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Fibromyalgie: chronische schmerzhafte nicht-entzündliche Erkrankung
Fibromyalgie: chronische schmerzhafte nicht-entzündliche Erkrankung

Fibromyalgie ist eine chronische, schmerzhafte, nicht-entzündliche Erkrankung, die den Bewegungsapparat betrifft, also der Muskeln, Sehnen und Bänder. Man spricht auch von generalisiertem Weichteilrheuma.

Das Typische an der Fibromyalgie sind starke Scherzen vor allem im Bereich der Muskulatur und der Sehenansätze mit Druckschmerzen an definierten Punkten (Tender points). Dazu kommen häufig vegetative Symptome wie Übelkeit oder Schlaflosigkeit.

Die Krankheit tritt überwiegend bei Frauen zwischen 30 und 40 Jahren auf. Aber auch Jugendliche und ältere Menschen nach den Wechseljahren können betroffen sein.

Die Ursachen für die Entstehung der Fibromyalgie sind bis heute nicht geklärt.

Einige Faktoren, die als Ursache diskutiert werden:

  • Chronische Schmerzen im Bewegungssystem
  • Familiäre Häufung lassen genetische Anlagen vermuten
  • Störungen im Schmerzempfinden im Gehirn
  • Psychische Einflüsse: Hier ist man sich nicht sicher, ob die Fibromyalgie die Psyche beeinflusst oder umgekehrt
  • Vorerkrankungen des Bewegungsapparates, z.B. Bandscheibenvorfall
  • Verletzungen oder Operationen
  • Autoimmunerkrankung
  • Muskelstoffwechselstörung
  • Durch Schlafentzug können Fibromyalgien hervorgerufen werden; umgekehrt leiden viele Betroffene an Schlafstörungen
Fibromyalgie: Definierte Schmerzpunkte, Tender points
Fibromyalgie: Definierte Schmerzpunkte, Tender points

Hauptbeschwerden sind die starken Schmerzen im Bereich der Muskeln und Sehnen.

Die Beschwerden entwickeln sich meist allmählich und schreiten langsam fort.

Die Schmerzen können jahreszeitbedingt stärker (nass, kalt) oder weniger stark (trocken, warm) sein. Viele Betroffene sind durch die Beschwerden erheblich in ihrer Lebensqualität eingeschränkt.

  • Diffuse Schmerzen, die sich am ganzen Körper beidseitig bemerkbar machen.
  • Starke, ziehende oder reissende, anhaltende Schmerzen vor allem in den Muskeln und den Sehnenansätzen.
  • Druckschmerzen an mindestens 11 von 18 definierten Punkten (Tender points ).
  • Schmerzhafte, diffus geschwollene Weichteile
  • Folgen daraus sind meistens Muskelverspannungen

Folgende Beschwerden (Symptome) können bei Fibromyalgien zusätzlich auftreten:

  • Schlafstörungen; der Schlaf bringt nur ungenügend Erholung, daher chronische Tagesmüdigkeit
  • Psychosomatische Beschwerden (Magen- Darm-, Herzbeschwerden, unspezifische Unterleibsbeschwerden)
  • Neurologische Beschwerden: Taubheitsgefühl, Beklemmungsgefühl, Kopfschmerzen
  • Mentale Beschwerden: Depressive Verstimmungen, Depressionen, Angstzustände
  • Konzentrationsstörungen, Leistungseinbussen
  • Morgensteifigkeit, Schwellungsgefühl, Kältegefühl an Händen und Füssen
  • Überdurchschnittliches Mass an Beweglichkeit (Hypermobilität)
  • Hautirritationen, besonders am Oberkörper

Auslöser (sogenannte Trigger) können sein:

  • Wetterveränderungen
  • Rauch
  • Lärm
  • Grelles Licht
  • Kälte
  • Durchzug
  • Stress
Fibromyalgie: Blutuntersuchungen zum Ausschluss anderer Krankheiten
Fibromyalgie: Blutuntersuchungen zum Ausschluss anderer Krankheiten

Zur Diagnose der Fibromyalgie werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:

  • Krankengeschichte unter Einbezug der Symptome
  • Untersuchung und Auffinden der Tender points (Druckpunkte)
  • Laboruntersuchungen zum Ausschluss anderer entzündlicher Rheumaerkrankungen oder einer Schilddrüsenunterfunktion.
Fibromyalgie: Gelenkschonende Ausdauertraings
Fibromyalgie: Gelenkschonende Ausdauertraings

Allgemeine Massnahmen

Körperliches Training scheint auf die Befindlichkeit einen guten Einfluss zu haben. Das Trainingsprogramm soll aber auf den Patienten abgestimmt werden (Empfehlung des American College of Rheumatology).

  • Körperliche Bewegung und Ausdauertraining wie Walken, Radfahren, Langlauf, Schwimmen
  • Gezielte physikalische Anwendungen (Rehabilitationsprogramm)
  • Verbesserung des Schlafes mittels Schlaftraining und Schlafhygiene; Ausschalten von Störfaktoren wie Kaffee, Alkohol, Lärm, Stress
  • Familie und Umfeld sollen informiert werden; sie können dem Betroffenen durch Verständnis helfen

Medikamentös

Vor der unkontrollierten Einnahme von Schmerzmitteln wird gewarnt. Folgende Medikamente werden meistens in Kombination verordnet:

  • Schmerzmittel
  • Antidepressiva, sie helfen auch Angstzustände einzudämmen
  • Muskelentspannungsmittel (Antikonvulsiva)

Andere Massnahmen

  • Akupunktur scheint eine gewisse Linderung der Beschwerden zu bringen
  • Entspannungstechniken wie Yoga
  • Leichtes Streching zur Muskelentspannung
  • Bäder
  • Ergotherapie
  • Gesprächstherapie zur Schmerzbewältigung
  • Patientenschulung

Die Therapie der Schmerzen und Begleitsymptome ist für den Patienten und den Arzt häufig sehr anforderungsreich, da viele Therapien meist einen nur kleinen lindernden Effekt haben.

Im Gegensatz zu andern rheumatischen Erkrankungen kommt es bei der Fibromyalgie zu keiner Gelenkschädigung oder zu starken Einschränkungen des Bewegungssystems.

Eine Besserung der Beschwerden ist allerdings mit den Jahren nur selten zu erwarten, viele Betroffene haben nach 10 Jahren immer noch die gleich starken Symptome wie zu Beginn der Erkrankung.

Der Schmerz kann so stark sein, dass der Alltag des Betroffenen deutlich beeinträchtigt ist. Andere Patienten wiederum nehmen die Beschwerden nur als leichte Behinderung wahr. Manchmal kommt es auch zu schmerzfreien Phasen. Wichtig ist, solche Schmerzen niemals als eingebildet abzuwerten.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Dr. med. Daniel Desalmand

Daniel Desalmand hatte in Bern Medizin studiert. Nach dem Studium hatte er mehrjährige klinische Erfahrung in Chirurgie und Innerer Medizin erworben bevor er sich dem Wissenschaftsjournalismus zugewandt hatte.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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