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Blau anflaufen deutet auf akuten Sauerstoffmangel hin und ist ein Notfall
Blau anflaufen deutet auf akuten Sauerstoffmangel hin und ist ein Notfall
Eine blaue Verfärbung der Haut ist ein Alarmzeichen und bedeutet, dass im Blut zu wenig Sauerstoff transportiert wird. Mögliche Gründe sind Vergiftungen oder schwere Herzkreislauf- oder Lungenerkrankungen.

Blau anlaufen (Zyanose) bedeutet eine bläuliche oder violette Verfärbung der Haut, Fingernägel und sichtbaren Schleimhäute (Lippen, Zunge, Mundschleimhaut). Die Blaufärbung tritt nicht zwangsläufig überall auf und muss auch nicht gleich stark ausgeprägt sein. Sind nur die Körperenden (medizinisch: Akren) betroffen, wie Finger, Zehen, Nase oder Ohren, dann spricht man von einer Akrozyanose.

Eine Zyanose tritt auf, wenn der Sauerstoffgehalt im Blut vermindert ist. Sauerstoff wird im Blut vom roten Blutfarbstoff Hämoglobin transportiert. Normalerweise ist sauerstoffreiches Hämoglobin hellrot gefärbt. Sauerstoffarmes Hämoglobin ist dagegen bläulich und wird als Zyanose sichtbar.

Eine Zyanose kann ein Zeichen einer akuten lebensbedrohlichen Erkrankung sein (z.B. Asthmaanfall, angeborener Herzfehler beim Neugeborenen) oder als dauerhaftes Symptom einer chronischen Erkrankung auftreten (z.B. Herzschwäche, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, kurz COPD).

Eine akute Zyanose, die mit Atemnot, Herzrasen, Schmerzen im Brustkorb und Bewusstseinsstörungen einhergeht, ist immer ein lebensbedrohlicher Notfall.

Verschiedene Formen der Zyanose

  • Zyanose infolge einer Herzerkrankung
  • Zyanose infolge einer Lungenerkrankung
  • Periphere Zyanose: erkennbar an einer Blaufärbung der Körperenden (=Akrozyanose, siehe oben) aufgrund eines verlangsamten Blutflusses im Gewebe, z.B. bei Kälteeinwirkung, Thrombose, Durchblutungsstörung in den Beinen ("Schaufensterkrankheit")
  • Zentrale Zyanose: erkennbar an einer Blaufärbung von Lippen, Zunge und Mundschleimhaut aufgrund einer Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff bei Herz- oder Lungenerkrankungen
Begleitsymptome: Atemnot, Schmerzen im Brustkorb, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, häufiges Frieren

Als Ursache einer Zyanose kommen in erster Linie Erkrankungen des Herzens oder der Lunge in Frage. Einer Blausucht der Finger und Zehen liegt meist eine Durchblutungsstörung zugrunde, die durch Kälte ausgelöst wird. Bei Säuglingen kann unter anderem ein angeborener Herzfehler dahinter stecken.

Zyanose bei Herzerkrankungen

Zyanose bei Lungenerkrankungen

Weitere Ursachen

  • Gefässerkrankungen, z.B. Reynaud-Syndrom (Weissfingerkrankheit)
  • Durchblutungsstörungen in den Beinen, Schaufensterkrankheit
  • Kälteeinwirkung/Erfrierung
  • Vergiftungen
  • Fieberkrampf beim Kleinkind

Einer Zyanose (Blausucht) kann nur durch die Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung vorgebeugt werden.

Bei einer bekannten Herz- oder Lungenerkrankung ist darauf zu achten, die Medikamente genau nach ärztlicher Anweisung einzunehmen, Notfallmedikamente (z.B. Asthma -Spray, Nitro-Spray) sollen immer zur Hand sein. Am besten lässt man sich vom Arzt Der Arzt kann Anweisungen geben, was im Notfall zu tun ist. Bei Kindern mit Herz- oder Lungenproblemen müssen auch Aufsichtspersonen (Lehrer, Betreuer) entsprechend informiert sein.

Beim Auftreten einer akuten Zyanose soll immer der Arzt gerufen werden, insbesondere wenn eine Herz- oder Lungenerkrankung bereits bekannt ist.

