
  • Wahrnehmungsstörungen, Wahnvorstellungen und Trugbilder
  • Persönlichkeitsveränderungen und Verhaltensveränderungen
  • Probleme beim Essen und Trinken, Schluckstörungen (bei fortgeschrittener Erkrankung sind auch automatisierte Körperfunktionen gestört)
  • Inkontinenz bezüglich Stuhl und Urin

Die Anamnese (Krankengeschichte) muss zusammen mit Familienangehörigen erfolgen, da zum Zeitpunkt einer Diagnosestellung das Kurzzeitgedächtnis und die Denkleistung meist bereits erheblich gestört sind. Die Patienten leben oft in der Vergangenheit, haben Mühe, Dinge und Personen aus dem Alltag wiederzuerkennen; überhaupt ist der Alltag immer weniger zu bewältigen (Ankleiden, Essen, Einkaufen, Inkontinenz). Patienten können nicht mehr alleine leben und werden für Angehörige zur psychischen Belastung.

Mit speziellen Tests der Gedächtnisleistung kann festgestellt werden, ob ein Patient an Alzheimer erkrankt ist. Dazu gibt es  Kurztests (10-15 Minuten), bei denen mit Fragen und kleinen Aufgaben das Erinnerungsvermögen, die Aufmerksamkeit, die Urteilsfähigkeit und die Sprache geprüft werden. Gängige Tests sind der Mini-Mental Status Test, der Uhrentest und der Demenz-Detektions-Test.

Eine endgültige Diagnose kann jedoch nur durch zusätzliche Untersuchungen, z.B. mittels Magnetresonanztomographie (MRI) oder Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gestellt werden.

Mit Hilfe von Medikamenten, Krankengymnastik und Gedächtnistraining kann dazu beigetragen werden, die Alltagskompetenz des Betroffenen möglichst lange zu erhalten. Eine Heilung der Erkrankung ist aber nicht möglich.
 
Medikamente können den Signalaustausch zwischen den überlebenden Nervenzellen verbessern, können aber das Absterben der Nervenzellen nicht verhindern. Gegen die Begleitsymptome wie Unruhe, Schlafstörungen und Bewegungsstörungen oder Depressionen können ärztlich verordnete Medikamente eingesetzt werden. Wichtig ist, dass die Betroffenen gefördert, aber nicht überfordert werden.

Während des ganzen Krankheitsverlaufs sind regelmässige Besuche beim Hausarzt sehr wichtig. Er kann erkennen, ob zusätzliche Krankheiten bestehen oder ob ein Spezialist zugezogen werden muss.

Medikamentöse Behandlungen

Für die Behandlung der Alzheimer- Demenz stehen zwei Arzneimittelgruppen zur Verfügung. Memantine und Acetylcholinesterasehemmer.Sie werden auch als ''Antidementiva'' bezeichnet. Ausserdem ist für Ginkgo-Extrakt eine positive Wirkung auf die Gedächtnisleistung und Alltagsfähigkeiten bei Alzheimer-Demenz belegt.

Memantine schützt die Nervenzellen vor dem Zelltod. Die Patienten bleiben länger aktiv, die Pflegeaktivität um den Patienten kann reduziert werden.

Die Acetylcholinesterasehemmer (Galantamin, Donezepil, Rivastigmin) verhindern, dass bereits gebildetes Acetylcholin im Gehirn wieder abgebaut wird. Somit wird die Weiterleitung von Information besser gewährleistet. Der Einsatz dieser Medikamente wirkt sich günstig auf die kognitiven Funktionen (z.B. Gedächtnis- und Denkstörungen, Realitätsverlust), auf Alltagsaktivitäten und auf den gesamten gesundheitlichen Eindruck aus.

Die Medikamente dieser Substanzklassen führen nicht zur Heilung der Erkrankung, sondern verzögern lediglich den Verlauf. Je früher sie eingesetzt werden, desto grösser ist ihre Wirksamkeit.

Nicht medikamentöse Behandlung

  • Gedächtnistraining, Alltagstraining
  • Psychotherapie, Paartherapie
  • Beschäftigungstherapien (Malen, Kochen, Musik, Einbindung in einen gesunden Haushalt etc.)
  • Bewegung, Geselligkeit, Spielen
Je früher die Krankheit diagnostiziert wird (d.h. je jünger der Patient ist), desto schneller ist meistens der Verlauf. Gelegentlich kann es zu vorübergehenden Verbesserungen der Leistungsfähigkeit kommen, früher oder später werden die Patienten aber pflegebedürftig. Dies stellt dann für die Angehörigen eine grosse physische und psychische Belastung dar.

Wissenschaftlich belegte Vorbeugungsmassnahmen gibt es nicht. Zurzeit laufen erste Studien zur Prüfung eines Impfstoffes, der die Eiweiss-Ablagerungen im Gehirn (primäre Ursache von Alzheimer) verhindern soll. Es gibt Studien, die darauf hindeuten, dass geistig rege Menschen die Verlaufsfolgen länger hinauszögern können als andere. Auch regelmässige Bewegung könnte evtl. einen günstigen Effekt auf die Hirnfunktionen haben.

Diskutiert wird ebenfalls die vorbeugende Wirkung von verschiedenen Medikamenten. Es wird aber zurzeit nicht empfohlen, irgend ein Medikament in vorbeugender Absicht einzunehmen.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Dr. med. Daniel Desalmand

Daniel Desalmand hatte in Bern Medizin studiert. Nach dem Studium hatte er mehrjährige klinische Erfahrung in Chirurgie und Innerer Medizin erworben bevor er sich dem Wissenschaftsjournalismus zugewandt hatte.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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