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Raucherbein: Durch Gefässverengungen entstehen starke Schmerzen
Raucherbein: Durch Gefässverengungen entstehen starke Schmerzen

Beim Raucherbein (oder Schaufensterkrankheit) handelt es sich um eine arterielle Verschlusskrankheit der Becken- oder Beinarterien. Es kommt zu Durchblutungsstörungen in den Beinen. Je nach Stelle der Verengung kann es die Unter- oder Oberschenkel oder das Becken betreffen. Patienten mit einer Schaufensterkrankheit haben ein wesentlich erhöhtes Risiko für Hirnschläge und Herzinfarkte.

Neueren Angaben zu Folge sind 70% der Patienten Männer, die Frauen holen jedoch auf. Das Durchschnittsalter der Patienten und Patientinnen mit Raucherbeinen beträgt rund 70 Jahre. Nicht selten tritt die "Schaufensterkrankheit" jedoch schon Mitte 40 auf.

Grunderkrankungen:

  • Arteriosklerose, sogenannte "Arterienverkalkung" (sehr häufig)
  • Arterienentzündung (selten)

Risikofaktoren für Durchblutungsstörungen:

Stadium I

Lange sind keine Beschwerden zu spüren, da der Körper versucht, die Mangelversorgung selber auszugleichen. Die Arterienverschlüsse werden zufällig entdeckt.

Stadium II

  • Geh-Schmerzen (unterhalb der Gefässverengung), mit zunehmender Ausprägung nach immer kürzeren Distanzen, sind die ersten Beschwerden.
  • Hautveränderungen (blasse Haut beim Hochlagern, blaurote Haut beim Senken der Beine)
  • Kältegefühl, Missempfinden, Nagelveränderungen
  • Haarausfall an den Beinen
  • Die Schmerzen sind lokal, dort wo die Arterie verschlossen ist, das kann sein im Gesäss, Oberschenkel, in der Wade, der Fusssohle oder in den Zehen.

Stadium III

Ruhe-Schmerzen (im späteren Stadium)

Stadium IV

Gewebsschäden (Nekrosen), Gewebe stirbt ab, kleinste Verletzungen heilen nicht mehr richtig und es kommt sofort zu schweren Entzündungen. 

Akuter Notfallzustand

Durch ein verschlepptes Blutgerinnsel (Embolus) oder das Aufbrechen einer Wandverkalkung kann es zu einem akuten Verschluss der Arterie kommen. Der Notfall muss sofort behandelt werden, sonst können Gefühlsstörungen, Lähmungserscheinungen, Absterben von Gewebe (im schlimmsten Fall eines ganzen Beines) oder gar ein Kreislaufschock auftreten.

Notfallzeichen sind:

  • Kaltes, weisses Bein und starke Schmerzen
  • Kein Puls fühlbar im Bein
Raucherbein: Blutdruckmessung und Ultraschall
Raucherbein: Blutdruckmessung und Ultraschall

Zur Diagnose der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit werden verschiedene Untersuchungen und Abklärungen durchgeführt. Dazu gehören unter anderem:

  • Krankengeschichte und Symptome
  • Körperliche Untersuchung (Puls, Strömungsgeräusche mit dem Stethoskop)
  • Messung des Blutdrucks und der Verschlussdrücke mit Hilfe des Doppler-Ultraschalls an verschiedenen Stellen (Knöchel Arm Index, auch ABI genannt)
  • Ultraschall
  • Röntgenaufnahmen mit Kontrastmittel (Angiographie)
  • Evtl. MRI oder CT bei Planung einer Operation
Raucherbein: regelmässiges körperliches Training
Raucherbein: regelmässiges körperliches Training

Notfallbehandlung

Nach der Schmerzbehandlung muss der Chirurg entscheiden, ob das Bein mithilfe von durchblutungsfördernden Medikamenten erhalten werden kann oder ob die verengte Stelle in der Arterie operativ entfernt werden muss. Dies geschieht entweder durch einen Katheter durch die Leiste oder durch eine offene Operation.

Eine Amputation ist das allerletzte Mittel, wenn das Bein nicht mehr gerettet werden kann.