Eine plötzlich auftretende Blauverfärbung von Lippen und Zunge ist immer ein Hinweis auf eine ernsthafte Herz- oder Lungenerkrankung, die sofort ärztlich behandelt werden muss. Eine Blausucht, die sich auf Finger und Zehen (Akrozyanose) beschränkt, muss nicht immer gefährlich sein, vor allem wenn sie eindeutig durch Kälte ausgelöst wird.

Welcher Arzt ist zuständig?

  • Hausarzt
  • Lungenfacharzt (Pulmologe)
  • Kardiologe
  • Notarzt


Die Blausucht (Zyanose) ist bereits an der bläulichen Verfärbung der Haut oder der Schleimhäute erkennbar. Die weitere Diagnostik dient zur Klärung der genauen Ursache und umfasst die Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese) und eine eingehende körperliche Untersuchung. Ausgehend von der Anamnese und der körperlichen Untersuchung können weitere spezielle Untersuchungen folgen. Bestehende Herz-, Lungen- oder Blutkrankheiten sowie aktuelle Medikamenteneinnahme sollen dem Arzt sofort mitgeteilt werden.

Erhebung der Krankengeschichte (Anamnese)

  • Fragen zum Symptom "Blau anlaufen": Wann erstmals aufgetreten, welche Körperstellen sind betroffen, Zusammenhang mit bestimmten Situationen (z.B. bei Kälte), etc.
  • Begleitsymptome (siehe Abschnitt "wie äussert sich das Symptom")
  • Vor- und Begleiterkrankungen (v.a. bekannte Herz- und Lungenerkrankungen)
  • Medikamenteneinnahme
  • Bedeutsame Erkrankungen und Todesursachen in der Familie
  • Lebensumstände, beruflicher und sozialer Hintergrund
  • Lebensgewohnheiten: Ernährung, Schlaf, Genussmittel (Kaffee, Alkohol, Nikotin, Drogen), Stress, etc.

Körperliche Untersuchung

Zunächst prüft der Arzt die Kreislauffunktionen (Blutdruck, Puls, Herzfrequenz), er misst die Sauerstoffsättigung im Blut mit dem Finger-Clip-Pulsoxymeter, hört Lunge und Herz ab und Inspiziert die Haut und Schleimhäute um das Ausmass und die Form der Zyanose (zentral oder peripher) herauszufinden.

Weitere Diagnostik/spezielle Untersuchungen

  • Blutuntersuchung (v.a. Zusammensetzung der Blutzellen= Blutbild)
  • EKG
  • Thorax -Röntgen mit Darstellung von Lunge und Herz
  • Herz-Ultraschall (Echokardiogramm)
  • Weitere bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRI)
  • Herzkatheteruntersuchung

Mehr Informationen zur Abklärung (Diagnostik) finden Sie in den jeweiligen Krankheitsbildern

Die Therapie richtet sich nach der Ursache und nach der Schwere der Blausucht (Zyanose):

  • Bei lebensbedrohlicher Zyanose stehen Notfallversorgung und Kreislaufstabilisierung des Betroffenen an erster Stelle. Eine Sauerstoffgabe (meist über Nasensonde) gewährleistet in der Akutsituation die Sauerstoffversorgung des Blutes, was die Zyanose (Blausucht) rasch aufhebt.
  • Bei einer Blaufärbung der Finger oder Zehen infolge Kälte oder eines Raynaud-Phänomens, hilft die langsame Erwärmung der Finger und Zehen
  • Medikamentöse Behandlung von Herz- und Lungenerkrankungen, inklusive Notfallmedikamente (z.B. Asthma-Spray).
  • Antibiotika bei bakteriellen Infektionen (z.B. Lungenentzündung)
  • In anderen Fällen können auch eine Operation und weitere spezielle Therapien notwendig werden.

Dr. med. Fritz Grossenbacher

Fritz Grossenbacher hat in Bern Medizin studiert. Er besitzt einen Master of Medical Education der Universitäten Bern und Chicago und ein Zertifikat in Teaching Evidence based Medicine des UK Cochrane Center in Oxford.

Doris Zumbühl

Doris Zumbühl ist diplomierte Medizinische Praxisassistentin. Sie verfügt über mehrere Weiterbildungen in den Bereichen Journalismus, IT und Bildbearbeitung.
   
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