Basistherapie

Allgemeine Massnahmen
  • An erster Stelle der Behandlung steht die Förderung der Durchblutung durch ein konsequentes Gehtraining und die Behandlung und Beseitigung von Risikofaktoren sowie die Behandlung von bestehenden Erkrankungen (Diabetes, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Krankheiten der Schilddrüse.)
  • Konsequente Lebensumstellung: Sofortiger Rauchstopp, Ernährungsumstellung, regelmässiges körperliches Training (ist ganz wichtig zur Förderung von neuen Gefässen, die die enge Arterie überbrücken können).
  • Wichtig ist, dass der Patient seine Füsse gut pflegt, sich auf Verletzungen achtet und Druckstellen konsequent entlastet.
Medikamente
  • Blutplättchen hemmer: Medikament gegen die Zusammenballung der Blutplättchen (Thromozyten)
  • Gerinnungshemmer: gegen die Verklumpung des Blutes in der Arterie, vor allem bei Embolien aus dem Herz
  • Gefässerweiternde Substanzen
  • Evtl. Schmerzmittel
  • Antibiotika bei bakterieller Infektion der schlecht durchbluteten Stellen
  • Unterstützung der Wundheilung bei offenen Beinen

Mögliche Operationen

Die Wahl der Operation richtet sich nach Lokalisation der Arterienverengung, der Schwere der Beschwerden und dem Befinden des Patienten.

  • Ein Ballonkatheter wird über einen kleinen Zugang an der Leiste in eine blockierte Arterie eingeführt. Der Ballon wird aufgepumpt und die Verengung gesprengt. Gleichzeitig kann ein gerinnselauflösendes Medikament (Lyse) direkt in die betroffene Arterie gespritzt und je nach dem ein Metallgeflecht (Stent) zum Offenhalten der Stelle eingepflanzt werden
  • Bypassoperation: Mittels Einbauen eines meist künstlichen Gefässstückes wird die verengte Stelle überbrückt
  • Thrombendarterektomie: Gefässausschälung von innen über einen Katheter

Eine Notfallbehandlung muss innerhalb von 6 bis 8 Stunden erfolgen, dann sind die Verlaufsprognosen gut. Unbehandelt stirbt das Bein bei Fortschreiten ab, dadurch bleibt nur noch die Amputation als letzte Behandlungsoption übrig. Das Absterben des Beines durch Sauerstoffmangel kann im Extremfall zum Kreislaufschock und zum Tod führen.

Die Prognosen im späteren Stadium hangen in erster Linie vom Einhalten der Therapien ab und ob es gelingt, die auslösenden Faktoren zu behandeln und die Risikofaktoren konsequent auszuschalten. Nur so kann ein weiteres Fortschreiten der Erkrankung verhindert werden.

Ein Grossteil der Patienten hat zusätzlich zum Raucherbein auch Veränderungen an den Herzkrankgefässen. Daher sterben viele Betroffene schlussendlich an einem Herzinfarkt. Auch die Hirnarterien sind von der Arterienverkalkung betroffen, was zu vermehrten Hirnschlägen führt.

Raucherbein: sofortiger Rauchstopp
Raucherbein: sofortiger Rauchstopp

Zur Vorbeugung werden unter anderem folgende Massnahmen empfohlen:

  • Nicht rauchen
  • Gewichtsabnahme bei Übergewicht
  • Regelmässige Bewegung
  • Konsequente Einhaltung der Therapie von Blutdruck, Blutfetterhöhungen und einer allfälligen Zuckerkrankheit
  • Gute Work-life Balance (Abbau von Stressfaktoren)

Dr. med. Gerhard Emrich

Gerhard Emrich hat in Wien Medizin studiert. Er ist Medizinjournalist mit langjähriger Erfahrung in medical writing.

Dr. med. Daniel Desalmand

Daniel Desalmand hatte in Bern Medizin studiert. Nach dem Studium hatte er mehrjährige klinische Erfahrung in Chirurgie und Innerer Medizin erworben bevor er sich dem Wissenschaftsjournalismus zugewandt hatte.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
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